Zwischen Gag und Poesie

6.5.2011, 12:00 Uhr
Zwischen Gag und Poesie

© Thomas Scherer

Stella Springhart, Künstlerin mit Kreativsitz „Auf AEG“, bat ihre Schwester Dina, an der Stadtgrenze und im Bereich der früheren Quelle zu fotografieren. Das Gebiet mit seiner merkwürdigen urbanen Leere inspirierte sie. Dann knöpfte Stella sich die Fotos vor, um sie mit Gestalten zu garnieren, die dort gar nichts zu suchen haben. Unter dem Titel „Artgerecht wohnen“ grinst eine Ziege aus dem Kasten-Wohnblock. Überhaupt tauchen gerne Tiere auf, wo man Menschen erwartet hätte. Der Leerraum der Fotos, die eben keine Protagonisten zeigen, sondern sich auf die markante Umgebung konzentrieren, enthält gewaltige Freiheiten. Ein Reh blickt großäugig aus dem Tunnel, ein Geier bewacht einen Eingang – immer wieder kommen die ungewöhnlichsten Akteure bildlich ins Gespräch. So werden Stadträume und Industrielandschaften völlig neu ausgelotet.

Die Verbindung zu den Comics des in Fürth lebenden Anjo Haase liegt in der ähnlichen Technik, dem collagenhaften Stil. Er setzt seine gezeichneten Helden gerne in Photoshop-Hintergründe, den Rest besorgt ein witziger Text. Haases Humor ist trocken und manchmal philosophisch grundiert. Teils denkt er Alltägliches einfach weiter, spitzt es zu, teils verknüpft er Themen, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Zwischen Gag und Poesie passt immer noch ein Kalauer.

Gern erobert Haase auch die dritte Dimension – ob als Spinne oder Alien. Dass bei ihm vieles fast fotografiert wirkt und Springhart ihrerseits comichafte Elemente verwendet, gibt ihrer gemeinsamen Schau einen runden Charakter.

„Fotodialoge“: Babylon, Nürnberger Straße 3. Bis Ende Juli.