Zum Auftakt strömen die Massen

1.10.2012, 11:00 Uhr
Zum Auftakt strömen die Massen

© Hans-Joachim Winckler

Wie am Fließband verkauften sich am sonnigen Kirchweihsonntag Bratwurst, Backfisch und Baggers. Auf der Königstraße wimmelte es von Menschen, die Biergärten waren rappelvoll, die Fahrgeschäfte vom Autoscooter bis zum Wellenflug auch. Beim Billigen Jakob und anderen Fliegenden Händlern bildeten sich Menschentrauben, die sich gar nicht mehr auflösen wollen. Es war schlichtweg ein Kärwaauftakt wie aus dem Bilderbuch.

Pünktlich zu Fassanstich, Freibier und Fanfaren waren bereits am Samstagvormittag tausend weiße und grüne Luftballons in den Himmel über Fürth gestiegen. Es soll ja Menschen geben, die behaupten, eine Kirchweih-Eröffnung sei wie die andere. Ein Irrtum. Noch nie stand zum Beispiel ein Fass Grüner Bier im Mittelpunkt. Standesgemäß rollte das gute Stück in einem auf Hochglanz polierten historischen Lastwagen auf den Platz vor dem Stadttheater. Das prächtige Pferdegespann, das diesmal ohne Transportauftrag dastand, geriet so beinahe ins Hintertreffen.

Tucher-Chef Fred Höfler machte den zahlreichen Zuschauern ein Geständnis: „Ich habe mich getäuscht, weil ich nicht gedacht habe, dass irgendjemand dem Grüner Bier, dessen Produktion Ende der 70er Jahre eingestellt wurde, eine Träne nachweint.“ Doch die Hartnäckigkeit der Wirtsleute vom „Gelben Löwen“ in der Gustavstraße habe zum Neustart der Traditionsmarke geführt – und „zum schönsten Erfolg im vergangenen Geschäftsjahr“, bekannte Höfler.

Schlegel aus Sack

Bevor Oberbürgermeister Thomas Jung mit zwei Schlägen ein spritzerfreier Anstich glückte, unterhielt der Musikzug TSV 1895 Burgfarrnbach die Besucher. Die Tanzgruppe des Heimat- und Volkstrachtenvereins Stadeln zeigte Volkstänze und Otto Rainer Rudolph stimmte das Kirchweihlied an. OB Jung griff beim Anzapfen nicht zu irgendeinem Holzhammer: „Den Schlegel hier haben mir die Sacker Kärwaburschen geschenkt, der kommt auch bei den Vorort-Kirchweihen zum Einsatz.“ Mit einer Ausnahme allerdings: „Für Vach habe ich einen Extra-Schlegel.“ Seine Bandbreite in Sachen Treffsicherheit beim Anzapfen schätzt Jung so ein: „Zwischen einem einzigen Schlag und 14 Schlägen ist bei mir alles drin.“

Die erste Maß gab es für Erntekönigin Yasmin im weiß-grünen Dirndl. Ein lokalpatriotischer Farbcode übrigens, der sich durchzog: von Volker Heißmanns Brillenbügel bis zu den Oberhemden nahezu aller Männer auf dem Podium. Eine modische Ausnahme bildete Dekan Jörg Sichelstiel im lila Hemd. Er freute sich, dass die Kärwa-Eröffnung tatsächlich auf den Michaelis-Tag fiel, und erinnerte an das Bibelwort, wonach „Gott Michael und die Engel zu Winden“ macht.

Nach dem Aufstieg der Spielvereinigung habe er in Fürths Straßen wirklich eine frische Brise gespürt, erklärte der Dekan. Er ermahnte die Zuhörer, „aufeinander zu achten und zueinander zu halten, auch wenn es Rückschläge gibt“. Ein Rat, der im Nachhinein prophetisch anmutet. Schließlich kannte Sichelstiel zu diesem Zeitpunkt das Spielergebnis vom Nachmittag noch nicht.Bildergalerien zur Michaelis-Kirchweih finden Sie im Internet unter www.fuerther-nachrichten.de

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