Zwei Morde am Anfang der Gewaltspirale

15.4.2012, 13:00 Uhr
Zwei Morde am Anfang der Gewaltspirale

© Günter Distler

Sie waren Juden und Kommunisten. Das allein genügte den braunen Machthabern, um ihnen nach dem Leben zu trachten. Etwa 50 Menschen waren zum Gedenken an die 2007 aufgestellte Erinnerungstafel bei den von Benario und Goldmann noch eigenhändig gepflanzten Birken am Eingang der Uferpromenade gekommen.

Schüler des Helene-Lange-Gymnasiums kritisierten, dass die NS-Opfer bisher nur mit einer armseligen Tafel bedacht wurden, während alte Nazis in Straßennamen weiterleben. Erst kürzlich hat der Fürther Stadtrat nach jahrzehntelangem Ringen beschlossen, zwei Straßen auch nach Goldmann und Benario zu benennen.

Bei der Gedenkveranstaltung wurde deutlich gemacht, dass es mit den viel beschworenen Gemeinsamkeiten der Demokraten nach den Morden der Zwickauer Nazis nicht weit her ist. „Man gibt sich furchtbar betroffen und blendet ganze Dekaden der eigenen Geschichte aus“, heißt es in einem Flugblatt. Nach der Einführung durch Hans Brenner trug die Fürther Schauspielerin Brigitte Döring ein jüdisches Partisanenlied vor und ein Redner der Antifaschistischen Linken setzte sich mit den Umtrieben der Neonazis auseinander.
 

Die Vorgeschichte


Vertieft wurden die Denkanstöße anschließend durch einen Vortrag von Siegfried Imholz im Fürther Infoladen Benario. Imholz, der sich intensiv mit der Biografie der Ermordeten befasst hat, widmete sich insbesondere der Vorgeschichte der Machtübernahme und zeigte auf, dass der Nazismus nicht einfach über Nacht ausgebrochen ist.

Am Beispiel des Fürther KPD-Stadtrats Anton Hausladen zeigte er Verfolgung und Diffamierung während der Weimarer Republik auf. Über 1000 Kommunisten seien allein in Berlin ermordet worden. 2000 politische Gefangene und 50000 Ermittlungsverfahren gegen Linke registrierte Imholz 1932. Auch in Fürth habe es damals schon über 100 Verhaftungen gegeben.

 

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