Zensuren bekommen von Fürthern schlechte Noten

19.2.2017, 21:00 Uhr
Schafft die Noten ab! Unser Umfragethema stieß auf unterschiedliche Meinungen.

© colourbox.de Schafft die Noten ab! Unser Umfragethema stieß auf unterschiedliche Meinungen.

Wenn alles gut läuft, dann lässt sich mit so einem Zwischenzeugnis der Taschengeldpegel erhöhen. Bewährt hat sich in diesem Fall die Vorlage bei Opa und Oma. Nicht auszuschließen, dass damit über kurz oder lang Schluss ist. Beim Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) spricht man sich dafür aus, die Noten auch in höheren Klassenstufen durch sogenannte Lernentwicklungsgespräche zu ersetzen. Das sieht auch die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe, so. Sie hält individuelle Berichte für gerechter als Noten.

Zensuren bekommen von Fürthern schlechte Noten

© Hans-Joachim Winckler

"Ohne Noten weiß man nicht so genau, wie gut man ist und kann sich nicht mit anderen vergleichen", wendet in Fürth zum Beispiel Hannes Keßler ein. Der Elfjährige besucht die sechste Klasse im Heinrich-Schliemann-Gymnasium. Dort gibt es statt einem Zwischenzeugnis zwei Zwischenberichte, in denen auch die mündlichen Noten auftauchen. Eine Praxis, die Judith Keßler, die Mutter von Hannes, schätzt, weil sie den Eltern einen differenzierteren Überblick gibt. Sie arbeitet als Sonderpädagogin an der Jakob-Wassermann-Schule: "Lernentwicklungsgespräche finde ich prinzipiell besser als Zeugnisse, weil sie aussagekräftiger sind, in der Grundschule sowieso", sagt sie.

Ann-Marie Kosubek (mit Naima und Eleni) würde hingegen am liebsten auch die Hausaufgaben abschaffen.

Ann-Marie Kosubek (mit Naima und Eleni) würde hingegen am liebsten auch die Hausaufgaben abschaffen. © Hans-Joachim Winckler

Ann-Marie Kosubek ist Mutter von drei Kindern, ihre beiden Töchter sind in der ersten und in der dritten Klasse. Für die neunjährige Naima gab es jetzt ein Zeugnis mit Zensuren: "Finde ich cool – also wenn die Noten gut sind", freut sie sich. Ihre Mutter befürwortet allerdings den Vorstoß, das Ziffern-System abzuschaffen: "Und die Hausaufgaben bitte ebenfalls", macht die 32-Jährige klar. "Das gibt letztlich doch nur Stress in den Familien und bringt nicht viel." Zur Feier des Tages war sie gerade mit ihren Töchtern Döner essen: "Das war eine Belohnung für ihre gute Leistung in der Schule." Und zwar ganz unabhängig von den Noten: "Die Zeugnisse habe ich mir erst danach angeschaut."

Zensuren bekommen von Fürthern schlechte Noten

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Mirella Muratovic (18) und Arbese Sertolli (19) besuchen die Fachoberschule. Mit ihren Zwischenzeugnissen sind zufrieden. Einen Abschied von den vertrauten Noten können sie sich nicht so recht vorstellen: "Da müsste es aber einen Ausgleich geben, der als Ersatz dient, damit man weiß, woran man ist." Grundsätzlich ließen die beiden es auf einen Versuch ankommen: "Könnte man mal ausprobieren."

Zweifel meldet Chiara Wechsler an: "Ohne Noten fehlt möglicherweise der Anreiz", überlegt die 16-Jährige und befürchtet, dass sich dann vielleicht "keiner mehr anstrengt". Geht denn von einer schlechten Zensur tatsächlich ein gewisser Ansporn zur Verbesserung aus? Chiara will das nicht ausschließen. "Wenn man zum Beispiel weiß, dass man zu wenig gemacht hat, dann kann man sich noch einmal reinhängen."

Eigene Stärken

Am Helene-Lange-Gymnasium bereitet sich Simon Erk auf das Abitur vor. Der 18-Jährige sieht eine eventuelle Noten-Abschaffung eher skeptisch: "Das würde doch sehr schwierig, weil man so ein Abi ja auch nicht einfach herschenken kann." Simon erkennt im vertrauten Prozedere durchaus Vorteile: "Noten zeigen unter anderem, wo die eigenen Stärken liegen und helfen so, die richtigen Abi-Fächer zu belegen."

"Für die Grundschule ist das sehr gut", sagt Thomas Jung. Fürths Oberbürgermeister, in der Fußgängerzone unterwegs zu Terminen, glaubt indes nicht, dass es in den höheren Klassen ohne Benotung geht: "Irgendwann kommt der Ernst des Lebens und je näher der Schulabschluss rückt, desto mehr Aussagekraft hat doch eine Zensur." Er gibt zu: "Ich wäre traurig gewesen, wenn es das nicht gegeben hätte." Gerne erinnert er sich an die achte Klasse: "Da hatte ich fünf Einser und war der Beste. Danach ging’s dann bergab." Aber, sagt Jung: "Gut getan hat mir das damals schon."

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