Zubehör für Narren: In Langenzenn ist immer Fasching

4.3.2019, 20:50 Uhr
Zubehör für Narren: In Langenzenn ist immer Fasching

© Dominik Mayer

"Sind Sie Karnevalist?", fragt Thomas Brehmer gleich zu Beginn mit strengem Blick. Wer seine Firma betritt, der soll Bescheid wissen in Sachen Fasching. Schließlich ist der 73-Jährige absoluter Experte und beschäftigt sich seit mehr als dreißig Jahren ausgiebig damit. Sein Unternehmen, das auch den Namen des Seniorchefs trägt, vertreibt Karnevalsartikel, die vor allem von Vereinen nachgefragt werden.

Zubehör für Narren: In Langenzenn ist immer Fasching

© Dominik Mayer

Das Sortiment reicht von Karnevalsorden über Komiteemützen — wie sie etwa im Elferrat getragen werden — und Gardekostüme bis hin zu Tanzschuhen und Schminke. Dinge für einen Kundenkreis also, den man eher im Rheinland vermuten würde.

Zubehör für Narren: In Langenzenn ist immer Fasching

© Dominik Mayer

Doch die Region steht dem Fasching längst nicht so skeptisch gegenüber, wie manchmal behauptet wird. Im Fastnacht-Verband Franken sind über 70 000 Narren organisiert. "Und die deutsche Meisterschaft im Gardetanz ist ja schon seit Jahren eigentlich eine fränkische Meisterschaft", berichtet Thomas Brehmer. So holte Katharina Theil aus Oberasbach, die jüngst auch bei "Fastnacht in Franken" im BR zu sehen war, als Gardetänzerin gleich drei deutsche Meistertitel im karnevalistischen Tanzsport.

Zubehör für Narren: In Langenzenn ist immer Fasching

© Dominik Mayer

Früher hat Brehmers Firma die Karnevalsorden noch selbst geprägt, heute kommt die Ware aus Fernost. Preislich ist das nicht zu schlagen, außerdem seien die Umweltauflagen irgendwann zu streng geworden. "Galvanik gibt es heute in Deutschland ja kaum noch."

Die Thomas Brehmer GmbH hat eine lange und bewegte Geschichte. 1871 wurde das Unternehmen in Markneukirchen, einem Örtchen im sächsischen Vogtland, gegründet, seitdem ist es im Familienbesitz. Zwei Weltkriege hat es überlebt. "Mein Vater war sogar in russischer Kriegsgefangenschaft, weil er für Hitler Militärabzeichen gefertigt hat." Nach dem Krieg zog die Firma in den Nürnberger Stadtteil Maxfeld um.

Wegzug aus Nürnberg

Im Jahr 1994, sieben Jahre nachdem Brehmer den Betrieb von seinem Vater übernommen hatte, entschloss er sich zum Umzug nach Langenzenn. "Es gab hier ein günstiges Grundstück in guter Lage mit Platz für eine Lagerhalle und Parkplätze", erklärt er. Thomas Brehmer ist die vierte Generation. "Die fünfte sitzt da", sagt er und deutet mit dem Finger auf die junge Frau, die ihm gegenüber sitzt. Seine 36-jährige Tochter Marion hat seit drei Jahren die Geschäftsführung inne. "Eigentlich bin ich ja gar nicht mehr da", sagt der Seniorchef. Doch er räumt ein, dass er noch immer jeden Tag im Unternehmen ist.

"Wir haben uns das ein bisschen aufgeteilt", sagt Tochter Marion. "Mein Vater kümmert sich noch um Orden, Abzeichen und Fan-Schals, ich mache Bekleidung und Kostüme." Schon seit Mitte der neunziger Jahre gibt es einen Online-Shop, über den die Ware in ganz Deutschland und ins europäische Ausland verschickt wird. "Wir machen insgesamt etwa 1,8 Millionen Euro Umsatz im Jahr und haben zehn fest angestellte Mitarbeiter", berichtet die Chefin. Während der Saison kommen vorübergehend noch ein paar dazu. Wobei es auch sonst viel zu tun gibt. "Mittlerweile ist das eigentlich ein Ganzjahresgeschäft", sagt die gelernte Bankkauffrau.

Kurz nach Aschermittwoch wird es zwar kurz etwas ruhiger, aber spätestens im Mai beginnt Marion Brehmer damit, die Gardekostüme für die kommende Saison zu entwerfen. Alle Kostüme werden in Deutschland von Hand gefertigt, dabei arbeitet ihr Unternehmer mit mehreren Nähereien zusammen.

"Jeder Verband hat seine Vorschriften, wie das Kostüm beschaffen sein muss. Darauf nehmen wir natürlich Rücksicht", so die Geschäftsführerin. Aber natürlich gebe es auch Trends. Mal seien etwas mehr Rüschen gefragt, mal etwas weniger.

"Heute ist das ja Sportkleidung, die alten Gardeuniformen von früher konnte man noch senkrecht ins Eck stellen," wirft der Vater ein. Nicht ohne Stolz erwähnt er, dass auch bei der Kult-Sendung "Fastnacht in Franken" viele Artikel aus seinem Sortiment zum Einsatz kommen. Ob Strumpfhosen, Schuhe oder gleich das ganze Kostüm — irgendwas ist immer von Brehmer. Manchmal ist es auch nur der Stoff. Zum Beispiel, wenn die Oma des Tanzmariechens das Kostüm selbst näht.

Die Brehmers haben mit ihrem Unternehmen relativ wenig Konkurrenz. Zwar gebe es für einzelne Artikel natürlich auch andere Anbieter, in der Breite finde sich ein vergleichbares Angebot jedoch kaum: "Bei uns können sich die Vereine einmal querbeet komplett ausstatten." Außer Verkleidung für jedermann gibt es so gut wie alles. 90 Prozent des Umsatzes geht auf Karnevalsartikel zurück.

Bald mehr Sportbekleidung

Am Sitz der Firma gibt es auch ein kleines Ladengeschäft, das aber eher ein Showroom ist. Im Schnitt kommen fünf Kunden pro Tag vorbei, meist von Faschingsvereinen aus der Region. Der Rest des Geschäfts wird online abgewickelt.

Bald will die junge Unternehmerin das Sortiment erweitern: "Wir setzen für die Zukunft auch auf Bekleidung für Sportgymnastik, Eistanz oder Eiskunstlauf." Entsprechendes Equipment führt bislang noch ein Nischendasein bei den Brehmers.

Der Fasching aber soll auch in Zukunft nicht zu kurz kommen. Vater und Tochter sind sich sicher: "Karneval geht immer."

Keine Kommentare