Zirndorfer Spürnasen warten auf den ersten Einsatz

27.1.2018, 14:00 Uhr
Zirndorfer Spürnasen warten auf den ersten Einsatz

Hunde bei der Feuerwehr? Untypisch sei das schon, räumt Christoph Eischer von der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Zirndorf ein. Die Retter auf vier Pfoten sind sonst eher bei Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz angesiedelt. Auch das BRK in Fürth verfügt beispielsweise über eine Rettungshundestaffel.

Dass die Vierbeiner in Zirndorf der Feuerwehr angehören, ist laut Eischer damit zu erklären, dass es die Rettungshunde als Verein schon lange gab – und auch eine Zusammenarbeit mit der FFW. Seit 2015 ist die Staffel nun eine feste Einheit der Wehr, und seit Jahresbeginn steht sie ganz offiziell im Alarmplan der Integrierten Leitstelle. Gibt es also einen Notruf mit vermissten Personen, werden auch die Hundeführer benachrichtigt. Vier Teams aus Mensch und Hund sind aktuell für den Einsatz zugelassen.

Für die Hunde ein Spiel

Bis das so weit war, mussten die überwiegend Frauchen und ihre Hunde viel lernen und arbeiten – denn ausgebildet werden immer beide. Für die Menschen heißt das: eine Feuerwehr-Grundausbildung – die Wehren dürfen nur ausgebildete Kräfte einsetzen –, eine Funkausbildung samt Umgang mit Karte, Kompass und GPS, Einsatztaktik und Erste Hilfe bei Mensch und Tier. Dann erst darf die Rettungshundeprüfung abgelegt werden.

Der Hund muss genauso viel lernen, doch für die Vierbeiner sei das keine Arbeit, versichern Staffelführerin Ute Mandl und ihre Stellvertreterin Angela Höpfner. "Für sie ist das ein Spiel, bei dem am Ende eine Belohnung wartet. Ihre Energie wird in sinnvolle Bahnen gelenkt", sagt Mandl. Ihr Labrador Dschingis sei immer ganz aufgeregt, wenn sie nur ihre Feuerwehrkleidung hervorhole. Gerade war Dschingis aber verletzt und konnte nicht trainieren. "Das war ganz schlimm für ihn", sagt Mandl, die auch für die Ausbildung der anderen Teams mit zuständig ist. "Wenn ich zum Training ging, musste ich mich rausschleichen, damit er es nicht merkt."

Ausgebildet werden die Hunde für die Flächen- und die Trümmersuche, wobei die Flächensuche das Haupteinsatzgebiet ist. Hier geht es darum, vermisste Menschen zu finden – etwa verschwundene Senioren aus Altersheimen. Auch Verkehrsunfälle, bei denen nicht klar ist, wie viele Menschen sich in einem verunglückten Auto befunden haben, sind laut Christoph Eischer ein klassischer Fall. Hier können Hunde sehr schnell Verletzte finden, die vielleicht aus dem Fahrzeug geschleudert wurden. Gesucht wird, anders als beim sogenannten Mantrailing, wo der Hund anhand von persönlichen Sachen des Gesuchten Witterung aufnimmt, nicht nach bestimmten Personen. Je nach Gelände und Wetter kann ein Tier, das mit seinem Geruchssinn und nicht über das Sehen sucht, bis zu 80 Einsatzkräfte ersetzen. Im Wald werden pro Hund und Stunde etwa 50 000 Quadratmeter abgedeckt. Weder schlechtes Wetter noch unwegsames Gelände oder Dunkelheit stören dabei.

"Beide müssen sich aufeinander verlassen können"

"Unsere Hunde werden für die Suche nach lebenden Personen ausgebildet, das ist die Priorität", erklärt Mandl. Und damit ist zugleich die große Verantwortung umrissen, die Führer und Vierbeiner gleichermaßen tragen. "Beide müssen sich aufeinander verlassen können, der Führer muss seinen Hund ,lesen‘ können", so Mandl. "Wie reagiert er? Wann braucht er eine Pause? Das konzentrierte Suchen und Wittern ist für das Tier extrem anstrengend. Und am Ende muss man guten Gewissens sagen können, dass sich im Suchgebiet kein Lebender mehr befindet." Deswegen sind beide nicht nur in Einsatz und Training ein Paar. "Jeder muss seinen eigenen Hund mitbringen, sonst ist das kein Team", sagt Mandl. Training ist auch zuhause oder beim Gassigehen möglich und nötig. Nur dadurch schafft man es, dass der Hund schon auf kleine Fingerzeige seines Herrchens reagiert.

Manche Hunde bringen es aber nie so weit, auch das müsse man akzeptieren. Wenn ein Tier nicht motivierbar ist oder ein auffälliges Sozialverhalten hat, dann mache die Ausbildung keinen Sinn. Ansonsten gebe es aber kaum Einschränkungen, sagen Mandl und Höpfner. Die klassische Rettungshund-Rasse gebe es nicht. Nur zu groß oder zu klein sollte ein Hund nicht sein. Ersteres, weil der Führer seinen Hund in unwegsamem Gelände auch tragen und an andere Retter übergeben können muss. Das sei schon bei ihrem 35-Kilo-Labrador eine Herausforderung. Ein kleiner Hund, etwa ein Dackel, sei hingegen zwar handlich und durch seine Jagdhundfähigkeiten durchaus gut gerüstet. Doch ein großes Gelände abzusuchen, schaffe er konditionell einfach nicht.

Es gehe auch darum, bei der Ausbildung seinen Hund kennenzulernen: Was motiviert ihn – Fressen oder Spielzeug? Denn die stete Belohnung ist elementar, im Training wie im Einsatz. Auch die Reaktion beim Auffinden einer Person ist nicht bei jedem Hund gleich. Der eine bleibt vor Ort und bellt, der andere läuft zurück zum Hundeführer. Darauf muss das Training aufgebaut werden.

Verstärkung wird gesucht

Drei Prüfungen muss ein Hund bis zur Einsatzfähigkeit absolvieren. Die erste fragt das ab, was in jeder Hundeschule gelehrt wird. Die zweite prüft die Eignung, etwa das Verhalten in bestimmten Situationen. In der dritten geht es ans Eingemachte: Suchen und Anzeigen, Wittern, Leitenlassen vom Führer oder das Überwinden von Hindernissen wie Leitern, Wippen, oder Tunneln. Vier Teams haben bereits alle Prüfungen bestanden. Nun warten sie auf ihre ersten Einsätze.

Die Rettungshundestaffel Zirndorf sucht dringend Verstärkung. Hundebesitzer, die sich dafür interessieren, können sich mit Staffelführerin Ute Mandl unter rettungshunde@feuerwehr-zirndorf.de in Verbindung setzen.

Im Klaren sollten sich die Bewerber aber über den zeitlichen Aufwand von rund 400 Stunden im Jahr sein, der mit Familie, Partner oder Beruf in Einklang zu bringen ist. Immerhin gilt es, neben der Ausbildung von Frauchen/Herrchen und Hund zu einem Rettungsteam auch eine Feuerwehr-Grundausbildung zu absolvieren.

Die Hundehalter müssen zu Beginn der Ausbildung mindestens 16 Jahre alt sein, zu Einsätzen im gefährdeten Bereich – dazu zählen Rettungshundeeinsätze – ist man aber erst ab 18 zugelassen. Da Feuerwehrkräfte – auch Rettungshundeführer – nur bis zum 65. Lebensjahr im Einsatz sein dürfen, sollte man auch nicht zu spät in die Ausbildung, die zwei bis drei Jahre dauert, einsteigen. Die Hunde dürfen schon mit zwölf Wochen ins Training schnuppern, die Prüfungen können aber erst mit 18 bzw. 24 Monaten abgelegt werden. Nicht zuletzt müssen Frauchen/Herrchen und Hund so gesund sein, dass sie den Strapazen von Training und Einsatz gewachsen sind.

Ansonsten – das ist Ute Mandl und ihrer Stellvertreterin Angela Höpfner wichtig – braucht es vor allem "ganz viel Herzblut".

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