Zirndorfs Feuerwehr-Fuhrpark braucht Nachschub

24.1.2019, 13:00 Uhr
Zirndorfs Feuerwehr-Fuhrpark braucht Nachschub

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die erste Drehleiter gab es 1962 zum 100-Jährigen der FFW, die zweite 1984, die erste computergesteuerte 2004: Warum hat so ein Fahrzeug, das schließlich nicht im Dauer-Einsatz ist, keine längere Lebensdauer?

Jochen Bernecker: Schaffen würde eine Drehleiter sicher mehr als 20 Jahre, und die erste, die wir hatten, hat das ja auch getan. Bei der war noch vieles mechanisch gesteuert. Aber seit der Computer in die Fahrzugtechnik Einzug gehalten hat, ist alles viel komplexer geworden.

 

Aber bei gerade 21 000 Kilometern auf dem Tacho und im Schnitt 60 bis 70 Betriebsstunden des Leiterparks während maximal 150 Einsätzen im Jahr kann die Zirndorfer Drehleiter doch wohl kaum verschlissen sein, oder?

Bernecker: Speziell bei Drehleitern ist alle zehn Jahre eine umfangreiche Wartung insbesondere der Hydraulik vorgeschrieben, Komponenten wie Zylinder, Schläuche oder Seile müssen dann geprüft und erneuert werden. Das hat uns bei der letzten Zehn-Jahres-Wartung 60 000 Euro gekostet. Es ist davon auszugehen, dass die zweite noch umfangreicher und damit teurer wird. Wenn wir dazu den Zuschuss des Freistaats von 225 000 Euro rechnen, sind wir in der Summe schon bei 40 bis 50 Prozent der Anschaffungskosten in Höhe von 650 000 Euro für die Neue.

Christoph Eischer: Die Erfahrung lehrt einfach, dass bei den Großfahrzeugen nach 20 Jahren und bei den kleineren nach 15 Jahren die Bilanz kippt. Das ist dann auch das Alter, ab dem es fürs Ersatzfahrzeug den Zuschuss gibt. Die Bereitstellungskosten werden dann so hoch, dass es wirtschaftlicher ist, eine neue Drehleiter zu kaufen. Fällt sie aus, müssen wir dafür sorgen, dass Ersatz vor Ort ist. Die geliehene Drehleiter, die wir bei der großen Wartung 2014 für sechs Wochen brauchten, hat uns 11 500 Euro gekostet. Dass wir sie vorhalten, machen wir ja nicht aus Jux und Tollerei.

 

Warum muss Zirndorf eine Drehleiter vorhalten?

Bernecker: Der Brandschutz und damit die Feuerwehr ist Pflichtaufgabe der Kommune, also muss sie ihre Feuerwehr entsprechend ausstatten. Ob es eine Drehleiter braucht, hat mit dem Baurecht zu tun. Jede Stadt oder Gemeinde, die erlaubt, über eine baurechtlich bestimmte Höhe zu bauen, muss für den Notfall eine Drehleiter als mobilen zweiten Rettungsweg zur Verfügung stellen.

 

Was macht eine Drehleiter so teuer wie ein Haus?

Bernecker: Unser Bürgermeister sagt immer, alles, wo ein Blaulicht drauf ist, kostet gleich drei Mal so viel. Auch wenn das Grundgerüst — ein Lkw — Stangenware ist, ist der Aufbau jedes einzelnen Geräts letztlich eine Sonderanfertigung. Es dürfte keine Drehleiter geben, die der anderen im Detail gleicht.

 

Spätestens 2024 soll der Ersatz in der Feuerwache stehen: Weshalb der lange Vorlauf?

Bernecker: Das hat haushaltstechnische Gründe: Mit einem Auftragsvolumen von 650 000 Euro müssen wir europaweit ausschreiben, was umständlich ist, auch wenn es letztlich nur zwei namhafte Hersteller gibt — Magirus und Rosenbauer, die weltweit führend sind. Ausschreibung und Vergabe dauern etwa ein halbes Jahr, dann ist das Fahrzeug erst bestellt. Bis es gefertigt ist, kann es noch einmal bis zu eineinhalb Jahre dauern. Wir haben also jetzt den Bedarf angemeldet, um zu signalisieren, dass wir das Geld spätestens 2023/24 brauchen. Deshalb lag uns daran, dass sich der Stadtrat im Etat 2022 verpflichtet, fürs Folgejahr die Summe bereitzustellen.

 

Aber es ist ja nicht nur die Drehleiter, die Sie ansteuern. Sie haben insgesamt fünf Fahrzeuge angemeldet. Kostenvolumen: 1,5 Millionen Euro.

Bernecker: Wir haben über 20 Fahrzeuge in den fünf Wehren im Stadtgebiet. Geht man von maximal 20 Jahren Haltbarkeit aus, sind Ersatzbeschaffungen ein Thema, das uns regelmäßig beschäftigt. Im Schnitt eine halbe Million für Investitionen und knapp 600 000 Euro für laufende Kosten lässt sich die Bibertstadt ihre Feuerwehr im Jahr kosten.

 

Fühlen Sie sich generell ausreichend ausgestattet?

Bernecker: Wir sind mit dem Bestand zufrieden. Unser Problem ist die Feuerwache an sich. So wie sie dasteht, widerspricht sie vielen Auflagen, allein schon die Trennung von Umkleiden und Fuhrpark ist in keinster Weise gegeben. In der hektischen Situation einer Alarmierung müssen sich unsere Leute im Abstand von 20 Zentimetern zu den Fahrzeugen umziehen.

 

Dabei hat der Stadtrat eine Neubau 1999 schon einmal konkret in Erwägung gezogen.

Bernecker: Ja. Doch dann war anderes eben immer wichtiger. Aber auch Zirndorf wird mittelfristig nicht drumherum kommen, wie die großen Nachbarn Nürnberg oder Fürth zu erkennen, dass eine Stadt, die sich entwickelt und wächst, auch die Versorgungssicherheit anpassen muss. Aber wir sind an dem Thema dran und haben in den Stadtratsfraktionen angeregt, im Etat für heuer eine Machbarkeitsstudie für eine neue Wache in Zirndorf zu berücksichtigen.

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