Zirndorfer Kunstmaler porträtiert Erlangen

8.1.2018, 21:00 Uhr
Zirndorfer Kunstmaler porträtiert Erlangen

© Foto: Edgar Pfrogner

"Man muss schon ein bisschen besessen und irre sein", sagt Rudolf Lumm (68) mit einem Augenzwinkern. Der freundliche Kunstmaler mit dem schwarzen Hut hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine Heimat für die Nachwelt festzuhalten — und zwar die schönen, idyllischen Seiten. Denn so wie auf seinen Zeichnungen sieht die Realität fast nie aus.

Zirndorfer Kunstmaler porträtiert Erlangen

© Repros: Pfrogner

Der Herzogenauracher Marktplatz etwa — "das war eines meiner schönsten Motive". Normalerweise jedoch parken da Autos, der Verkehr rollt. Lumms Zeichnung dagegen — leicht verschneit — fängt die alte Substanz der Aurachstadt in besonderer Weise ein. "Eine Zeichnung strahlt immer etwas Paradiesisches aus, das kann man nicht ergründen", meint Lumm. Er habe "ein Gespür für das Einfache" und bedauert, dass das und auch die traditionelle Kunst des Zeichnens durch die zunehmende Digitalisierung immer mehr verloren gehen.

Zirndorfer Kunstmaler porträtiert Erlangen

Deshalb hält er diese Kunst hoch, deshalb berühren seine Bilder. Auch weil die Motive so vertraut sind. "Die Leute wollen ihre Heimat auf Papier sehen", ist der Maler überzeugt. In seinem neuen Kunstbuch finden sich Zeichnungen aus allen Erlanger Stadtteilen sowie aus sämtlichen Gemeinden des Landkreises Erlangen-Höchstadt. "Es ist wirklich jeder Ort drin", verspricht Lumm — 179 an der Zahl.

Er hat jeweils die aus seiner Sicht schönsten Stellen ausgewählt, um sie auf Papier zu bannen. Mit schnellen Strichen — immer im Stehen — fertigt Rudolf Lumm seine Skizzen an. Es ist ein Erlebnis, ihm dabei über die Schulter zu schauen. Und auch gewünscht: "Man darf mich gerne ansprechen, ich bin immer zum Plaudern aufgelegt." Seine Zeichnungen entstehen alle vor Ort, daheim in Zirndorf werden sie dann nur noch koloriert. Lumm ergänzt sie mit Informationen — in ausgeprägten Großbuchstaben, schnurgerade neben die Bilder geschrieben.

"Ich bin Autodidakt"

Die Leidenschaft und auch das Zeichentalent sind ihm offensichtlich in die Wiege gelegt worden. Ein Lehrer äußerte über Lumms Zukunft einmal: "Entweder er wird Sportler oder Künstler." Der Mann sollte Recht behalten. "Bereits seit meiner Kindheit ist es mir ein inneres Bedürfnis, zu zeichnen." Und das, obwohl er das Zeichnen noch nicht einmal richtig gelernt hat: "Ich bin Autodidakt."

Das mag man kaum glauben, wenn man die detailgetreuen Skizzen anschaut. Den Kunstmaler reizen vor allem historische Ansichten. Trotzdem enthält das Buch auch Zeichnungen moderner Gebäude, etwa von adidas, Puma, Schaeffler, Siemens oder einer Hochhaus-Siedlung in Büchenbach. Lumm betont, er wolle gar nicht gegen den ständigen Fortschritt schwimmen. Er wolle jedoch die Schönheit der Heimat für die Nachwelt dokumentieren. "Als Maler habe ich ja die Möglichkeit, die Gestaltung zu verändern, also Dinge wie störende Autos einfach wegzulassen, oder mal einen Gehsteig hinzuzufügen", sagt der 68-Jährige schmunzelnd. Sein Anliegen ist aber: "Der Betrachter muss das charakteristische Motiv sofort erkennen."

Das Buch hat Lumm in einer Auflage von 3000 Stück selbst verlegt. Es kostet 49 Euro und ist in Buchhandlungen und beim Künstler erhältlich: Tel. (09 11) 60 37 42; www.kunstmaler-lumm.de

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