Zu Gast in Horst Seehofers Gehirn

27.2.2015, 16:10 Uhr
Zu Gast in Horst Seehofers Gehirn

© Foto: Reinhard Haberberger

Wir kennen euch, denn wir scannen euch!“ Die Drohung, von NSA, Google und BND ausspioniert zu werden, hallt durch den Saal, doch wie im wirklichen Leben löst sie kaum Schrecken aus. Im Falle des Bamberger Comedy-Trios TBC ist die Reaktion vielmehr lautes Gelächter. „Dappen wie wir“ heißt das aktuelle Programm von Georg Koeniger, Florian Hoffmann und Michael Tomis. Die Kleeblattstadt kommt gut weg bei dem Trio – im Vergleich zu anderen Aufführungsorten wie Puschendorf und Langenzenn.

Das Spiel mit lokalen Gegebenheiten und Klischees, mit der Rivalität zwischen Fürth und Nürnberg, mit Witzen über regionale Mikro-Einheiten zieht sich durch den Abend. Es ist einer der Gründe, weshalb TBC so gut ankommt beim Fürther Publikum. Und was die Nürnberger betrifft – „Nehmen Sie sie in den Arm, denn Gewalt ist keine Lösung“, heißt es im Manifest über Inklusion, das seine Komik dadurch gewinnt, dass der Sprecher sich zunehmend darin verhaspelt, absolute politische Korrektheit zu beweisen, und das Wort „Behinderte“ durch immer absurdere Formulierungen zu ersetzen.

Was TBC bietet, ist wirklich witzige Comedy. Nicht, dass die Gags besser und die Themen interessanter wären als bei vergleichbaren Gruppen – aber die drei Männer schlüpfen in immer neue Rollen, wechseln zwischen Monolog, Spielszene und Gesang und schaffen so ein kurzweiliges Programm, das mit Tempo auch über die flacheren Stellen hinweg navigiert. Der gesamte Saal wird zu Horst Seehofers Gehirn, in dem die Techniker Störungen zu beheben versuchen, und die Mitarbeiter des fränkischen Heimatministeriums erstellen zweisprachige Ortsschilder, in denen der Ausdruck „Dreggskaff“ eine Rolle spielt. Die „Fränkische Volksfront“ dreht Bekennervideos und wird von einem westfälischen Superagenten in die Pfanne gehauen, die Liebe zu diversen Apps wird in Text und Lied thematisiert.

Wenn ein zeitreisendes Ehepaar im Jahr 2015 landet und einem „Eingeborenen“ erzählt, wie damals diese Terrororganisation aus dem Untergrund heraus die Macht übernommen hat („Nee, nicht der IS – die FDP!“), oder Angela Merkel in einer Seánce mit verstorbenen (und einigen noch lebenden) Politikern in Kontakt tritt, um das Griechenlandproblem zu lösen, kann sich das Publikum kaum mehr halten und zollt dem Bamberger Trio zuletzt das größte Kompliment, zu dem die fränkische Mentalität sich aufschwingen kann: „Reschpekt!“

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