Zirndorfer Schiffer verlässt seinen Heimathafen

4.10.2012, 09:00 Uhr
Zirndorfer Schiffer verlässt seinen Heimathafen

© Leberzammer

Als „völlig indiskutabel“ bezeichnet der 64-jährige Georg Popp die Auflagen, denen er sich neuerdings beim Schiffsbetrieb beugen sollte. „Wir dürfen in Gebersdorf und Burgfarrnbach nicht mehr nach 22 Uhr anlegen“, erklärt er. Grund dafür seien Anwohnerbeschwerden gewesen. Als Konsequenz daraus haben die Popps ihren Heimathafen nach Forchheim verlegt – was Vor- und Nachteile mit sich bringt.

„Für Ausflüge zur Landesgartenschau nach Bamberg ist Forchheim natürlich optimal“, meint Popp. Trotzdem hat sich der Umzug nach Oberfranken noch nicht ausgezahlt: „Gerade aus der Fränkischen Schweiz haben wir uns mehr Fahrgäste erhofft.“

Ans Aufhören denkt der gelernte Starkstromelektriker, der vor 40 Jahren als Matrose auf Güterschiffen auf dem Main anfing, allerdings nicht. Ob die Neptun jedoch auch im kommenden Jahr auf dem Rhein-Main-

Donau-Kanal schippern wird, daran hegen Popp und seine 63-jährige Frau Helen starke Zweifel. Gut möglich, dass der Ausflugsdampfer in der nächsten Saison dann noch einmal umziehen wird. „Eventuell gehen wir an den Main“, überlegt der Schiffseigner, „über den Winter werden wir noch für Veranstaltungen Fürth und Nürnberg anfahren.“

Diese Charterfahrten für Familienfeste oder Betriebsausflüge waren im Gegensatz zu den Linienfahrten dafür verantwortlich, dass die Popps Probleme bekamen: Anwohner hatten sich bei der Stadt Nürnberg beschwert, die daraufhin das Anlegen nach 22 Uhr untersagte. Wegen dieser Rahmenbedingungen sei es sehr schwierig, einen Nachfolger zu finden: „Das macht doch keiner, wenn er um diese Zeit schon aufhören muss.“

Auch auf Fürth ist der Schiffskapitän nicht eben gut zu sprechen: Trotz ihres Vorkaufsrechts für die Burgfarrnbacher Anlegestelle habe die Stadt noch Geld von ihm verlangt, um die Anlage zurückzubauen. Nun lässt Popp erst einmal alles so wie es ist und denkt über Alternativen nach. „Es gibt interessierte Investoren, die eventuell einspringen möchten“, behauptet der 64-Jährige.

Mit dem Schiff zur SpVgg?

Lose Anfragen habe es auch im Hinblick auf Fahrten zum geplanten neuen Fußballstadion der Spielvereinigung Greuther Fürth gegeben, das direkt am Kanal entstehen soll. „Bei zwei Heimspielen im Monat rentiert sich das aber nicht“, sagt Georg Popp. Die Optionen im Ballungsraum seien damit momentan ausgeschöpft. Der Umzug nach Forchheim hat sich bislang aber ebenso wenig rentiert. „Uns fehlen schon Fahrgäste“, muss er konstatieren.

Dabei kann die Neptun und ihre vierköpfige Besatzung durchaus mit attraktiven Angeboten aufwarten: Sonntags gibt es regelmäßig ein großzügiges Brunch-Büfett und die Eintrittskarten für die Landesgartenschau in Bamberg werden an Bord billiger verkauft als an den dortigen Kassenhäuschen. „Kein Suchen nach einem Parkplatz, kein Anstehen für die Tageskarten – wir fahren unsere Gäste praktisch bis vor die Tore der Landesgartenschau“, wirbt Helen Popp. Vielleicht ist es ja auf absehbare Zeit die letzte Gelegenheit, die Wasserstraße vor der eigenen Haustür mit ihren faszinierenden Schleusenfahrten und Ausblicken in die Fränkische Schweiz auf einem Ausflugsdampfer zu befahren.

Den Fahrplan und weitere Informationen gibt es unter www.neptun-personenschifffahrt.de

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