Altmühlsee: Zweckverband im zu engen Finanzkorsett

12.3.2019, 06:12 Uhr
Altmühlsee: Zweckverband im zu engen Finanzkorsett

© ZVA/Lufdi

Burmann nannte diese Zahlen in der jüngsten Sitzung des Gunzenhäuser Stadtrats, und er stellte im Kommunalparlament all jene Maßnahmen vor, die er wenige Tage vorher auch schon in einer Sitzung der ZVA-Verbandsräte präsentiert hatte (wir berichteten ausführlich). Tenor seines Vortrags: Das Geld, das der ZVA erwirtschaftet (Parkgebühren, Pachten) reicht hinten und vorne nicht.

Zumal die Infrastruktur rund um den zwischen 1976 und 1984 für damals 107 Millionen D-Mark (etwa 54 Millionen Euro) errichteten See nach etwa 30 Jahren dringend eine intensive Frischzellenkur vertragen würde: Die MS Altmühlsee benötigt eine "deutliche Aufwertung", die Bauhof-Mitarbeiter in Muhr am See sollen einen Brotzeitraum bekommen, einige Kioske bedürfen einer Renovierung, ebenso die vier Seglerheime, und auch Spielplätze müssen neu ausgestattet werden.

"Es besteht hoher Sanierungsbedarf", sagt Burmann, muss aber gleichzeitig betrübt feststellen, dass sein Verband "keine großen Einnahmequellen" besitzt. Etwa 80 Wohnmobilstellplätze am Surfzentrum Schlungenhof bringen etwas Geld, dazu Parkgebühren und Pachteinnahmen. Ein wenig neidvoll blickt er da nach Langlau, wo der Zweckverband Brombachsee (ZVB) rund 600 Stellplätze an zahlungskräftige Wohnmobilisten vermieten kann.

Natürlich wird der diesjährige 3,14-Millionen-Euro-Etat des ZVA auch aus öffentlichen Kassen bestritten: Der Bezirk Mittelfranken und der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen schießen Geld zu. Allerdings zu wenig, wie Burmann findet. Von der runden Million nämlich, die der Bezirk dem Seenland spendiert, fallen für den ZVA nur 225 000 Euro ab, 165 000 fließen in den Rothsee, satte 610 000 Euro sackt der ZVB ein. Dieser Finanzierungsschlüssel erscheint aus Sicht des ZVA angesichts des eigenen Investitionsbedarfs nicht mehr angemessen und sollte flexibel gehandhabt werden können — was wohl politisch entschieden werden müsste.

Daniel Burmann verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Ausgaben der Zweckverbände für den Tourismusverband Fränkisches Seenland. Hier fließen vom Brombachsee 180 000 Euro (drei Sechstel der Gesamtsumme), vom Altmühlsee 120 000 Euro (zwei Sechstel) und vom Rothsee 60 000 Euro (ein Sechstel). Diese Verteilung schmeckt dem ZVA-Geschäftsführer nicht besonders. Deshalb seine Aussage: "Beim Kassieren sind wir klein, beim Bezahlen aber groß!"

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, zugleich ZVA-Vorsitzender, kennt das Problem bei den Geldern vom Bezirk und deren Verteilung. Eine Änderung zugunsten des ZVA ist ihm bisher nicht gelungen. Er versprach allerdings, "weiter zu bohren". Er verwies auf mehrere "Stellschrauben" an denen man drehen könne, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen.

So soll die Zahl der Wohnmobilstellplätze schrittweise fast verdoppelt werden, was freilich mit 600 000 bis 700 000 Euro zu Buche schlage. Die Anhebung der Parkgebühren habe "gutgetan", auch habe man – mit einer Ausnahme – derzeit "gute Pächter". Zudem arbeite der ZVA hart daran, aus einem Zuschussprogramm des Bezirks für nachhaltige und barrierefreie Projekte den Löwenanteil abzuschöpfen: Zusagen über 300 000 Euro habe man bereits, auf weitere 280 000 hoffe man.

Erwartungsgemäß stieß den Stadträten die Ungleichbehandlung des ZVA in Sachen "Kassieren und Bezahlen" sauer auf: "Der ZVA verhungert am ausgestreckten Arm", kritisierte etwa die SPD-Fraktionsvorsitzende Angela Schmidt. Und das, obwohl der See "für die Region das A und O" sei. Ihr Fazit: "Das Ungleichgewicht bei der Bezirks-Million" und den Beiträgen an den Tourismusverband Fränkisches Seenland muss weg!"

Mehr Miteinander gewünscht

"Mehr Gerechtigkeit bei Einnahmen und Ausgaben" mahnte auch ihr CSU-Kollege Manfred Pappler an, der Burmann schmunzelnd bescheinigte "der richtige Mann an diesem Platz zu sein", weil er "mit wenigen Knöpfen in der Tasche Träume entwickeln" könne – und dann Wege suche, um sie zu realisieren. Wieder ganz ernsthaft, stellte Pappler fest, dass "mehr Miteinander notwendig" sei, und "notfalls auch die Stadt Gunzenhausen am Altmühlsee investieren" müsse.

Die "ungleiche finanzielle Ausstattung der Zweckverbände" nannte Grünen-Stadtrat Peter Schnell eine "Ungerechtigkeit". Und er regte an, einen "externen Tourismusexperten" anzuheuern, der die "Substanz und den Investitionsbedarf der Seen analysiert". Dringend riet er davon ab, die Schifffahrt auf dem See zu privatisieren. Denn dort auch ein "neuzeitliches Ungetüm" kreuzen zu lassen, sagte er mit Blick auf den Brombachsee, wäre "ein Fehler. Die MS Altmühlsee hat Charme".

Die Streudorfer Ortssprecherin Irene Dänzer schließlich appellierte an die Fairness des Zweckverbands Brombachsee: "Unser See war als erster fertig", sagte sie, nun sei es an der Zeit, wieder mehr für ihn zu tun – und weniger für den Brombachsee. "Wir müssen aufeinander achten", so Dänzer, "jeder See hat seine Zeit für Investitionen." Und sie fügte hinzu: "Das muss der ZVB einfach einsehen."

 

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