38-Jähriger führt vorübergehend die Gunzenhäuser Polizei

8.11.2014, 12:00 Uhr
38-Jähriger führt vorübergehend die Gunzenhäuser Polizei

© Dressler

Für ihn ist es spannend und interessant, jetzt eine Dienststelle im ländlichen Raum zu führen, wobei die Gunzenhäuser Beamten bekanntlich neben den typischen Aufgaben der Schutzpolizei auch für das Fränkische Seenland zuständig sind, also als Wasserschutzpolizei auftreten.

Seit dem 1. November bekleidet Rapke offiziell das neue Amt. Am 3. nahm er bereits an einer Sitzung des Kreisjugendrings in Dittenheim teil und hatte eine kurze Rede zu halten. Außerdem lernte er dort Leute kennen, mit denen er in den nächsten sechs Monaten kooperieren wird. Rapke ist klar, dass es in einem Flächenlandkreis noch mehr als anderswo auf persönliche Beziehungen ankommt und man sich bei wichtigen Terminen und in der Öffentlichkeit „blicken lassen“ sollte.

Intern will Rapke dafür sorgen, dass der Polizeidienst im Gunzenhäuser Raum in bewährter Weise für die Bevölkerung geleistet werden kann. Dafür trug bis Ende Oktober Harald Eckert die Verantwortung. Eckert ist nun beim Abschnitt West des Polizeipräsidiums Mittelfranken in den sechs Monaten als stellvertretender Leiter tätig. Diese Stelle war vakant und wird vorübergehend von Eckert übernommen. Markus Rapke hat für Harald Eckert ein großes Lob: Hier in Gunzenhausen sei die Dienststelle „sehr organisiert“. Er könne sie mit einem Auto vergleichen, das in die richtige Richtung fährt. Er wolle am Steuer diese Richtung beibehalten und keine hektischen Lenkbewegungen machen oder gar die Richtung ändern.

Dass die bayerische Polizei im üblichen Rahmen weiterarbeiten kann, ist gar nicht so selbstverständlich. Der G 7-Gipfel auf Schloss Elmau bei Mittenwald im Juni 2015 wirft seine Schatten voraus, bis nach Gunzenhausen. Ein Beamter von hier ist dort bereits im Einsatz. Weil in Elmau sehr viele Kräfte gebraucht werden, wird es bei der Polizei im Freistaat größere personelle Abweichungen geben. Markus Rapke muss das mit seinem Team berücksichtigen, wenn die Urlaubsplanung für das nächste Jahr ansteht. Dabei müsse natürlich gewährleistet sein, dass die PI Gunzenhausen weiterhin schlagkräftig bleibt. Der Bürger müsse sich darauf verlassen können, dass die Polizei in unverminderter Form für ihn da ist, betont der Familienvater (zwei Buben), der sich in Schwabach wohlfühlt und die Vorzüge einer mittelgroßen Stadt am Rande der Großstadt zu schätzen weiß.

Rapke machte in Schwabach Abitur und stieg 1997 in den mittleren Polizeidienst ein. Nach der Ausbildung kam er zum Einsatzzug Schwabach und hatte Einsätze im gesamten Gebiet der damaligen Polizeidirektion Schwabach, also auch in Gunzenhausen und am Altmühlsee, wo etwa die Fischer kontrolliert wurden. Die Streifenfahrten am See per Fahrrad waren damals ganz neu und sorgten für Aufsehen. „Sie waren hilfreich für den Bürgerkontakt“, erinnert sich Rapke.

Von 2008 bis 2010 qualfizierte er sich für den gehobenen Polizeivollzugsdienst. Dafür absolvierte er ein Studium an der FH in Sulzbach-Rosenberg. Anschließend wurde er zwei Jahre lang an der Polizeiinspektion Nürnberg-Mitte eingesetzt, im Schicht­dienst. Hier sind heikle Anforderungen zu bewältigen, sei es Diebstahl und Raub, die Diskothekenszene oder die vielen alkoholisierten Personen. Diese zwei Jahre seien sehr lehrreich gewesen, bilanziert Rapke.

Inzwischen strebt der 38-Jährige den höheren Polizeivollzugsdienst an. Er absolviert dafür ein Personalförderungsprogramm, das unter anderem vier halbjährige Stationen vorsieht. Die erste war am Polizeipräsidium Mittelfranken – Abschnitt Mitte. Schwer­punkt war die Nürnberger Innenstadt. Es galt, bei größeren Versammlungen, Veranstaltungen und Demonstrationen die Polizeieinsätze so vorzubereiten, dass man allen Ansprüchen gerecht wurde. Das reicht von der Gewährleistung der Versammlungsfreiheit bis zum Schutz von Leib und Leben von Bürgern. Als Beispiel nennt Rapke eine NPD-„Deutsch­land­fahrt“, die eine Gegendemonstration von verschiedenen Gruppen auslöste. Die Polizei tue gut daran, deeskalierend und kommunikativ vorzugehen, lautet seine Erfahrung. Das sei bei der „Deutschlandfahrt“ gelungen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die Ordnungshüter als „Prellbock“ bei solchen konfliktträchtigen Situationen herhalten müssten.

Solche Probleme gab es in Treuchtlingen nicht, wo Rapke ebenfalls ein halbes Jahr als Dienstgruppenleiter arbeitete. Hier erfährt der Schutzpolizist hautnah die Sorgen und Nöte der Menschen. In Nürnberg-Mitte der Brennpunkt mit vielen Kollegen und diffizilen Aufgaben, dazu im Fokus der Öffentlichkeit, und in Treuchtlingen die kleine Einheit – die Spanne des Polizeidiensts ist groß.

Die dritte Station im Rahmen des Personalförderungsprogramms (Polizeisprache: Umlaufverfahren) bildete die Kriminalpolizei, konkret das Kriminalfachdezernat 4 Nürnberg. Es ist vorwiegend mit organisierter Kriminalität, Banden-, Wirtschafts- und Drogenkriminalität befasst, dazu mit verdeckten Ermittlungen. Und jetzt Gunzenhausen: Markus Rapke versteht gerade den Schutzpolizisten als Alleskönner, der in dieser Funktion und als Mensch auf jede Situation richtig und besonnen reagieren muss. Im Grund leiste der Schutzpolizist ja auch so etwas wie Sozialarbeit, man denke nur an die Einsätze an den Schulen und bei Familienzwistigkeiten.

Nach den sechs Monaten in Gunzenhausen wird Rapke bei einem Assessment Center, einem anspruchsvollen Abschlusstest, auf Herz und Nieren geprüft. Sollte er auch dort so erfolgreich abschneiden wie bisher, stünde ihm der höhere Polizeidienst offen. Das würde dann ein zweijähriges Studium bedeuten. Doch zunächst muss Markus Rapke in seinem schönen Chefzimmer im ehemaligen Amtsgericht in Gunzenhausen den Alltagsgeschäften nachgehen. Das Landratsamt in  Weißenburg ruft an und erinnert an den gemeinsamen Termin, der an diesem Morgen ansteht. Die Pflicht ruft.

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