Glosse: Ganz im Ernst - ich liebe die Bahn

30.11.2016, 18:10 Uhr
Auch wenn es nicht immer rund läuft, unser Autor liebt die Bahn - oder besser gesagt das Bahnfahren.

© dpa Auch wenn es nicht immer rund läuft, unser Autor liebt die Bahn - oder besser gesagt das Bahnfahren.

Vielmehr ist es so, dass neben viel Zustimmung zu meinen launigen Worten über die Probleme der Deutschen Bahn einige Leser meinten, dass man über die an der Basis tätigen Mitarbeiter des Unternehmens nicht immer nur Hohn und Spott ausschütten dürfe.

Diesem Ansinnen widerspreche ich in keinster Weise und ich bin in mich gegangen. Denn ich liebe meine Bahn. Kein Scherz. Niemals würde ich auf die Idee kommen, in einen Pkw zu steigen, um die 50 Kilometer zu meiner Arbeitsstätte in der kleinen Blechkiste zu verbringen.

Nein, es ist mir ein (fast) tägliches Vergnügen, mich in ein Abteil zu setzen, mein Tablet, Buch, meine Zeitung oder sonstiges Zeitvertreibsspielzeug aus der Tasche zu ziehen und die nächste Stunde Zeit zu haben, zum Nachdenken, zum im Internet stöbern oder einfach nur zum aus dem Fenster hinausschauen.

Doch damit nicht genug. Ich möchte nicht auf meinen Triebfahrzeugführer verzichten, der mir im Vorbeigehen jedes Mal schmunzelnd ein lautstarkes "Mahlzeit" entgegenschleudert, wenn ich um 8 oder 9 Uhr gen Arbeit aufbreche. Anschließend der kurze Plausch darüber, dass er schon seit 3 Uhr auf Achse ist und sich jetzt schon langsam auf seinen Feierabend freut.

Ich denke gerne an die Zugbegleiterin, die mich – wenn ich in allerletzter Sekunde in den völlig überfüllten Zug hechte – mit einem Kopfnicken in Richtung erster Klasse bugsiert und anschließend meint, wer so treuer Kunde der Bahn ist, hat sich auch einmal diesen Service verdient.

Nicht zu vergessen jener Tag, als ich – tatsächlich zu spät – auf den Bahnsteig sprinte, der Zug aber schon im Anfahren ist. Glauben Sie es oder nicht: Der Zug wurde auf mein Rufen hin gestoppt und ich kam pünktlich zu meinem Termin.

Und ohne das Verpassen meiner Anschlusszüge wüsste ich bis heute nicht, dass in der ländlichen Bahnhofskneipe ein eisgekühltes Hefeweizen zum sehr günstigen Preis gereicht wird.

Deshalb, und aus vielen anderen Gründen, liebe ich die Bahn. Was ich nicht liebe, ist der Wasserkopf und der Bürokratie-Apparat, der die Bahn-Mitarbeiter vor Ort an ihrem eigenen Unternehmen verzweifeln lässt. Ihr und wir Pendler sind doch in Wirklichkeit eine einzig große Leidensgemeinschaft.

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