Gedenktafel soll an den fränkischen Volkssturm erinnern

14.4.2018, 05:05 Uhr
Am Einsatzort des NS-Volkssturm-Batallions 7/108 Franken nördlich von Frankfurt/Oder wurden ein Gedenkstein und eine Gedenktafel vorgestellt. Im Bild von links nach rechts Gerda Baronin von Freytag Loringhoven, deren Tochter Gotlind Baronesse von Freytag Loringhoven, deren Sohn Odo Baron von Freytag Loringhoven, Irmgard und Georg Eisenbeiß und Jürgen Gollmick.

© Michael Kasperowitsch Am Einsatzort des NS-Volkssturm-Batallions 7/108 Franken nördlich von Frankfurt/Oder wurden ein Gedenkstein und eine Gedenktafel vorgestellt. Im Bild von links nach rechts Gerda Baronin von Freytag Loringhoven, deren Tochter Gotlind Baronesse von Freytag Loringhoven, deren Sohn Odo Baron von Freytag Loringhoven, Irmgard und Georg Eisenbeiß und Jürgen Gollmick.

Im Februar 1945 waren 550 Männer aus Westmittelfranken von Ansbach aus in Güterwaggons an die heutige Grenze zu Polen geschickt worden. Sie stammten aus Ansbach, Dinkelsbühl-Wassertrüdingen, Rothenburg o. d. Tauber und Weißenburg-Gunzenhausen. Die meisten waren bereits über 60 Jahre alt, schlecht ausgebildet und äußerst mangelhaft ausgerüstet. Sie wurden in den letzten Wochen des Krieges an die Oder in einem aussichtlosen Kampf gegen die russische Übermacht regelrecht verheizt, die bereits nach Berlin vordrang.

Gut 400 überlebende Männer traten am 11. April 1945 wieder die Heimreise an. Der fränkische NS-Gauleiter Karl Holz hatte den Befehl dazu gegeben. Die geschundenen Einsatzkräfte sollten nun auch noch Nürnberg gegen die Amerikaner mit verteidigen.

"Das letzte Aufgebot des Teufels"

Die dramatischen Erlebnisse um das Bataillon 7/108 Franken hat Hanns Baron Freytag von Loringhoven 1965 in einem Büchlein mit dem Titel "Das letzte Aufgebot des Teufels" - gemeint war damit Diktator Adolf Hitler - aufgeschrieben. Loringhoven war einst Hauptmann in Hitlers Wehrmacht und in den Widerstand des 20. Juli 1944 verwickelt. Als Strafaktion wurde er deshalb aus der Armee geworfen und stattdessen sozusagen als Strafe an führender Stelle im Volkssturm eingesetzt.

Dessen hochbetagte Witwe Gerda Baronin von Freytag Loringhoven, die heute in Ansbach lebt, sowie dessen Sohn Odo und dessen Tochter Gotlind waren bei der offiziellen Übergabe der kleinen Erinnerungsstätte dabei. Rund 80 Vertreter von Kommunalpolitik, Behörden und Verbänden aus dem Raum Lebus haben daran teilgenommen. Die Familie Loringhoven stiftete auch den Findling mit der nüchternen Aufschrift "Volkssturm-Bataillon 7/108 Franken Februar 1945" neben der Info-Tafel an einem markanten Punkt des Oderufers nahe eines Rastplatzes, an dem sich Wander- und Radwege kreuzen.

Die Initiative dafür war von Jürgen Gollmick aus Gunzenhausen ausgegangen. Er hat familiäre Beziehung in die brandenburgische Region. Fast zweieinhalb Jahre der Vorbereitung hat es gedauert, bis Stein und Tafel aufgestellt werden konnten.

Absprachen im Feld

Odo Baron von Freytag-Loringhoven erinnerte in seiner Ansprache daran, dass es seinem Vater und dessen militärischen Erfahrung zu verdanken gewesen sei, dass nicht mehr Opfer zu beklagen waren: "Andere fränkischen Volkssturm-Bataillone wurden komplett aufgerieben. Da hat keiner überlebt." Er habe sich mit seinen Russischkenntnissen Kontakt zu den Soldaten auf der anderen Seite der Frontlinie aufnehmen können. Man habe damals verabredet: "Wir schießen über eure Köpfe hinweg, schießt ihr auch über unsere."

Bei der schlichten Inschrift auf dem Felsstück habe man ganz bewusst das Wort "Opfer" vermieden. Es sollte nicht der leiseste Verdacht von unangebrachter Heldenverehrung oder gar Kriegsverherrlichung aufkommen. "Erinnerung und Mahnung - Unseren und den russischen Toten des Oder-Abschnitts" steht über dem Text an der Tafel.

Zu der Feierstunde war auch das Ehepaar Irmgard und Georg Eisenbeiß aus dem Dörfchen Wasserzell bei Ansbach gekommen. Der Vater von Georg Eisenbeiß gehörte zu der verzweifelten Volkssturmtruppe. Er kam an der Oder im Alter von 39 Jahren am 11. April 1945 ums Leben, dem Tag, an dem er und seine Kameraden sich nach Nürnberg aufmachen sollten. Sein kleiner Sohn Georg in Wasserzell war da gerade zwei Jahre alt. 

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