GPS-Daten aus Laster: Sophia wohl in Franken getötet

22.6.2018, 16:31 Uhr
Die 28-jährige Sophia L. wird seit vergangenem Donnerstag vermisst. Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus.

© Polizei Leipzig Die 28-jährige Sophia L. wird seit vergangenem Donnerstag vermisst. Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus.

Der Fall der seit über einer Woche vermissten Sophia L. schlägt bundesweit Wellen. Die junge Frau wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, davon geht die Polizei aus. Als dringend tatverdächtig gilt ein 41-jähriger Fernfahrer aus Marokko. Er wurde im Süden Spaniens verhaftet, wartet dort jetzt auf die Auslieferung nach Deutschland. Wo er Sophia L. getötet hat, das war bislang aber unklar. 

Jetzt hat die Polizei eine heiße Spur. GPS-Daten aus dem Lastwagen des Mannes erhärten den Verdacht, dass die 28-Jährige in Oberfranken getötet wurde. "Es muss davon ausgegangen werden", sagte ein Sprecher der Polizei auf Nachfrage, "die Hinweise haben sich verdichtet". Wo genau die Ermittler den Tatort vermuten, verraten sie aus ermittlungstaktischen Gründen aber vorerst nicht. Bereits am Mittwoch durchsuchten Kräfte der Polizei ein Waldstück an der A9 bei Plech. Dass dort auch der Tatort liegt, bestätigen die Ermittler ausdrücklich nicht.

"Sie werden auch in Spanien präsent sein"  

Mit der neuen Wende übernimmt jetzt auch die Staatsanwaltschaft in Bayreuth, Leipzig gibt den Fall Sophia ab - auch wenn man mit den Kollegen in Sachsen in engem Austausch bleibe, wie es in einer Pressemitteilung heißt. In Oberfranken wurde jetzt eine 15-köpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. "Sie werden auch in Spanien präsent sein", heißt es von der Staatsanwaltschaft. Zusätzlich setzt die deutsche Polizei auf einen Verbindungsbeamten des Bundeskriminalamtes (BKA) und die Zusammenarbeit über die EU-Agentur Eurojust, eine Art europäische Justizbehörde. Darüber werden internationale Kriminalfälle koordiniert. 

GPS-Daten aus Laster: Sophia wohl in Franken getötet

© Markus Roider/Reporter 24/dpa

Der Fernfahrer, der Sophia L. vermutlich tötete, fuhr wohl nach der Tat quer durch Europa. Erst in Andalusien, wenige Hundert Kilometer vor der nächsten Fährverbindung nach Marokko, wurde er von Kräften der paramilitärischen Guardia Civil (Zivilgarde) gefasst. Kurz zuvor brannte sein Lastwagen aus. Ob der 41-Jährige Beweise vernichten wollte oder ob es sich dabei um einen Defekt handelt, ist unklar. 

DNA-Profil soll bei Identifizierung helfen 

Am Donnerstag wurde die Leiche einer Frau im Norden Spaniens, unweit der baskischen Stadt Bilbao, entdeckt. "Viele Anzeichen", sagt die Polizei in Spanien, deuten darauf hin, dass es sich bei dem stark verwesten Körper um die junge Deutsche handelt. Der Körper habe "Spuren von Gewalteinwirkung aufgewiesen", teilt die spanische Polizei mit. Laut der Bayreuther Polizei deckt sich der Ort, an dem die Leiche gefunden wurde, mit der Fahrtroute des Tatverdächtigen. Auch das ergaben die GPS-Daten aus dem Lastwagen. Zur Identifizierung der sterblichen Überreste werde jetzt ein DNA-Profil von Sophia L. erstellt und nach Spanien übermittelt. Erst nach einem Abgleich könne man mit Sicherheit sagen, ob es sich bei dem Körper um die junge Deutsche handelt. 

Erst kürzlich wurden neue Details zur Route bekannt, die der 41-Jährige genommen haben soll. Laut dem baskischen Blatt El Correo überquerte er mit seinem Laster die französisch-spanische Grenze bei Biriatou, fuhr dann weiter zu einer Raststätte bei Asparrena im Baskenland. Dort fand die Polizei auch die Leiche. Durch einen internationalen Haftbefehl seien die Behörden auf den Mann aufmerksam geworden. Derzeit arbeiten deutschen Behörden an der Auslieferung des Mannes.

Sophia L. hatte Verbindungen nach Franken

Sophia L. stieg am Donnerstagabend vergangener Woche an der Raststätte Schkeuditz in einen Laster, wollte nach Nürnberg trampen. Von dort aus sollte es weitergehen nach Amberg, wo die junge Frau plante, ihre Eltern zu besuchen. In der Oberpfalz kam Sophia L. aber nie an. Irgendwo auf der A9 verliert sich ihre Spur.

Die 28-Jährige wurde in Amberg geboren, hatte enge Verbindungen in die Region. Studiert hat die junge Frau in Bamberg, zur Schule ging sie in Hersbruck im Nürnberger Land. Immer wieder trampte sie zwischen ihrem Wohnort Leipzig und Franken.

Das Verschwinden der 28-Jährigen wurde von Rechten und Rassisten genutzt, um Hetze gegen die Einwanderungspolitik zu betreiben. Freunde der Vermissten stemmten sich gegen Rassismus und Fremdenhass. "(...) Leider kursieren nach wie vor reißerische Artikel im Netz und der Fall von Sophia wird genutzt, um Stimmung gegen die Einwanderungspolitik, gegen 'Fremde' und eine offene Gesellschaft zu machen, während uns vorgeworfen wird, Sophias Verschwinden für eigene politische Mobilisierung zu nutzen", heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Statement. "Diese mediale Stimmungsmache und die vielen selbstgerechten Kommentare sind an Abscheulichkeit kaum zu überbieten."

Der Fall Sophia - eine Chronologie der Ereignisse:

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