Zirndorfer Horteltern auf den Barrikaden

1.11.2014, 13:00 Uhr
Zirndorfer Horteltern auf den Barrikaden

© Foto: Thomas Scherer

„Wir fühlen uns alleingelassen mit dem Problem, nicht zu wissen, wie wir unsere Kinder sicher zwischen Schule und Hort hin- und herbringen sollen – und von der Entscheidung der Stadt überfahren“, wie Elternbeiratsvorsitzender Mike Retzlik erklärt. Denn noch im Frühjahr hieß es, der Hort werde in Containern auf dem Parkplatz gegenüber des Schulgeländes unterkommen. Doch zu Beginn dieses Schuljahres war dieser Plan verworfen. Stattdessen sollte der Hort nun in Container an der Burgfarrnbacher Straße ausgelagert werden.

Wie es künftig funktionieren soll, dass die Hortkinder nach Unterrichtsende um 13 Uhr bei einer Wegstrecke von 30 Minuten rechtzeitig und mit einem Mittagsessen versorgt die Arbeitsgruppen um 14 Uhr an der Schule besuchen können, ist den Eltern ein Rätsel. Und wie sie den Weg ans andere Ende der Innenstadt unbeschadet schaffen sollen, noch viel mehr. Fragen, über die sie jetzt bei einem Elternabend mit Bürgermeister Thomas Zwingel und Grundschul-Leiter Hans-Georg Schulz diskutierten. Elternsprecher Retzlik war um Konsens bemüht: „Wir wollen keine Konfrontation, sondern eine Lösung, die nicht auf Kosten unserer Kinder geht.“

Es gab an diesem Abend etliche Erklärungen für die verärgerten Eltern: etwa dafür, warum die erste Variante zum Umzug auf den Parkplatz vis á vis der Schule verworfen wurde. Die Container an der Burgfarrnbacher Straße, erläuterte Zwingel, habe ein privater Mittagsbetreuungsanbieter nutzen wollen, sei aber kurzfristig vom Vertrag abgesprungen. 250 000 Euro für weitere Module an der Mühlstraße zu investieren, während in gerade 700 Meter Entfernung solche Räume leer stünden, wäre im Stadtrat kaum durchsetzbar gewesen, erklärte er. Eine Rechtfertigung, die eine Mutter empört kommentierte: „Wir sollen Verständnis für die Stadt zeigen, doch für unsere Sorgen um unsere Kinder zeigt keiner Verständnis. Stattdessen wird über unsere Köpfe hinweg entschieden und wir sollen das schlucken.“ Und ein Vater meinte, zusätzliche Container seien dann nicht mehr zu teuer, „wenn das erste Kind totgefahren ist“.

Für Zwingel ein Totschlag-Argument, das er nicht gelten lassen wollte. Der Standort sei nicht ideal, räumte er ein, doch der Weg vertretbar — eine Begleitperson vorausgesetzt. Er verwies auf das Beispiel des Awo-Kinderhortes an der Homburger Straße, der Erst- und Zweitklässler an der Schule in der Bahnhofsstraße abholt.

An dem Begleit-Service, so sicherte Jürgen Lennert als Geschäftsführer der evangelischen Kindertagesstätten Zirndorfs zu, soll es nicht scheitern. Wenngleich Schulz auf die gesetzliche Basis verwies, derzufolge „ein Kind ab dem ersten Schultag in der Lage sein muss, zwei Kilometer Schulweg laufen zu können“. Dem begegnete ein Mutter mit der Bitte um eine „Entscheidung mit Herz: Wenn Sie auf Recht pochen, haben Sie immer Recht, doch wir erwarten ein Lösung, die unseren Kindern gerecht wird.“

Dass Schulleiter Schulz weit ausgeholt hatte, um das Konzept der gebunden Ganztagsschule zu erklären, interessierte da nur am Rande. Mit diesen Klassen wäre den Eltern des Horts, von denen 90 Prozent laut Leiterin Claudia Pawel berufstätig sind, nicht geholfen. Die Öffnungszeiten, die die Kirchengemeinde St. Rochus als Betreiber bietet, schließen eine Betreuung vor Unterrichtsbeginn ab 6.30 und nach Schulschluss bis 17 Uhr ein. Das lässt auch Vollzeitlern genügend Raum, ihrer Berufstätigkeit nachzugehen. Die Ganztagsklasse dagegen beginnt um 8 und endet um 15.30 Uhr. Und sie ist zwölf Ferienwochen im Jahr geschlossen. Der Hort dagegen macht gerade drei Wochen zu.

Neuerliche Standortsuche

Doch Schulz stellte sich auf den Standpunkt, nicht für die Betreuung außerhalb der Schulzeiten zuständig zu sein, sondern für die Schulentwicklung. Diesbezüglich sei es erklärter Wille der Staatsregierung, an jeder Schule Ganztagsklassen anzubieten. Eine Klarstellung lieferte er allerdings insoweit, dass es an der Mühlstraße nicht ausschließlich Ganztagsklassen geben werde, sondern nur einen Zug, also je eine Klasse von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe.

Am Ende des Abends stand die Zusicherung Zwingels, erneut Alternativen zu prüfen und das unter der Prämisse, im Schulhaus Platz zu finden. Obwohl diese Option laut Stadtbaumeister Gerhard Klein doch bereits in diversen Variationen durchgekaut und als nicht machbar verworfen wurde. Bis Ende November sollen die Eltern erfahren, wie es nach den Faschingsferien, dem Zeitpunkt, ab dem die bisherigen Horträume frei sein müssen, weitergeht. „Doch wir brauchen Planungssicherheit“, sagt eine Alleinerziehende. Sie hat ihren Hortplatz bereits gekündigt.

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