Zirndorfer Eisenbahner auf dem Abstellgleis?

14.5.2017, 16:00 Uhr
Zirndorfer Eisenbahner auf dem Abstellgleis?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Gekündigt hat ihnen das Rathaus die zwei Räume im Kellergeschoss zwar noch nicht, doch Gerhard Klein, Stadtbaumeister Zirndorfs und damit für die kommunalen Liegenschaften verantwortlich, sagt auf Nachfrage: "Momentan würde ich den Eisenbahnfreunden nicht abraten, sich umzuhören und was Neues zu suchen."

Die Stadt als Sachaufwandsträger der Schulhäuser braucht eine zusätzliche Schulküche. Obwohl die Mittelschule gerade frisch generalsaniert ist, reicht die dortige Küche nicht, um allen Klassen gerecht zu werden. Weshalb einzelne nach Wintersdorf in die Schulküche der Grundschule gefahren werden. Doch die ist marode, wie das komplette Schulhaus. Das soll saniert und umgebaut werden, sodass die bisher in Weinzierlein untergebrachte Mittagsbetreuung ebenfalls dort unterkommt. Ergänzt um einen Neubau für den Kindergarten der Awo, der auch Schulkinder betreut, soll so ein zeitgemäßer Grundschul- und Betreuungskomplex entstehen.

Noch in der Planung

Klein lässt außer Frage, dass die Räumlichkeiten der ZEF "von der Fläche her genau dem entsprechen würden, was wir brauchen, wenngleich die Raumhöhe wohl zu niedrig wäre". Doch im Altbestand sei das "planungs- und schulaufsichtsrechtlich Kompromiss- und Verhandlungssache". Dem unbenommen: "Wir denken sehr breit, doch einen spruchreifen, anderen Gedanken" gebe es nicht. Und: "Wir sind noch in der Planungsphase, gekündigt ist dem Verein noch nicht".

Allerdings meint Klein auch, dass der Preis von 92,03 Euro aufs Jahr für 115 Quadratmeter Fläche wohl einer Vereinsförderung entspreche, die nach den städtischen Vereinsstatuten "so nicht mehr zulässig ist; und wir müssen wirtschaftlich denken. Uns fehlt es an den Möglichkeiten der Kinder- und Schulbetreuung, die wir gewährleisten müssen". Freiwillige Leistungen an Vereine dagegen entsprächen nicht den Pflichtaufgaben einer Kommune.

Argumente, die Helmut Kletzander die Tränen in die Augen treiben. Der Vorsitzende der ZEF ist Eisenbahnfreund mit Herzblut und nimmt jede Lokfahrt mit, die geht. "Und wenn dann der Dampf abgeht, kann ich schnüffeln." Die zwei städtischen Räume, die die ZEF als Lager und Bastelraum nutzen, sind vollgestapelt mit Kartons und Kisten. Dazwischen solche Kuriositäten wie Zugschluss-Leuchten, deren Anzahl markierte, ob ein Waggon unterwegs verlorengegangen war, oder Flügel von Hauptsignalen, die einst je nach Stellung den Zugführern anzeigten, wie die Fahrt weiterzugehen hatte. "Lauter kleine Schätze der Eisenbahnhistorie haben wir hier", so Kletzander.

Platz für 1000 Bücher

Über 1000 Fachbücher lagern im Fröbelhaus. Sie brauchen es trocken. Vor ein paar Monaten haben die Eisenbahnfreunde eine feuchte Wand freigeräumt, um sie zu sanieren. Umso dichter drängt sich das Sammelsurium aus 30 Jahren drumherum. Doch da kam um mehrere Ecken die Nachricht für das Aus des Vereinsdomizils. Nur, warum jetzt noch weiterwerkeln? Keiner weiß, wie die Weichen gestellt sind, wie es weitergeht.

Dass ein Stockwerk höher, dort, wo die Lebenshilfe Klassen der Hallemann-Schule als Außenstelle betreibt, in den 1960er Jahren, als Kletzander in dem Gebäude als Elektriker tätig war, eine Schulküche stand, "mit allem Drum und Dran ausgerüstet, wo auch noch alle Anschlüsse liegen dürften und in den ZEF-Räumen doch alles neu verlegt werden müsste", ist für Klein kein Argument. "Über diese Einheit verfüge ich gedanklich gar nicht, ich kündige keinen raus, der eine intakte Einrichtung betreibt." Die ZEF zählen noch 16 Mitglieder. Gegründet hatten sie sich, kaum dass der Personenverkehr auf der Bibertbahn 1986 eingestellt worden war – als Dokumentatoren der Nebenbahnlinien in der Region.

Ihre Protagonisten bildeten mit die Keimzelle für die Interessengemeinschaft Bibertbahn, die sich die Reaktivierung der Linie auf die Fahnen schrieb und dafür viele gute Argumente lieferte, allen voran das, in 17 Minuten von Leichendorf zum Hauptbahnhof Nürnberg gelangen zu können.

Weitestgehend gestorben ist diese Option, seit der Fürther Kreistag 2012 einem privaten Investor, der die Strecke auf eigene Kosten wiederhergestellt hätte, eine Absage erteilte und später Nürnberg die Teilstrecke auf ihrem Gebiet von Bahnzwecken entwidmete. Geblieben ist die Liebe der Zirndorfer Eisenbahnfreunde zur Eisenbahnhistorie, und die Faszination an der Präzisionsmechanik der Dampfmaschine.

Traum vom Museum

Und geblieben ist der Traum, ein Eisenbahnmuseum in Zirndorf einzurichten. ZEF-Vorsitzender Kletzander ist ein wandelndes Lexikon der Bahnhistorie. "Doch wenn wir kein Domizil mehr haben, wohin mit unserem Fundus?", fragt er. "Es bliebe nichts anderes, als alles einem befreundeten Eisenbahnerverein zu überlassen."

"Wo wollen wir hin für einen Mietpreis von knapp 100 Euro im Jahr?" rätseln Kletzander und sein Vize Matthias Beck. Mit zwei Drittel oder der Hälfte der Fläche würden sie sich auch zufrieden geben und das Doppelte der Summe könnte der Verein wohl auch aufbringen. Was im Zirndorfer Stadtgebiet freilich illusorisch ist angesichts der aktuellen Mietpreise.

Kurz: Eigentlich bräuchten die ZEF einen Mäzen, der sie mit Räumlichkeiten unterstützt, bestätigt Kletzander. "Denn wenn wir hier rausmüssen und nichts anderes finden, ist das der Todesstoß für den Verein."

Wer Interesse an den ZEF hat: Sie treffen sich jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Noch-Vereinsheim im Fröbelhaus. Nähere Auskünfte bei Helmut Kletzander unter Telefon (09 11) 69 69 14.

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