Als der Strom aufs Land kam

14.1.2015, 07:00 Uhr
Als der Strom aufs Land kam

© Dressler

Die N-Ergie Aktiengesellschaft (früher Fränkisches Überlandwerk) hat wichtige historische Ereignisse aus 100 Jahren in einer Wanderausstellung zusammengestellt. Diese hat am Montagabend in der Bürgerbegegnungsstätte Station gemacht. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, Dienstag von 14 bis 16.30 Uhr, Donnerstag von 14 bis 17.30 Uhr. Die Ausstellungstafeln geben einen Überblick zur allgemeinen Geschichte der Stromversorgung in Franken und blicken auch auf Gegenwart und Zukunft. Der Merkendorfer Heimatverein hat Bilder und andere Ausstellungsstücke zum Thema Strom zur Verfügung gestellt. Teil der Ausstellung sind zudem Bilder, die im Rahmen eines Fotowettbewerbs der N-Ergie von jungen Leuten gemalt worden sind. Es ging – natürlich – um Strom im Alltag.

Wie die beiden N-Ergie-Vertreter Volker Laudien (Leiter des Kommunalkundenbereichs) und Markus Prokopczuk (kommunaler Kundenmanager) bei der Eröffnung darlegten, wurde 1913 das Fränkische Überlandwerk gegründet, sein Sitz war in Ansbach. Als Partner machten die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft und die Kreisgemeinde Mittelfranken gemeinsame Sache. Bereits vier Jahre zuvor fiel der Startschuss für die Stromversorgung von Ansbach. Das Leitungsnetz wurde in jenen Jahren unter anderem in Richtung Weißenburg vorangetrieben, und auf dem Weg dorthin lag die kleine Ackerbauernstadt Merkendorf. Deren Stromversorgung wurde offiziell am 23. Dezember 1912 besiegelt, also noch vor Gründung des FÜW.

Strom war damals noch ein Luxusgut, schilderte Prokopczuk, im Landkreis Ansprechpartner für die Kommunen. Damals wie heute brauche man die Akzeptanz in der Bevölkerung. Dazu trage der kommunale Stromversorger bei, indem er auf viele Einrichtungen zugehe, sie fördere und Aktionen initiiere. Das reiche vom Kindergarten bis zur Hochschule. Der Umweltgedanke sei bei der N-Ergie stark verankert. Man sei stets bemüht, umweltverträgliche Lösungen zu finden, etwa bei der Materialauswahl. Prokopczuk erinnerte auch an ein anderes wegweisendes Datum für die Stromversorgung hierzulande: Am 14. November 1955 wurde die Spannung von 110 auf 220 Volt erhöht, ein bahnbrechender Schritt, den etwa die USA nie gemacht haben. Inzwischen hat Europa sogar auf 230 Volt umgestellt.

Volker Laudien machte deutlich, dass die Stromversorgung in der Fläche vor und nach dem Ersten Weltkrieg nicht über Nacht kam, sondern Stück für Stück aufgebaut wurde. Von den großen Kraftwerken wurde der Strom zu den kleinen Gemeinden transportiert. Dort diente er nicht den Privathaushalten – die konnten sich das zunächst nicht leisten –, sondern der Beleuchtung der öffentlichen Straßen und Plätze. Erst später kam die breite Bevölkerung in den Genuss der elektrischen Energie.

Heute, in der Zeit der Energiewende, zeichne sich tatsächlich ein grundlegender Wandel ab. Strom werde mehr und mehr in den Orten erzeugt und über das Leitungsnetz abtransportiert. Jedenfalls werde die Energieversorgung in 20, 30 Jahren anders aussehen als heute, nämlich dezentraler. In sehr vielen Häusern werde eine Speichertechnik installiert sein (ein Gerät, das wie ein Kühlschrank aussieht und im Keller steht). Was die Sonne tagsüber den Photovoltaikanlagen auf den Dächern liefere, werde abends und nachts abgerufen. Es stelle sich für die Versorger die große Frage, welcher Netzausbau dafür benötigt werde.

Der Bereichsleiter streifte das Thema Energiewende und machte einige Bemerkungen zu den umstrittenen Gleichstromtrassen. Es sei genau abzuwägen und zu prüfen, was wirklich erforderlich sei. Die für den Transport des Gleichstroms erforderlichen Leitungen und Masten wären gigantisch. Die Energiewende könne nur mit dem Einverständnis der Menschen gelingen.
In Merkendorf selbst ist die Akzeptanz der erneuerbaren Energien groß, das weiß die N-Ergie schon längst ganz genau. Bürgermeister Hans Popp brauchte dazu bei der Eröffnung keine großen Erläuterungen mehr zu machen. Er betonte, die Stromversorgung sei in Deutschland eine wesentliche Säule der Industrialisierung gewesen. Das sei erst rund 100 Jahre her, aber kaum noch vorstellbar. Heute sei die Stromnutzung allgegenwärtig und selbstverständlich, doch die politische Diskussion über die Auswirkungen sei heftig. Der Bogen spanne sich von der Atomenergie über die erneuerbaren Energien bis zu den Gleichstromtrassen. Popp: „Wir sind alle froh, dass wir Strom haben. Wir sollten aber nicht vergessen, dass er irgendwo produziert werden muss.“

Die musikalische Umrahmung der Eröffnung war Sache eines Flötenduos. Lea Bogenreuther und Irene Prosch stellten unter Beweis, was unter dem Dach der Musikschule Rezat-Mönchswald geleistet wird.

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