Zauber der Kälte

14.8.2017, 15:00 Uhr
Zauber der Kälte

© Foto: Markus Kohler

Wer das Land, wo die Zitronen blühen, schon zur Genüge kennt, wird vielleicht auch Gefallen an einem Land finden, wo die Öfen und Nordlichter glühen. Doch nur wenige zieht es im Sommer in den kühlen Norden, zu Norwegens steilen Fjorden. Im dunklen Winter schon gar nicht.

Und doch hat es das spezifische Licht drei Roßtaler Fotografen angetan. Man mag es kaum glauben, aber ein Großteil ihrer Bilder ist zu nachtschlafender Zeit entstanden, um 22.30 Uhr, um Mitternacht oder gar bei Tagesanbruch um 01.30 Uhr. Das geht aber nur im Juni, wenn die Sonne ihre längste Zeit am Nordhimmel steht.

Himmel und Licht

So sind es vor allem Landschaftsaufnahmen mit viel Himmel und Lichtstimmung, die die Panoramen füllen. Von Flora, Fauna und Einheimischen bekommt der Besucher eher wenig zu sehen, dafür umso mehr von der ungeheuren Weite des Landes, der Schroffheit seiner Natur und der Einsamkeit auf dem Lande.

Wie unwirtlich das Leben dort ist, fängt etwa Andreas Sponnier mit einem friedlichen Winterbild ein: eine Holzkirche inmitten einer schneebedeckten Landschaft, dicke Schneebänke neigen sich über das steile Flussufer im Vordergrund. Doch ein Blick auf die Erläuterungen belehrt uns eines Besseren: Das vermeintliche Winterbild ist ein Sommeridyll, ein Junimittag auf 228 Metern Höhe.

Aber auch gelungene Schnappschüsse sind im Angebot. Etwa die Aufnahme einer Möwe im Flug, die nach einem Fisch in der ausgestreckten Hand eines Touristen schnappt. Günter Hochberger hatte diese Aufnahme im Rahmen einer Adlersafari der Hurtigrutenschiffe gemacht. "Denn Möwenschwärme locken sofort die Seeadler an, die wollen ja auch was zum Fressen haben", erzählt Hochberger, "und wenn ein Seeadler einen Fisch ergattert, machen sich an die zehn Möwen auf die Verfolgung." Dass sich die unvermeidlichen Windräder die starken Brisen an der Küste zunutze machen und die Landschaft "bereichern", unterschlägt Günter Hochberger nicht. Und selten wirkt ein Denkmal für die Kinder der Welt so einsam und verloren, wie es Andreas Sponnier am Nordkap in Szene gesetzt hat.

Historischer Kontrast

Der Dritte im Bunde ist Manfred Chrometz, der vor genau fünfzig Jahren auf Norwegen-Tour war. Seine gute alte Analog-Fotografie begeistert sich an Stabkirchen, Fischern und Holzkunst und hält mit der Digitalfotografie heutiger Zeit locker mit.

Nein, Analog hat der Digitalität doch noch einiges voraus: eine gewisse Wärme und eine Weichheit, ein Sfumato im Hintergrund, das der hochauflösenden ultrascharfen Digitalfotografie entgegensteht. Eine Wärme, für die der Nordlandreisende zutiefst dankbar ist. Und wenn es auch nur optischem Wege ist.

Bis 20. August, Spitzweedscheune, Schulstraße 25, Roßtal, Samstag 10-13 Uhr, Sonntag 10-19 Uhr

 

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