Abschlussfeier der Wirtschaftsschule Gunzenhausen

28.7.2015, 08:00 Uhr
Abschlussfeier der Wirtschaftsschule Gunzenhausen

© Wolfgang Dressler

Es liege aber an ihnen, durch diese Türen zu gehen, hieß es sinngemäß von den Rednern, die unisono ein Loblied auf die Schulform Wirtschaftsschule sangen.

Es ist fast ein wenig wie auf dem Abiturball, wenn heutzutage die frischgebackenen Absolventen der vier- oder zweistufigen Wirtschaftsschule „entlassen“ werden. Das Gruppenfoto zu Beginn, die Abendkleider, die Anzüge, die Rosen für jeden, der es geschafft hat, die Ehrungen, nicht zuletzt das professionelle Umfeld mit Livemusik. Dass die Eltern stolz sind, hat es schon immer gegeben. Eher neu ist, dass Eltern und Kinder mehr als zuversichtlich sein können, was die Zukunft angeht. Der Ausbildungsmarkt hat sich seit einigen Jahren gedreht, die Absolventen sind mehr als begehrt, die Wirtschaft wirbt, ja buhlt um sie. Die Chancen, das zu tun, was man wirklich will, was einem liegt, worauf man große Lust hat, sind gut wie selten. Das wurde während der gelungenen Abschlussfeier überdeutlich.

Doch Erfolg in der Wirtschaftsschule zu haben, ist kein Selbstläufer, man muss etwas tun und sich anstrengen. 100 junge Leute befanden sich in den Abschlussklassen, 99 traten zur Prüfung an, fünf schafften es nicht. Darauf wies Klaus Drotziger, der Chef des Beruflichen Schulzentrums und damit auch der Wirtschaftsschule, hin. Besonders gut hat es Oliver Hauke aus Gräfensteinberg gemacht. Mit einem Notendurchschnitt von 1,58 war er der Jahrgangsbeste, schrammte knapp am Staatspreis vorbei. Er strebt nun den Beruf des Erziehers an. Stellvertretender Landrat Robert Westphal, der die Laudatio hielt, erinnerte daran, dass Oliver bereits nach dem ersten Schuljahr so beurteilt wurde, wie er sich später in der Wirtschaftsschule präsentierte: hilfsbereit, bescheiden, freundlich, aufgeschlossen, lernwillig, stets motiviert, mit sozialem Interesse. Was außerdem zu hören war: Oliver isst gerne Tomaten, wenn er lernt, und er träumt von einer Weltreise. Gut möglich, dass der Sparkassenförderpreis, den er entgegennahm, dazu beitragen kann.

Klar, dass Oliver in seiner Klasse (V H 10 A) der Beste war. In den anderen Klassen ragten Janina Pflieger (V H 10 B) aus Gunzenhausen mit einem Schnitt von 2,07 und Laura Enderlein (V H M 10 C) aus Weiboldshausen mit 1,83 heraus. In der zweistufigen Wirtschaftsschule (Z 11) war es Yvonne Eitel aus Obererlbach, die mit 1,90 am besten abschnitt.

Klaus Drotziger gab den Absolventen mit auf den Weg, „niemals mit dem Anfangen aufzuhören“. Im Fußball würde man sagen: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Drotziger meinte damit, dass es nach einer Phase, in der es mehr als verständlich ist, den gerade erreichten Abschluss zu genießen, weitergehen wird, weitergehen muss mit dem beruflichen Lebensweg. Die 94 jungen Menschen verfügten in dieser Hinsicht über eine sehr solide Grundlage, sei es für eine Lehre, eine Arbeitsstelle, ein Praktikum oder einen Auslandsaufenthalt. Was es auch sein werde, die altbekannten Gewohnheiten gingen nun verloren, etwa die 13 Wochen Ferien im Jahr. Der neue Lebensabschnitt bringe neue Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel: „Jetzt, wenn ihr über 18 seid, ruft euer Chef nicht mehr bei Vater und Mutter an, sondern bei euch. Ihr tragt zunehmend die Verantwortung für das, was ihr tut, auch für die Fehler, die ihr begeht.“ Er sei mehr als zuversichtlich, dass die Absolventen den Weg in die Zukunft schaffen werden, und das gelinge dem umso besser, der permanent weiter lerne, Neues anfange, am Ball bleibe.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz befand, der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt „lechzt“ nach den Wirtschaftsschülern. Fitz’ Dank galt nicht zuletzt dem Landkreis als Sachaufwandsträger dieser Schule. Sein Appell an die Absolventen lautete, der Region verbunden zu bleiben und für ehrenamtliches Wirken bereit zu sein.

IHK-Vizepräsidentin Erika Gruber nutzte die Gelegenheit, um eine Lanze für den Handel und dessen Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten zu brechen. In Mittelfranken gebe es immerhin 37 000 Handelsunternehmen. Viele von ihnen stünden vor einem großen Wandel, den das Internet mit sich bringe. Gruber zu den jungen Zuhörern: „Sie haben bewiesen, dass Sie sich mit Erfolg durchsetzen können. Die Wirtschaft braucht Leistungsträger wie Sie.“ Die Wirtschaft – das könne auch hin und wieder ein Haifischbecken sein.

Stellvertretender Kreishandwerksmeister Klaus Weber machte keinen Hehl daraus, dass er hier und heute für das Handwerk „klappern“ wolle. Alle Redner hätten deutlich gemacht, wie begehrt die Absolventen seien, das gelte auch fürs Handwerk mit seiner enormen volkswirtschaftlichen Bedeutung. Hier müsse man mehr denn je selbstständig entscheiden können, und das setzte Qualifikation voraus. Weber sprach von 1283 Handwerksbetrieben im Landkreis, 7500 Beschäftigten, 700 Azubis und 650 Millionen Euro Umsatz.

Stellvertretender Schulleiter Adolf Kisser, Christian Rieger (Elternbeirat) und Stefan Meier (Freundeskreis) reihten sich ebenso in die Schar der Gratulanten ein wie Dieter Riehl (Sparkasse) und Walter Niederlöhner (Raiffeisenbank). Für die musikalische Umrahmung der Feierstunde sorgten Schulband und Schulchor unter Leitung von Mario Hendreich. Hier tat sich Solosängerin Jaqueline Blaschke (Absberg) hervor. Sie wurde auch für ihr Engagement im Fach Musik geehrt. Das Abschlusswort hatten die Schulsprecher Nadine Jörg und Elin Dippmann. Danach begann ein noch langer Feier-Abend.

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