Zwischen Hufgetrappel und königlichem Groll

4.12.2018, 15:05 Uhr
Zwischen Hufgetrappel und königlichem Groll

© Foto: Sebastian Zelada

Eine fröhliche Schlittenfahrt durch verschneite Landschaften zum Start: Dass gerade jetzt eher frühlingshafte Temperaturen herrschen, verlangte von den Zuhörern zwar ein bisschen mehr Vorstellungskraft, die Wiedergabe durch das Vor- und Nachwuchsorchester aber war in jedem Fall gelungen.

Da hörte man die Glöckchen am Schlitten, das Hufgetrappel der Schlittenpferde, und mit der "vor Kälte zitternden jungen Dame" konnte man wirklich Mitleid haben. Mit einem Menuett wurde der Ball eröffnet, gefolgt vom beschwingten Kehraus und der fröhlichen Heimfahrt. Mit sauberer Intonation und solider Technik spielten die kleinen Streichhölzer dieses unbeschwerte Divertimento von Leopold Mozart, das er kurz vor der Geburt seines Sohnes Wolfgang Amadeus im Januar 1756 komponierte.

2015 schrieb der dänische Komponist Sören Hyldgaard — er starb 55-jährig im Mai dieses Jahres — sein "Concerto Borealis" für Bassposaune und Orchester, gewidmet dem Soloposaunisten der Berliner Philharmoniker, Stefan Schulz. Womit der Schwierigkeitsgrad hinlänglich beschrieben sein dürfte. Ex-Streichholz Tim Simon, Student an der Musikhochschule Nürnberg und Fürther Kleinert-Theaterpreisträger 2017, meisterte die vertrackte Rhythmik des Kopfsatzes, navigierte mit geschmeidig-weichem Ton durch das Andante und mit viel Nervenstärke durch die Kadenz, auch brachte er genügend Temperament für den furiosen Schlusssatz mit.

Stets intensiv und mit Präzision im Einsatz: Benedikt Ofner. Unter seinem Dirigat gelang Edvard Griegs erste "Peer Gynt"-Suite vor allem klanglich eindrucksvoll. Aller Ehren wert, wie er die populäre "Morgenstimmung" vom zarten Holzbläsereinsatz zum vollen Orchestersound strukturierte. Große Spannungsbögen und ein ausgezeichnetes Pianissimo kennzeichnen "Ases Tod". Und "In der Halle des Bergkönigs" lässt Ofner es sich natürlich nicht nehmen, auf die ganz große Tube zu drücken.

Populärstes Orchesterwerk des russischen Romantikers Alexander Borodin ist hierzulande die "Steppenskizze aus Mittelasien", ein Paradebeispiel für die Programmmusik des 19. Jahrhunderts. Auch seiner Symphonie Nr. 2 liegt ein Programm zugrunde mit Szenen aus der russischen Geschichte. Der Kopfsatz huldigt mit robustem Gestus nationalen Helden, das Scherzo lebt von der burlesken Einleitung und einem melodischen Mittelteil, dem die Bläserriege der Streichhölzer Kontur gab.

Auf das einleitende Hornsolo des Andante folgen dramatische Ausbrüche mit wechselnden Stimmungsbildern voller Pathos. Auch im Finale geht es mit gewaltigen Klang- und Temposteigerungen kernig zur Sache.

Mit ansteckender Begeisterung widmeten sich die Jungen Fürther Streichhölzer diesem Schlachtross. Verdienter Applaus.

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