Zirndorf öffnet Tür für den Discounter Aldi

3.11.2018, 16:00 Uhr
Zirndorf öffnet Tür für den Discounter Aldi

© F.: Scherer

Wie umstritten das Projekt ist, zeigte die Abstimmung, die auf Antrag der Grünen namentlich ins Protokoll einging. 16 Befürworter (die SPD geschlossen und Teile der CSU) fand die Ansiedlung des Discounters, zwölf Stadträte (Grüne, Freie Wähler und sechs CSU-Mitglieder) stimmten gegen den Aufstellungsbeschluss. Einigkeit bestand dagegen fraktionsübergreifend über die Ansiedlung eines Sozialzentrums.

Wobei die Grünen bevorzugt hätten, den Discounter Aldi auszusparen und stattdessen Fläche für nicht störendes Gewerbe und sozialen Wohnungsbau vorzusehen. "Ein Aldi an dieser Stelle, in gerade 500 Meter Entfernung des bestehenden Lidls", so deren Fraktionssprecher Wolfram Schaa, "ist so überflüssig wie ein Kropf." Flächen würden unnötig versiegelt, die Kernstadt werde weiter ausbluten, das sei ein "Armutszeugnis für vernünftige Stadtentwicklung und der Umwelt wird ein Bärendienst erwiesen". Nicht zuletzt zöge der Markt zusätzlichen Verkehr an — "sehr zum Leidwesen der Anlieger". Schaas Fraktionskollege Walter Schäfer nannte die Fahrtenzahl von 2500 bis 4000, die ein Supermarkt täglich generiere.

Die Proteste der Anwohner — nicht gegen den Aldi an sich, sondern gegen dessen Ansiedlung ohne ein die Interessen der Anlieger schützendes Verkehrskonzept — hatte in der Septembersitzung des Stadtrates dazu geführt, den Beschluss zu vertagen. Inzwischen hat sich der städtische Verkehrsausschuss mit der Problematik des ungeliebten Durchgangsverkehrs in den Wohnstraßen und dem Wunsch der Anlieger, ein solches umfassendes Konzept zu erstellen, befasst, die Angelegenheit aber in den Stadtrat zurückverwiesen.

"Warum über den Ist-Zustand ein Gutachten erstellen, wenn ein weiterführendes im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens sowieso zu erstellen ist? Das wäre unsinnig": So erklärt Stadtbaumeister Gerhard Klein dieses Vorgehen. Es dürfte seiner Meinung nach im Sinne der Anlieger sein. Noch dazu geht dieses Gutachten nicht auf Kosten der Stadtkasse, sondern zu Lasten der Bauherren, die die Fläche von Sand Barthel künftig nutzen wollen.

Wünsche der Anwohner

Ein "erweitertes Verkehrsgutachten", erläuterte Klein, muss sich über die Zu- und Abfahrtswege hinaus mit den Auswirkungen der künftigen Besiedlung auf die umliegenden Straßen befassen. "Und die Anlieger-Wünsche werden in diesem Verfahren sicherlich berücksichtigt", war sich Stadtbaumeister Klein sicher.

Die westliche Thomas-Mann-Straße bis zum Kreisel am Ruth-Bader-Platz nur für den Anliegerverkehr freizugeben, wie es Anrainer unter anderem fordern, hält er für wenig zielführend. Als Abzweig von der Kreisstraße sei die Thomas-Mann-Straße Haupterschließungsstraße des Pinderparks.

"Und jeder, der dort rein fährt, ist letztlich auch Anlieger." Das mag im Augenblick so sein, doch mit Blick auf die Zeit, wenn tatsächlich der weitere Discounter auf dem Gelände der Sandgrube entstanden sein sollte, erklärt Anwohner Stefan Heidtmann, mache das durchaus Sinn, denn es würde "Querverkehr zwischen Lidl im Pinderpark und Aldi davor ausbremsen".

Der Beschluss, das Bebauungsplanverfahren fortzusetzen, "bedeutet keine Freigabe zum Baubeginn", stellte Bürgermeister Thomas Zwingel klar. "Das von den Bauherren verlangte erweiterte Verkehrsgutachten wird dem Stadtrat aber die Möglichkeit geben, die Verkehrssituation objektiv zu beurteilen und die Konsequenzen zu ziehen."

Die Grünen haben derweil bereits einen Antrag vorbereitet, mit dem sie den Bebauungsplan, so Schaa, unter den "beschlossenen Gegebenheiten zumindest noch etwas positiv beeinflussen möchten": Sie fordern von Aldi eine Tiefgarage oder ein Parkdeck statt der geplanten Parkflächen sowie überdachte Fahrrad-Abstellplätze auf dem Gelände. Außerdem wollen sie den Bauherren auferlegen, auf den Dachflächen so viele Photovoltaik-Anlagen zu installieren wie nur möglich.

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