Gipfeltreffen der Elite beim Frankenjura-Kletterfestival

9.5.2016, 06:00 Uhr
Gipfeltreffen der Elite beim Frankenjura-Kletterfestival

© Foto: Tom Kern

Von der ersten Ausgabe des Kletterfestivals im Jahr 2012 waren Aktive wie Zuschauer hellauf begeistert. Im Betzensteiner Freibad tummelte sich die Kletterszene, beim Bouldercup in Auerbach herrschte Wettkampfstimmung und im oberen Pegnitztal genossen fast 20.000 Menschen beim Outdoor-Tag das Schauprogramm auf der für den Autoverkehr gesperrten Straße.

"Beste Werbung für den Klettersport“ urteilten Veranstalter und Medien unisono über das Event im Frankenjura, eine Felslandschaft, die als Juwel unter den Klettergebieten der Welt gilt. Wegen des Erfolgs war zunächst eine jährliche Wiederholung angedacht worden, dann ein zweijähriger Turnus. Nun sind vier Jahre bis zur Neuauflage vergangen. Die Gemeinden in der Frankenpfalz fühlten sich zunächst finanziell und organisatorisch überfordert, hieß es.

Beim 2. Kletterfestival vom 26. bis 29. Mai wird es keine publikumswirksame Veranstaltung wie den Outdoortag 2012 geben. Im Naturbad in Königstein, wo die Szene ihr Camp einrichten wird, bleiben die Sportler bei "Bohrhakenwettbewerb", "Pilates für Kletterer" und "Sicherungstraining" weitgehend unter sich.

Die Riege der Weltklasse-Athleten trifft sich zum Kräftemessen an Felsen der Frankenalb und zum Boulder-Contest, zu Workshops und Vorträgen oder einfach nur zum Fachsimpeln im Camp.

Im Blickpunkt des Frankenjura-Festivals steht eine Kletterroute, die Maßstäbe gesetzt hat: Vor 25 Jahren, am 14. September 1991, glückte Wolfgang Güllich die Erstbegehung der Action Directe am Waldkopf im Krottenseer Forst östlich von Neuhaus/Pegnitz. Sie ging als weltweit erste Passage im Schwierigkeitsgrad 11 in die Klettergeschichte ein, lange Zeit galt sie als schwierigste Tour überhaupt. Bis heute schafften nur 19 Ausnahmeathleten den Durchstieg, unter ihnen Sportkletterer aus Russland, Japan und den USA.

Viele sind gescheitert

Viele der weltbesten Kletterer sind gescheitert, die meisten beim berüchtigten Einstiegssprung. Angeblich nimmt der Name der "mörderischen“ Route Bezug auf eine französische Terrorgruppe, die sich Action Directe nannte. Zwar ist der Waldkopf nur rund 15 Meter hoch, der Felsturm muss aber mit elf bis zwölf extrem schweren Zügen teils im 45-Grad-Überhang erklommen werden.

"Bis auf den Zehntelmillimeter muss alles sitzen", beschreibt Alexander Adler die Ansprüche an die teilweise nur fingerkuppengroßen Griffe im Fels. Der 47-Jährige hatte 1995 das Kunststück fertiggebracht, die Erstbegehung von Güllich zu wiederholen. Es war eine "kompromisslose Kletterei im Grenzbereich", sagt Adler rückblickend, "und der Vorstoß in eine völlig neue Dimension".

Der gebürtige Sachse war während seines Studiums an der Nürnberger Kunstakademie in den 1990er Jahren oft im fränkischen Klettergebiet unterwegs. "Aus purer Neugier" wagte er sich schließlich an den Waldkopf, "der doch so unspektakulär aussieht". Den Durchstieg habe er immer wieder probiert, bis er endlich glückte: "Es war ein Selbstversuch, in welche Regionen man als Kletterer vorstoßen kann."

Internationale Spitzensportler hätten heute ganz andere Trainingsmethoden und einen viel ausgereifteren Trainingsstand, sagt Adler. So wie Alexander Megos (22), der die Action Directe erst vor zwei Jahren spektakulär meisterte: Während sich Erstbegeher Güllich ein halbes Jahr lang immer und immer wieder am Waldkopf versuchte, benötigte der junge Erlanger nur gut zwei Stunden, um die Route mit dem weltweiten Ruf zu bezwingen.

Respekt vor dem Klassiker

Auch Megos hatte gehörigen Respekt vor dem Klassiker im Krottenseer Forst, "es ist schließlich eine der berühmtesten Routen und ein Traum für jeden Kletterer". Der Traum wurde am 3. Mai 2014 Wirklichkeit: Rund ein Jahr nach der ersten On-Sight-Begehung der spanischen Kletterroute Estado Critico im 11. Schwierigkeitsgrad suchte Megos am Waldkopf eine neue Herausforderung - und schaffte den Durchstieg.

Für den jungen Erlanger sind die Kletterfelsen im Frankenjura seit vielen Jahren ein ideales Trainingsgelände. Um die Action Directe hatte er hartnäckig einen Bogen gemacht, vielleicht weil die legendäre Passage "ein Mythos" und ein "Meilenstein der Klettergeschichte" ist. Doch dann war das Gefühl, es geschafft zu haben, "das beste, das ich jemals nach einem Erfolg hatte, weil mir die Route so viel bedeutete", erzählt Megos.

Adler, Megos und andere Bezwinger der Action Directe können zusammen mit Weggefährten und Zeitzeugen demnächst über alte Zeiten und neue Herausforderungen plaudern: Auf der Bühne der Helmut-Ott-Halle in Auerbach kommt am Freitag, 27. Mai, ab 20.30 Uhr nahezu die komplette Riege der Erstbegeher der legendären Route zu Wort. Kenner der Szene haben keine Zweifel, dass es ein historisches Treffen im Rahmen des 2. Kletterfestivals sein wird.

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