Zimmer frei für anerkannte Flüchtlinge?

22.2.2017, 21:00 Uhr
Zimmer frei für anerkannte Flüchtlinge?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Jidem Osman hält ihr Smartphone in der Hand. Darauf zu sehen ist ein Videofilm, der ein Haus zeigt. Das Haus, in dem die Syrerin bis 2012 mit ihrem Mann und den drei Kindern in Aleppo gelebt hat. Das Gebäude ist völlig zerstört, Wände und Decken sind eingestürzt, die einstige Küche ein Trümmerfeld. Während Jidem Osman die grauenhaften Bilder zeigt, sitzt sie auf einer gemütlichen Couch, in der Schrankwand hinter ihr finden sich einige Habseligkeiten der Familie, zu der auch drei Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren zählen.

Dass es ihnen allen heute, vier Jahre nach ihrer Flucht aus der Heimat, so gut geht, liegt zu einem Teil am Ehepaar Stegner. Die beiden hatten sich entschieden, in dem leer stehenden Elternhaus von Ursula Stegner, Flüchtlinge einzuquartieren. Über Umwege landeten sie bei der Caritas, die enge Kontakte zu den Menschen pflegt, die in Fürth gestrandet sind. Wenig später knüpfte die Wohlfahrtsorganisation den Draht zwischen den Stegners und der syrischen Familie.

Umarmung durch die Tochter

"Beim ersten Treffen waren wir uns gleich sympathisch", erzählt Ursula Stegner, und davon, dass sie die achtjährige Tochter gleich umarmt und "Oma" genannt hat. Vergangenen Februar fand diese Zusammenkunft statt, bereits im März sollten die Fünf einziehen. Endlich raus aus der Flüchtlingsunterkunft wollten sie, wo sie viel zu lange und ohne jegliche Privatsphäre gelebt hatten.

Das Problem: Das Haus in Stadeln war komplett leergeräumt, kein Mobiliar vorhanden. Doch Hilfe war in Sicht. Zwar schlief die Familie einige Tage auf dem Boden, doch bald brachten Menschen aus der Nachbarschaft vorbei, was benötigt wurde; den Rest organisierte die Caritas gemeinsam mit dem Jobcenter. Apropos Nachbarschaft: Sie ist sich durch den Einzug der Flüchtlinge wieder näher gekommen. "Alle fanden es ganz toll, dass die Familie jetzt bei uns wohnt", erzählt Ursula Steger, die im Sommer auch ein großes Grillfest für alle in ihrem Garten organisiert hat.

Positivbeispiele wie dieses soll es in Fürth künftig öfter geben – zumindest möchte das Freiwilligenzentrum dafür sorgen. Im vergangenen Dezember hat es das Projekt "Zimmer frei?!" ins Leben gerufen. Es möchte helfen, bereits anerkannte Flüchtlinge aus den Gemeinschaftsunterkünften in eigene Wohnungen zu vermitteln. Die Helfer, die sich dafür engagieren, sehen sich als Vermittler zwischen potenziellen Vermietern und Wohnungssuchenden. "Wer Wohnraum zu vermieten hat, kann sich bei uns melden, wir helfen dann, den passenden Mieter zu finden", erklärt Andrea Baumann von der Flüchtlingshilfe des FZF. Gemeinsam im Team bespreche man dann, wer beispielsweise für die leerstehende Einliegerwohnung in Frage kommt, die ein älterer Herr vermieten möchte, oder welche Familie für ein frei gewordenes Haus.

Seit vergangenem Herbst hat das Freiwilligenzentrum eine Handvoll Flüchtlinge vermittelt. Knapp 1400 leben derzeit noch in Fürther Gemeinschaftsunterkünften, etwa 30 Prozent von ihnen sind anerkannt und könnten dort bereits ausziehen. Doch bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware. Klaus Hetzer, beim FZF für "Zimmer frei?!" tätig, ist dennoch zuversichtlich. Er vermutet Platz in vielen Häusern, in denen vielleicht nur noch eine Person lebt, eine Einliegerwohnung oder aber das eine oder andere Zimmer leer steht.

Wer Wohnraum an Flüchtlinge vermieten möchte, kann sich beim Freiwilligenzentrum Fürth unter der Rufnummer (0911) 2174782 oder per Mail unter post@freiwilligenzentrum-fuerth.de melden.

Keine Kommentare