Zeugnisse blühenden Handwerks in Ammerndorf

7.11.2015, 06:00 Uhr
Zeugnisse blühenden Handwerks in Ammerndorf

© Foto: Simon Schübel

Von 1878 bis 2012, von Fleischern über Mühlenbauer bis zu Gas– und Wasserinstallateuren zeichnet die Ausstellung „Ammerndorfer Meisterbriefe“ ein Bild von der Entwicklung des Handwerks im Ort. „Früher prägten die ansässigen Handwerksbetriebe das Dorfleben noch viel stärker als heute“, erklärt Erwin Müller. „Nicht nur bei der Berufswahl, sondern auch wenn es um eigene Projekte ging, waren die örtlichen Meister die erste Anlaufstelle.“ Müller, der als Vorsitzender des Heimatvereins die Ausstellung initiierte, hatte bei verschiedenen Betrieben angefragt, ob diese ihre Meisterbriefe zur Verfügung stellen würden. „Teilweise haben mehrere Generationen von Meistern ihre Dokumente vorbeigebracht“, sagt er.

Ein besonderes Stück ist der Goldene Meisterbrief von Hans Eschenbacher. Der gelernte Steinmetz bekam ihn zum 35. Jubiläum seiner Meisterfeier. „Als wir von der Schule aus eine Berufsberatung gemacht haben, brachte Grundig gerade Radiobastelsets heraus. Da habe ich eigentlich meine Zukunft gesehen“, erzählte Eschenbacher. „Leider habe ich keine Lehrstelle bekommen.“ Dafür nahm ein Holzbildhauer den heute 81–Jährigen auf. Als sein Meister den Vertrag nicht halten konnte, stand Eschenbacher aber nur kurz vor dem Nichts. „Damals wurde der Steinbruch am Schmausenbuck wieder eröffnet und ein Steinmetzmeister hat Lehrlinge eingestellt. Darunter auch mich.“ Relativ schnell hat sich dann gezeigt, dass die Steinbearbeitung genau die richtige Arbeit für ihn war.

Ammerndorf als Sitz einer Mühle und einer Brauerei hat Müller zufolge schon immer andere Handwerker angelockt. „Ob Schreiner, Fleischer oder Bäcker. Alle haben sich bei uns angesiedelt.“ Das hat eine Vielfalt begründet, die sich freilich nicht bis in die Gegenwart erhalten konnte. Trotzdem ist es für Bürgermeister Alexander Fritz nach wie vor beachtlich, „dass heute von 300 Gewerbebetrieben im Ort noch zirka 50 Handwerksfirmen sind“. Zwar seien es mittlerweile eher Friseure und Elektriker als Schmiede oder Spengler, „aber sie prägen das jetzige Dorfleben mit“.

Einen aussterbenden Beruf dokumentiert der Meisterbrief des Mühlenbauers Hans Mühleiss. Über lange Jahre hat Mühleiss die örtliche Mühle repariert und mit umgebaut. „Dieser Beruf ist leider am Aussterben, da immer neue Techniken entwickelt werden, die den klassischen Mühlenbauer verdrängen“, weiß Erwin Müller. „Auch wenn sich immer mehr Dienstleistungsunternehmen hier ansiedeln, zeigt die Ausstellung doch auch, dass das klassische Handwerk in Ammerndorf noch sehr lebendig ist.“

Die Ammerndorfer Meisterbriefe sind bis 20. November in der Teediele, Bahnhofsplatz 4, montags bis freitags, 9 bis 17 Uhr, zu sehen.

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