"Happy Welcome": Zirndorfer ZAE kommt ins Kino

3.6.2015, 06:00 Uhr

© Ralf Rödel

Bei den angenehmen Temperaturen hat es die Kinder, die Frauen und Männer der ZAE an diesem Nachmittag nach draußen gezogen. Sie sitzen auf Bordsteinkanten oder im Gras, lehnen am Geländer. In ihrem neuen Leben in Deutschland gibt es eines im Überfluss: Zeit.

Eine Stunde davon werden ihnen gleich Duda, Kuki, Mädmoisel und Waschli stehlen. Vier Clowns, von der Organisation „Clowns ohne Grenzen“. Im Schlepptau haben sie Regisseur Walter Steffen und zwei Kamerateams. Es ist der Auftakt für ihre „Willkommenstour“: Sie führt zu acht Flüchtlingsunterkünften in sieben Tagen, von Zirndorf über Eisenberg, Meißen und Halberstadt nach Dortmund, Oberursel, Schwäbisch Hall und München. „Wenn man sich die Strecke auf der Karte anschaut, ist das zufällig in Herzform“, sagt Walter Steffen. Es passt zu dem Vorhaben.

Eigentlich gehen die „Clowns ohne Grenzen“ – wie die bekannteren „Ärzte ohne Grenzen“ – in die Krisengebiete der Welt. Ihre Medizin sind „Humor, Mitmenschlichkeit, Lebensfreude, Liebe“, wie es auf der Homepage der Organisation heißt. Mit ihren Shows wollen sie Kinder, die nicht selten traumatisiert sind, zum Lachen bringen. Oft gelinge es, sie nachhaltig zu beeindrucken. „Bevor ihr kamt, haben die Kinder Krieg gespielt – jetzt spielen sie Clown“, ließen Helfer aus einem jordanischen Flüchtlingslager die Besucher nach ihrer Rückkehr wissen. Nun aber ist Deutschland das Reiseziel – weil immer mehr Menschen aus den Krisengebieten hierher flüchten.

Um ihr Publikum einzusammeln, ziehen die vier Clowns los. Mädmoisel, die im wahren Leben Miriam Brenner heißt, lässt sich neben einer Gruppe Asylsuchender ins Gras fallen. Schnell ist diese Frau mit den pink-gelben Strümpfen und dem gestreiften Hut umringt, werden Handys für Erinnerungsfotos und -videos gezückt. Junge Männer lachen in die Kamera, zählen mit ihr „One, two, three“ – und dann regnet es Konfetti. Einmal, zweimal, immer wieder für immer mehr Fotos. Bis sie weiterzieht – und die Männer ihr bereitwillig zum Sportplatz folgen, der heute als Freiluftbühne dient.

© Foto: Ralf Rödel

Dort sitzen schon Kinder am Boden. Und dann geht es los: Die Clowns begegnen sich wie vier Fremde, die sich kennenlernen. Das funktioniert ohne Worte, und weil sie dabei ziemlich lustig sein können, müssen die Kinder kichern. Für die nächsten 60 Minuten lassen sie die Akteure nicht mehr aus den Augen. Dahinter stehen junge Männer, die ebenfalls keine Sekunde verpassen wollen. Und Mütter, bei denen man nicht so genau weiß, ob sie sich über die Clowns oder die Freude ihrer Kinder freuen.

Die beiden Kamerateams halten die Szenen fest. Neben den Eindrücken aus den Unterkünften will das Team auch Aufnahmen aus den jeweiligen Städten zeigen und, wie es sich für ein Roadmovie gehört, Filmmaterial von der Reise. Welches Bild gibt Deutschland ab? Ist es ein Land, das Menschen willkommen heißt? „Und was können wir tun, damit es in den nächsten Jahren ein Gastland wird?“ Diesen Fragen, sagt Walter Steffen, wolle er nachspüren. Auch in Gesprächen mit Helfern und mit Menschen auf der Straße.

Der Film, der am 7. August beim Fünf Seen Filmfestival Uraufführung feiern soll, sei ein unabhängiges Projekt, wie er betont. Den Clowns, die er begleitet, gelinge es „auf sehr empathische, poetische und humorvolle Weise, die Situation der Bewohner zu reflektieren“. Viele Bilder, das ist zu ahnen, werden für sich sprechen.

Eine riesige Seifenblase, die den beiden Clown-Damen glückt, dürfte es ziemlich sicher in den Film schaffen. Sie wird von den Kindern bejubelt, spontan winken sie ihr hinterher, als sie über ihre Köpfe hinweg gen Himmel steigt. Die Seifenblase schwebt vorbei an einem Fenster, aus dem Bewohner die Show verfolgen. „Die haben sich so gefreut“, sagt Steffen. „Das war ein ganz poetischer, magischer Moment.“

Mehr zum Film und zur laufenden Crowdfunding-Aktion, die bei der Finanzierung helfen soll, gibt es unter www.happywelcome.de

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