Zirndorf: Naturschutz beginnt vor der eigenen Haustür

7.8.2017, 13:00 Uhr
Zirndorf: Naturschutz beginnt vor der eigenen Haustür

© Foto: Petra Fiedler

"Zum ersten Mal wollen wir heuer auch über die Gartenzäune schauen", sagt Angelika Schaa. Sie ist für den BN Zirndorf die Ansprechpartnerin und betont, dass nicht nur die öffentliche Hand viel für die Natur tun kann, sondern dass es jedem Gartenbesitzer in die Hände gelegt sei, welches Körnchen er in seine Erde pflanzt.

Erstaunlich dann die erste Station: Von einem Garten ist an der Baustelle in der Grillenbergerstraße noch nichts zu sehen. Ein stattlicher Rohbau stemmt sich da am Rande des Zimmermannsparks in die Höhe. Ein Nürnberger Einzelhändler errichtet hier gerade sein Domizil.

Und doch zeichnet sich die Baustelle durch eine Besonderheit aus. Eine gut hundertjährige Eiche steht nah an den Gebäuden und ragt über zehn Meter in den Himmel. Es sei das erste Mal, dass ein Hausbesitzer einen so schönen alten Baum stehen lasse und um ihn herum baue. Das sagt der inzwischen 85-jährige Walter Fiebinger, Gärtnermeister und über viele Jahre der Stadtgärtner an der Bibert. Angelika Schaa bezeichnet Fiebinger als eine Art Universalgelehrten in Sachen Natur, Naturschutz und Gartenbau. "Er ist für unsere BN-Ortsgruppe ein Quell an Wissen", bekennt Schaa freimütig und zollt damit dem Gesprächspartner Respekt.

Fiebinger erklärt dann auch gerne, warum so schöne alte Bäume nicht nur wichtig, in Zukunft vielleicht sogar überlebenswichtig für das Leben in den Städten sind. "So ein Baum, wie diese Eiche, verdunstet rund 500 Liter Wasser am Tag", verrät der rüstige Herr und geht in einen kurzen Exkurs über Klima und Klimaschutz. Denn der Wert der großen, alten Bäume besteht in der Mäßigung des Klimas, im Schattenspenden und Kühlen der Dächer.

Das größte Problem sei, dass ein einmal eingeschlagener Baum nicht mehr durch einen jungen ersetzt werde: "Man pflanzt ja nur noch Kleinzeug und meistens nur solches, das keinen ökologischen Nutzen hat." Mit Blick über so manchen Gartenzaun verweist Fiebinger auf Koniferen, Kirschlorbeer oder Bambus.

Stolz präsentiert Fiebinger dagegen die Gärten des östlichen Gartenbauvereins 1895 an der Heimgartenstraße. Er ist dort Vorsitzender und hält über so manche kunterbunte Ansammlung von Blütenpflanzen und Obstbäumen seine schützende Hand. Sein eigener, rund 300 Quadratmeter großer Garten ist ein Eldorado für Bestäuber aller Art: Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge.

Und wenn Fiebinger seine Wirtschaftsweise schildert, kann der interessierte Zuhörer alles über ökologischen Gartenbau erfahren. "Ich bin absoluter Selbstversorger", erklärt er mit Blick auf Aprikosenbaum, Gemüsebeete und Kartoffelrangen. Dicht an dicht stehen die unterschiedlichsten, vor Gesundheit strotzenden Gemüsesorten. Sie werden tropfengenau bewässert und nur mit Kompost gefüttert. Fiebingers Bewässerungssystem ist im Rahmen der immer heißer werdenden Sommer nachahmenswert. "Ich komme im Jahr mit zwei Kubikmeter Wasser für den ganzen Garten aus."

Einen Garten ganz besonderer Art haben Gabriele und Thomas Will bei Bronnamberg geschaffen. Mit Garten ist die rund 1,5 Hektar große Fläche allerdings nur unzureichend beschrieben. Denn hier offenbart sich ein Stück vom Paradies.

Hecke als Schutz

"Wir wollten unbedingt etwas vor der Haustüre für die Natur tun", erzählt Gabriele Will. Irgendwann sei es ihr und ihrem Mann nicht mehr genug gewesen, naturnahen Urlaub in den Bergen zu machen. "Der Verarmung unserer Umwelt wollten wir etwas entgegensetzen", formulieren die Wills ihr Statement in Sachen privater Naturschutz.

Das ehemals landwirtschaftliche Grundstück präsentiert sich in seiner jetzigen Anlage im zweiten Sommer. Eine Laubhecke schützt von den Wetterseiten die Hochstämmchen. Eine vielfältige Auswahl an Obstgehölzen lockt Bestäuber und Vögel an. Dazwischen findet sich eine in bunter Pracht stehende Wildblumenwiese, umrahmt von Staudenbeeten.

Die Wills haben die Stauden so ausgewählt, dass sie den heimischen Insekten Nahrung bieten: Sonnenhut und Dost, Lavendel und Storchenschnabel — alles nektarreiche Pflanzen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind angesichts dieser Blütenträume überwältigt. Angelika Schaa meint mit Blick auf das Engagement der Familie Will: "Dieser Flecken Welt ist das Highlight unserer Tour".

Die BN-Ortsgruppe selbst engagiert sich auf den Biotopflächen der Stieglitzwiese und des Hammerstättchens in Zirndorf und dem Klingenwasen bei Weinzierlein.

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