Zirndorf: „Erfolg in der Integrationsarbeit ist nicht messbar“

8.1.2017, 13:00 Uhr
Zirndorf: „Erfolg in der Integrationsarbeit ist nicht messbar“

© Archivfoto: Hans-J. Winckler

Die Lobby der ausländischen Mitbürger Zirndorfs ist fragil. Die Besetzung ist im steten Wandel — und die Mannschaft am Dahinschmelzen. Aktuell zählt das auf vier Jahre, bis Oktober 2017, bestellte Gremium noch fünf Beiräte. Tritt noch jemand zurück, womit Vorsitzendem Hieu Giang zufolge alters- und gesundheitsbedingt jederzeit gerechnet werden müsse, wäre das Ende besiegelt. Wird die Mindestzahl von vier Beiräten unterschritten, gilt das Gremium als aufgelöst, besagt die Satzung.

Weshalb Giang jetzt anregte, die Mindestmarke auf drei Beiräte zu reduzieren oder sie komplett zu kippen, um den Fortbestand zu sichern. So bliebe ihm mehr Luft, neue Interessenten zu gewinnen. Darüber zu entscheiden hat der Stadtrat.

Ein Ansinnen, angesichts dessen Bürgermeister Thomas Zwingel in der jüngsten Stadtratssitzung die Frage in den Raum stellte, ob es sich denn dann überhaupt noch um einen Beirat handle? Die Posten von Vorsitzendem, dessen Stellvertreter, des Kassiers und des Schriftführers seien nur bei vier Mitgliedern mit jeweils anderen zu besetzen. Freilich wäre auch denkbar, das Amt des Schriftführers bei nur drei Beiräten zusätzlich dem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter oder dem Kassenwart aufzubürden, hieß es in der Vorlage für den Stadtrat.

Womit sich die CSU durchaus anfreunden könnte, wie dessen Fraktionschef Jürgen Grötsch durchblicken ließ. Allerdings forderte er in dem Zug einen Tätigkeitsbericht, „um zu sehen, was über das alljährliche Kulturfest hinaus überhaupt passiert“. Ein Vorgehen, dem der Stadtrat geschlossen zustimmte. Die entsprechende Satzungsänderung bereitet die Verwaltung bis zur nächsten Sitzung vor.

Angesichts des geringen Interesses, das beispielsweise erst unlängst die Wahl des Fürther Integrationsbeirates, an der sich gerade einmal 2,52 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt hatten, bewiesen habe, zog Zwingel die Sinnhaftigkeit dieser Vertretungen jedoch grundsätzlich in Zweifel: „Man muss sich ernsthaft fragen, ob sich diese Gremien nicht überlebt haben“, meinte er.

Hieu Giang sieht das freilich anders. „Wir machen weit mehr als das Fest der Kulturen im September“, stellt er klar, nur würde das in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Giang versteht den Beirat als Anlaufstelle für alle Bürger mit Migrationshintergrund. Das Engagement ist weitgefächert.

Es reicht von regelmäßigen Sprechstunden am ersten und dritten Donnerstag jeden Monats über Hilfe bei Behördenkontakten oder Freizeitangeboten bis zur Netzwerkarbeit auch über die Stadtgrenze hinaus. Beteiligt war Zirndorfs Lobby für ausländische Mitbürger als einziges derartiges Gremium im ganzen Landkreis Fürth zum Beispiel auch an der Erarbeitung der Integrationsleitlinien, die der Kreistag erst im Dezember verabschiedet hat. Rede und Antwort stand Giang auch zwei Studenten Erlangens, die Masterarbeiten über Integration verfassten.

Konkret verfolgt der Beirat derzeit in Kooperation mit der VHS, wieder Integrationskurse in Zirndorf anzubieten, die dann allerdings nicht nur vormittags, sondern auch abends stattfinden. Geplant sind zudem Kochkurse für asiatische Küche. Seit September läuft an der Mittelschule Zirndorf auf Initiative des Integrationsbeirats integrativer Sportunterricht mit Schwerpunkt Selbstbehauptung. Und Giang hofft, in Zirndorfs Veranstaltungskalender ein Asia-Festival unterzubringen.

„Unser Problem ist, dass Erfolg in der Integrationsarbeit nicht messbar ist“, sagt er. Doch sie sei umso wichtiger, je mehr gut integrierte, eingebürgerte Menschen aus aller Herren Länder in einen Topf geworfen würden mit Flüchtlingen, von denen eine absolute Minderheit straffällig werde. „Die vielen gut integrierten Migranten fallen halt nicht auf“, so Giang.

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