Zirndorfer Kita öffnet bis 21 Uhr: "Familien sind total happy"

10.7.2018, 08:00 Uhr
Zirndorfer Kita öffnet bis 21 Uhr:

© Foto: Patrick Pleul/dpa

Über Nacht bleibt bei den "Lindwürmchen" zwar niemand. Abgesperrt aber wird der Kindergarten in Zirndorf-Lind erst spät am Abend. Denn: Anders als üblich endet die Betreuungszeit hier nicht nachmittags, sondern um 21 Uhr. Die "Lindwürmchen" sind in Stadt und Landkreis Fürth das einzige Haus mit so langer Öffnungszeit. Nach einem 24-Stunden-Service wie in NRW, bei dem der Nachwuchs von Schichtdienstlern auch über Nacht betreut werden kann, wurde Leiterin Rowena Praast noch nie gefragt. "Aber wenn der Bedarf da ist - warum nicht?", meint sie. In NRW soll die gesetzliche Änderung 2020/21 in Kraft treten - flächendeckend werden sich die Öffnungszeiten aber auch dort nicht ändern.

Eingeführt wurde die längere Öffnungszeit bei den "Lindwürmchen" zum Dezember 2016. Danach sah sich Praast mit Zuspruch, aber auch mit Entrüstung konfrontiert. Immer wieder musste sie erklären, dass Kinder keineswegs früh um 7 Uhr gebracht und erst abends um 21 Uhr wieder abgeholt werden sollen. Sondern: Neben den klassischen "Morgenkindern" gibt es "Nachmittagskinder", die erst zwischen 12 und 14 Uhr gebracht werden. Die Kernzeit für pädagogische Bildungsarbeit gibt es deshalb nicht mehr nur vormittags, sondern auch nachmittags.

Zurzeit haben Praast und ihr Team drei Schützlinge bis spätabends unter ihren Fittichen, deren Eltern im Verkauf und in der Gastronomie arbeiten. Hinzu kommen neun Familien, die die Kita-Betreuung abhängig von ihren Dienstplänen im Wechsel vormittags und nachmittags nutzen. Offenbar klappt das. "Die Familien sind total happy", sagt Praast. Am wichtigsten aber sei ja, dass die Kinder mit allem gut klarkommen.

Das Kindeswohl steht auch für Herrmann Schnitzer, Leiter des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien in Fürth, an erster Stelle. Er ist kein Befürworter von Öffnungszeiten rund um die Uhr, fragt sich grundsätzlich, welche Interessen da im Einzelfall in erster Linie bedient werden. Er ist aber sehr wohl bereit, über solche Modelle nachzudenken, sollte sich das als nötig erweisen.

Randzeiten sind ein Dauerthema

Schnitzer weiß: Die Randzeiten in der Kinderbetreuung, also die Lücken zwischen ihrem Dienstbeginn und Dienstschluss einerseits und der Kita-Öffnungszeit andererseits, sind für berufstätige Eltern "ein Dauerthema". In Fürth tun sich die Betroffenen nach seinen Erkenntnissen vor allem in den Morgenstunden schwer.

Ein passgenaues Angebot finden sie mit etwas Glück bei Tagesmüttern oder beim "Betreuungsnetzwerk" des Mütterzentrums, das Fachkräfte in die Familien schickt. Auch macht der städtische Kindergarten am Klinikum um 6 Uhr auf, eine Stunde früher als andere Kitas. Laut Schnitzer dürfen hier alle Familien ihren Nachwuchs anmelden, nicht nur Beschäftigte des Krankenhauses. Dass aktuell nur ein einziges Kind um 6 Uhr gebracht wird, sei "eine Momentaufnahme". Der Trend gehe, so der Jugendamtschef, ganz klar zur Flexibilisierung in der Arbeitswelt, also bräuchten Eltern flexiblere Betreuungszeiten.

Versuch einer lange geöffneten Kita in Fürth scheiterte

2005 scheiterte der Versuch, in Fürth ein "Kinderhaus mit ungewöhnlichen Zeiten" einzurichten. Die Anmeldungen blieben aus. Auch deshalb geht die Stadt die Randzeiten in der Kinderbetreuung defensiv an. Man prüfe zwar bei jedem neuen Kita-Projekt, ob frühere Bringzeiten mit dem Lärmschutz für Anwohner vereinbar sind, sagt Schnitzer, animiere aber Träger nicht dazu, in Vorleistung zu gehen und auf Verdacht mehr Personal einzustellen.

Die Zirndorfer "Lindwürmchen" bekommen bis Jahresende Zuschüsse aus dem Bundesprogramm KitaPlus. Bezahlt werden davon zwei Vollzeitkräfte. Leiterin Praast weiß nicht, ob sie 2019 noch mit Geld aus Berlin rechnen darf. Falls nicht, will ihr Träger, die Awo, bis zum Ende des Kindergartenjahres im Sommer 2019 einspringen. Wie es dann weitergeht, ist offen.

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