Zirndorfer Brücke: Fürth will Nachbarn zur Kasse bitten

9.12.2015, 06:00 Uhr
Zirndorfer Brücke: Fürth will Nachbarn zur Kasse bitten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Fürths Kämmerin Stefanie Ammon ereilte die Hiobsbotschaft am 10. Oktober via Fürther Nachrichten: Die Zirndorfer Brücke, die bei Dambach über den Kanal und die Südwesttangente führt, ist so marode, dass sie abgerissen und neu gebaut werden muss. Geschätzte Kosten: 50 Millionen Euro. „Das hat mir den ganzen Samstag verdorben“, erinnert sich Ammon. „Es ist einfach unvorstellbar, dass wir das ohne Zuschüsse und ohne die Hilfe Dritter schaffen können.“

Auf Zuschüsse kann die Stadt bisher nicht hoffen. Bund und Länder unterstützen nur Maßnahmen, die eine Verkehrsverbesserung mit sich bringen, nicht aber, wenn es nur darum geht, die bestehende Infrastruktur zu erhalten – wie eben im Fall der Zirndorfer Brücke.  Baureferent Joachim Krauße hofft auf ein Umdenken in Berlin und München, andernfalls müssten Städte und Gemeinden in Zukunft so manche Straße oder Brücke sperren, sagte Krauße bereits im Oktober den FN.

Bei den Haushaltsberatungen haben jetzt die Fürther Grünen Aufsehen erregt: Die Summe von 50 Millionen Euro sei derart hoch, argumentierten sie, dass man über die Notwendigkeit der Brücke diskutieren müsse. Diese habe für die Stadt Fürth nur eine „geringe Erschließungswirkung“ und binde vor allem Zirndorf über die Verbindungsstraße West an. Deshalb gelte es die Bibertstadt, aber auch Oberasbach an den Kosten zu beteiligen. Sollten sie sich weigern, schlagen die Grünen vor, auf den Ersatzneubau über den Kanal zu verzichten und lediglich die Anschlussstellen an die Südwesttangente zu erhalten.

Debatte in der Kommentarspalte

Damit greifen die Grünen eine Debatte auf, die rund um den FN-Artikel im Oktober in den Kommentarspalten von nordbayern.de geführt wurde. Einige forderten dort, die Nachbarstädte, die von der Brücke profitieren, zur Kasse zu bitten. „Weshalb sperrt Fürth die Brücke nicht einfach für jeden motorisierten Verkehr und wartet auf Angebote des Landkreises, des Freistaats Bayern und der Nachbargemeinden, wie man gemeinsam zu einer guten Lösung kommen könnte?“, schrieb ein Leser mit dem Nutzernamen Hans L. Ein anderer fragte: „Wieso soll Fürth den Zirndorfern den Autobahnzubringer finanzieren?“ Und „gunnar67“ meinte: „Wenn man sich das auf der Karte anschaut, dann frage ich mich, warum Fürth diese Brücke überhaupt braucht?“ Die Stauffenberg-Brücke sei nicht weit weg, ebenso wenig die Schwabacher Straße, die unter dem Kanal hindurchführt.

Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung, sonst eher auf Kriegsfuß mit der Stadtratsfraktion der Grünen, hegt in diesem Fall Sympathien für den Vorstoß der Ökopartei: „In der Tat hat die Brücke gleich große, wenn nicht größere Bedeutung für Zirndorf und Oberasbach“, sagt er. Für den Ersatzneubau brauche Fürth dringend Unterstützung – entweder auf Bundesebene oder vom Landkreis. „Mir fehlt jegliche Fantasie, wie wir 50 Millionen Euro auf den Tisch legen sollen“, so der Rathauschef.

Noch bleibt etwas Zeit. Die Betonkonstruktion aus dem Jahr 1971 kann noch acht bis zehn Jahre durchhalten, wenn die Sicherheitsvorkehrungen auf der Brücke eingehalten werden – wie Tempo 30 und eine auf zwölf Tonnen pro Fahrzeug beschränkte Nutzlast. Dass es keinesfalls nur leere Fürther Drohungen sind, auf den Ersatzneubau notfalls zu verzichten, unterstreicht Baureferent Joachim Krauße. Im Rahmen eines Verkehrskonzepts, das vom Rathaus für die gesamte Stadt in Auftrag gegeben wird, sollen die Gutachter auch untersuchen, ob die Zirndorfer Brücke verzichtbar wäre.

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