Zirndorfer Metzgerei Schäfer steht vor dem Aus

20.8.2015, 06:00 Uhr
Zirndorfer Metzgerei Schäfer steht vor dem Aus

© Archivfoto: Harald Sippel

Wie Walter Schäfer, soeben von einem zweimonatigen Krankenhausaufenthalt heimgekehrt, auf FN-Nachfrage bestätigt, wird es das Unternehmen in naher Zukunft nicht mehr geben. Vorerst aber, so Ampferl, läuft der Geschäftsbetrieb „ohne Beeinträchtigungen“ weiter. Lediglich die zwei Verkaufswagen, die die Metzgerei am Hauptmarkt Nürnberg und vor dem Fürther Bahnhof betrieb, sind derzeit nicht im Einsatz. Das war allerdings eher den hochsommerlichen Temperaturen geschuldet denn der Finanzmisere hinter den Kulissen.

Ampferl setzt auf eine kurzfristige Lösung. Bis Mitte September hofft er, einen Investor zu finden, der den Betrieb, „der ein Produkt und einen Namen am Markt hat, nahtlos weiterführt“. Er sei im Gespräch mit einer Handvoll vielversprechender Interessenten. Ziel sei, das Unternehmen mit allen Filialen weiterzugeben.

Die Betriebsanalyse aus der Warte des Insolvenzverwalters: Auf unglaublich fleißige und freundliche Mitarbeiter sei er gestoßen, die ein großer Zusammenhalt auszeichne. Und das Alleinstellungsmerkmal, auf Produkte aus tiergerecht gehaltenen Beständen aus der Region zu setzen, hält Ampferl in puncto Nachhaltigkeit für „eine rundum stimmige Kette“. Nur sei das mit höheren Kosten in der Produktion verbunden, wofür der Schäfersche Handwerksbetrieb letztlich zu klein strukturiert gewesen sei.

Ampferl setzt darauf, einen strategischen Investor zu finden, der in der Lage ist, über Synergien kosteneffizienter zu arbeiten, so dass ein in der Herstellung teureres, aber entsprechend hochwertigeres Produkt günstiger produziert werden kann. Sollte es nicht klappen, geht er davon aus, den Betrieb auch nach dem Stichtag 15. September, wenn die Frist für den Insolvenzgeld-Schutz endet, weiterzuführen. Allerdings stets mit genauem Blick auf die Verkaufszahlen.

Schäfer hatte um das Jahr 2000, als ein Lebensmittelskandal den nächsten jagte, von konventioneller Landwirtschaft umgesattelt auf Zulieferer, die nachweislich tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung betrieben. Entsprechend teurer wurde der Einkauf. „Das hat mich 60 000 bis 70 000 Euro im Jahr gekostet“, sagt er. Prämiert wurde er für dieses Konzept wiederholt. Doch auf dem Markt fand sich nicht genügend Kundschaft, die bereit gewesen wäre, entsprechend höhere Preise zu zahlen. „Der Tierschutz wurde uns nicht honoriert.“

Erschwerend kam hinzu, dass Schäfer mit den Bauarbeiten für die Neue Mitte im August 2013 das Geschäft in der Fürther Rudolf-Breitscheid-Straße wegbrach — neben seiner Steiner Filiale eine von zwei großen Umsatzbringern. Doch auch von dem Laden in der Faberstadt sah er sich zeitgleich zum Rückzug gezwungen. Auf der stadtauswärtigen Seite der Hauptstraße gelegen, fielen mit dem Umbau der Hauptverkehrsader die Parkplätze vorm Geschäft weg. Die Pendler ließen die Metzgerei links liegen.

20 von 55 Mitarbeitern mussten damals gehen, „das war ein Aderlass, mit diesen Mitarbeitern fiel auch viel Kompetenz weg“, so Schäfer. In der Folge versuchte er, an allen Ecken und Enden zu sparen, er habe seine komplette Altersvorsorge aufgelöst und ins Geschäft gesteckt. Finaler Schlusspunkt war die Entlassung eines Meisters Ende vergangenen Jahres. Statt seiner arbeitete Schäfer selbst wieder in der Werkstatt mit. „Mehr als arbeiten konnte ich nicht, und das hat mich letztlich auch die Gesundheit gekostet.“ Wegen Burnout und einer schweren Depression war er im Bezirksklinikum Engelthal in Behandlung, womit er völlig offen umgeht. Dort hat er eine Perspektive für sich persönlich entwickelt.

Schäfers Entscheidung ist gefallen: „Ich will nicht wieder in dieses Rad zurück.“ Er hat sich von seinem bisherigen Lebenswerk verabschiedet und zieht einen scharfen Schnitt: Mit 53 Jahren beginnt er noch einmal von vorne — als Student. Er hat sich auf einen der wenigen Plätze für Quereinsteiger im Studiengang Soziale Arbeit der Georg-Simon-Ohm-Hochschule beworben und die Zulassung ab Oktober erhalten.

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