Andrang zur Franz Xaver Uhl Classic in Gunzenhausen

15.7.2018, 17:37 Uhr
Andrang zur Franz Xaver Uhl Classic in Gunzenhausen

© Jürgen Eisenbrand

Rund 1000 Arbeitsstunden, so schätzen die beiden 60-Jährigen, haben sie investiert, um das mehr als 80 Jahre alte Gefährt in seinen jetzigen Zustand zu versetzen. "Wir schrauben beide, und wir machen alles selber", sagt Michael Hinterleitner, "immer wieder finden wir ein Detail, das sich noch ein wenig verschönern lässt."

Dabei legen die beiden großen Wert darauf, den Originalzustand des Vorkriegs-Veteranen zu erhalten – Kompromisse gibt es allenfalls zugunsten der Sicherheit: etwa durch nachträglich angebrachte Blinker und Bremsleuchten. Und so war es auch selbstverständlich, dass für die Erneuerung der Sitzbezüge nur ein Stoff in Frage kam, der dem ursprünglichen bis aufs Haar gleicht. Und dank eines bei Citroën immer noch gut gefüllten Lagers mit Ersatzteilen ist es möglich, die "Sensation auf dem Pariser Autosalon 1934" (so verkündet es ein kleines Plakat hinter der Windschutzscheibe) in einem solch herausragenden Zustand zu erhalten.

Die Leidenschaft für ihr "heilig’s Blechle" teilen die Hinterleitners mutmaßlich mit den meisten der 100 Teilnehmern der Rallye, die Organisator Hubert Kaes ab etwa 10.30 Uhr auf den gut 100 Kilometer langen Rundkurs schickte.

Ganz vorne durften die "Senioren" der Tour rollen: zwei Ford Model T aus den Jahren 1913 beziehungsweise 1927, gefolgt von einem Lagonda Open Tourer (1929) und einem BMW-Kleinwagen vom Typ 3/20 (1932). Als Nummer 9 in der chronologisch sortierten Startreihenfolge machten sich die Hinterleitners mit ihrem 53 PS starken 7 C auf den Weg.

"Wir wollten ein Vorkriegsauto, und wir wollten eines, mit dem man gut und bequem im Straßenverkehr mitfahren kann", begründen die beiden ihre Entscheidung für den 4-Zylinder-Franzosen, der seinerzeit der Konkurrenz technisch ein gutes Stück voraus war: selbsttragende Karosse, Einzelradaufhängung mit Stoßdämpfern, Drehstabfederung, hydraulische Bremsanlage — Michael Hinterleitner gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er all die technischen Finessen seines "Oldies" aufzählt.

Besonders angetan hat es dem Kälteanlagenbauer freilich das wunderbar nostalgische Armaturenbrett mit den Art-Deco-Elementen, die nur in den ersten Modellen des bis 1957 produzierten Wagens zu finden sind — und sein Schmuckstück zu etwas ganz Besonderem machen. Hinterleitner zählt auf, was vor 80 Jahren beim 7 C bereits Standard war: "Tachometer, Kilometerzähler, Sieben-Tages-Uhr, Tageskilometerzähler, Öldruckanzeiger, Amperemeter und Tankuhr", und schmunzelnd fügt er hinzu: "Ich frage mich manchmal, was die Autobauer in den letzten 80 Jahren eigentlich gemacht haben."

Begonnen hat alles in den 1970er-Jahren mit einer 150er Hercules, erinnert sich das Ehepaar: "Damals haben wir uns auch kennengelernt", sagt Gabriele Hinterleitner. "Und seitdem spinnen wir gemeinsam", lacht ihr Mann. Irgendwann seien dann Autos dazu gekommen, inzwischen sind sie stolze Besitzer von drei Oldtimern: einem DKW Munga-Geländewagen von 1962, einem von 50 auf 85 PS getunten DKW 1000 S, der sportlich für Bergrennen genutzt wird, und eben dem Citroën, den sie gewöhnlich mit Tempo 70 bis 90 durch die Landschaft gleiten lassen.

Demnächst wollen sie mit ihrem Klassiker, den sie 2016 in Amiens (Nordfrankreich) entdeckt und erworben haben, sogar in den Urlaub fahren. Bedenken, dass sie mit ihm nie im Elsass ankommen werden, plagen sie nicht: "Ein Oldtimer bleibt nie stehen", lacht Michael Hinterleitner, "weil den kann jeder Dorfschmied reparieren."

 

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