Zauberhafte Lautmalerei mal drei

29.5.2018, 06:00 Uhr
Zauberhafte Lautmalerei mal drei

© Foto: Anestis Aslanidis

Und wenn mit „Weltmusik“so der zweite Untertitel des Konzerts – Globalisierung im Sinne von Völkerverständigung in der Sprache der Musik gemeint ist, dann erfüllt "Favo feat. Sander de Winne" in Zeiten von hochgradig verrückten Staatenlenkern eine Aufgabe, die man nicht hoch genug einschätzen kann.

Seit sechs Jahren spielen Klarinettist Falk Breitkreuz, Saxophonist Volker Schlott und Sänger Sander de Winne im Trio Favo zusammen. Ihre musikalische Bandbreite reicht von Klassik über Jazz bis Pop, sie beherrschen die Vielfalt der gesamten Klarinetten- und Saxophonfamilie und Sänger de Winne ist als Imitator von Instrumenten von der Querflöte bis zu einem ganzen Percussionsensemle ein perfekter Stimmakrobat.

Das Faszinierende an Favo ist das völlige Verschmelzen der Instrumente und der Singstimme zu einem Gesamtklang, der eine völlig neue Klangwelt erschließt. Die in der Tiefe brummende Bassklarinette und das Sopransaxophon überlagern sich und die Singstimme fügt sich stellenweise einstimmig in diese Klänge ein wie bei einer Komposition von Keith Jarrett, dezent und einschmeichelnd, dann beschwingt, fast tänzerisch, jazzige Rhythmen, erzeugt von der Singstimme und dem Cajon.

Perfekte Lautmalerei begegnet in "Pink Elefant", wo die Stimme von Sänger de Wille mit verschiedensten Lauten wie ein Instrument behandelt wird. Ein toller Gegensatz das Lied "Dat du min Levsten bist", Text und Melodie in der Originalfassung, schlichter und ausdrucksstarker Gesang, dazu virtuose instrumentale Passagen zwischen den einzelnen Strophen, Sopran- und Altsaxophon im klangschönen Duett, ein wiegender Dreiertakt im Piano verklingend.

Mit der Calimba

Ein neues und hierzulande weitgehend unbekanntes Instrument stellte Falk Breitkreuz mit der Calimba aus Simbabwe vor, ein Zupfinstrument, dessen Saiten sich in einem runden Holzrahmen befinden. Tolle virtuose Passagen schwingen sich hörens- und auch sehenswert über einer sehnsüchtigen Melodie. In einem schwedischen Volkslied imitiert der Sänger den Rhythmus mit dem Pizzicato eines Kontrabasses, dazu eine wunderschöne Melodie.

Eine Glanznummer gelingt Sänger de Winne als Percussionist. Eine ganze Sammlung von Lauten, Klängen und Geräuschen lässt vokal er erklingen, für die es dann auch wie nach einem jazzigen Instrumentalsolo Szenenbeifall gibt, ehe das Ganze in eine tolle Session einmündet. Gesang mit fast elegischen Zwischenspielen ist dagegen das Strophenlied "How deep is the ocean? How high ist he sky?", und ein weiterer Glanzpunkt "Invocation" von Bobby McFerrin, dessen ruhiger Anfang in fetzige Passagen übergeht, in denen die beiden Instrumentalisten höchste Virtuosität demonstrieren, das aber auch ausdrucksvoll in fast volksliedhaftem Ton erklingt.

Mit einem Lied vom Schnee als Zugabe konnten sich die Zuhörer mit einiger Fantasie eigentlich jede Jahreszeit vorstellen, die faszinierende Klangwelt von Favo aber war das Markenzeichen dieses spannenden Kammerkonzerts. "Alles fließt zusammen, alles wird ein Ton, ein Seufzer", hat Johann Gottfried Herder schon vor 200 Jahren das Wesen der Musik beschrieben, es trifft exakt auf Favo zu.

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