Glosse: Die Bahn ist gut gerüstet für den Winter

29.11.2016, 13:17 Uhr
Wenn Frost und Schnee kommen, heißt das für viele Bahnreisende: Verspätungen. Ärgerlich wird es, wenn dann noch eine schlechte Informationspolitik hinzukommt.

© dpa Wenn Frost und Schnee kommen, heißt das für viele Bahnreisende: Verspätungen. Ärgerlich wird es, wenn dann noch eine schlechte Informationspolitik hinzukommt.

Pünktlich mit dem ersten richtigen Frost hat es sich das Unternehmen traditionsgemäß auf die Fahnen geschrieben, ihre Verspätungs-Initiative mit (noch) viel mehr Elan zu befeuern und vor allem den Nicht-Informationspakt wiederaufleben zu lassen. Für die fränkischen Frohnaturen unter den Pendlern und Bahnreisenden gibt es auch nichts Schöneres, als in Neustadt/Aisch auf Gleis 3 dem über 20 Minuten verspäteten Zug gen Nürnberg entgegenzubibbern.

Dann – der Schwarmintelligenz sei Dank – wechselt das fahrende Volk auf Gleis 6, weil dort seit geraumer Zeit der Bummelzug steht und in wenigen Minuten abfahren soll. Plötzlich wird die Verspätungsmeldung nach unten korrigiert und alles wieder raus aus dem Bummelzug und im Eiltempo zurück auf Gleis 3.

Der knapp vor der Überfüllung stehende Zug ist Alltag, also nicht der Rede wert. Dass es am Bahnsteig keine Durchsagen vom Fahrdienstleiter mehr gibt, liegt an den gekappten Leitungen für die menschlichen Stimmen. Die – wo auch immer programmierte – Roboterstimme schweigt in weiser Voraussicht, was noch kommen wird.

Kurz vor Siegelsdorf spricht doch noch ein Mensch mit uns lästigen Transportgegenständen. "Heute fährt dieser Zug nur bis Siegelsdorf. Bitte steigen Sie dort in die hinter uns fahrende Regionalbahn, die aus Neustadt/Aisch kommt." Aha – gute Idee, liebe Bahn. Hätten wir auch leichter haben können. Angesichts der ebenfalls gut gefüllten Bummelbahn wird aber klar, dass die Bahn heute wieder mal ausprobieren will, wie viele Menschen in einen Zug passen (könnten).

Dennoch haben wir Franken keinen Grund zum Klagen. In Berlin hält man Menschen, die ihren ICE erwischen müssen und sich mit der S-Bahn auf den Weg machen wollen, mit einem handgeschriebenen Zettel auf dem Laufenden: "Dieses Wochenende halten hier keine Züge". Dann lieber frieren und gar keine Infos.

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