Aus Ursheim kommt Obstler vom Feinsten

31.5.2012, 16:58 Uhr
Aus Ursheim kommt Obstler vom Feinsten

© Falk

Beispielsweise der Obstler von Friedrich Schallenmüller, dem Ursheimer Brenner, der schon seit 25 Jahren mit großer Leidenschaft und sehr akribisch seiner Freizeitbeschäftigung nachgeht, die für den 73-Jährigen Rentner inzwischen zu einer ganzjährigen Herausforderung und zur täglichen Arbeit geworden ist.

„Die Frucht muss reif sein, wenn ich die Maische sieben Stunden lang brenne.Wenn sie noch grün ist, dann macht das gar keinen Sinn“, sagt Schallenmüller und lässt auch schon einmal einen „Stoffbesitzer“ abblitzen. So werden behördlicherseits die Obstanlieferer genannt, die ihre Maische in 120-Liter-Fässern zum Brenner bringen. Und Schallenmüller, der selbst keinen Tropfen Schnaps trinkt, brennt gerade einmal fünf Prozent des Obsts aus eigenem Garten. Obwohl er es als gewerbsmäßiger Brenner dürfte, kauft er nichts zu.

Friedrich Schallenmüller verkörpert den Menschenschlag aus dem Hahnenkamm. Und der gilt als eher introvertiert und zurückhaltend, er überhöht sich nicht und ist keinesfalls prahlerisch. Vor einem Vierteljahrhundert (exakt war es im August 1985) hat er seine Liebe für das Obstbrennen entdeckt und im Frühjahr des folgenden Jahres schon den ersten Brand gemacht. Wenn er zurückschaut, dann fällt ihm das Obstjahr 1998/99 ein. Damals war die Obsternte so reichhaltig, dass er 404 einfache Brände im Jahr akribisch in sein Brennbuch geschrieben hat. Schallenmüller aber macht einen Doppelbrand, und zwar in aller Regel, denn mit Vor- und Mittellauf kann er das Ergebnis nicht erzielen, das er für sich selbst als Qualität beschreibt. Zwei Drittel seiner Jahresproduktion (im letzten Jahr waren es 226 Brände zu je 150 Liter) sind Zwetschgenbrände. Erst dahinter rangieren Mirabellen, Kirschen, Birnen, Quitten, Äpfel, Himbeeren und andere Früchte.

Penible Selbstkontrollen

Und weil Schallenmüller ein obrigkeitshöriger und gesetzestreuer Mensch ist, macht er auch nichts, was auch nur andeutungsweise einen Hauch von Unrechtmäßigkeit hätte: „Ein schwarzer Brand und wir stehen auf der schwarzen Liste.“ Der Zoll, der alle Mengen von Alkohol peinlich genau registriert, würde ihm gleich den Laden schließen. Zu denen, die ihm die Maische ins Haus bringen, gehören Landwirte ebenso wie Ärzte – Menschen eben, die einen großen Obstgarten haben. Der Ursheimer macht vier Brände am Tag, den ersten schon um 6 Uhr (drei Stunden lang) und den zweiten von 9 bis 13 Uhr. Gebrannt wird praktisch das ganze Jahr über. Im zurückliegenden Winter allerdings, als die Menschen bei minus 20 Grad bibberten, da fror auch die Maische ein und konnte deshalb nicht verarbeitet werden. Die „Stoffbesitzer“ bringen übrigens zumeist auch das Holz zum Schüren des Brennofens mit.

Erst vor zwei Jahren hat sich Schallenmüller einen neuen Brennofen (samt Kühlung und Kessel) gekauft. Es ist mithin schon die dritte Anlage, die er betreibt. Sie ist auf eine Kapazität von 150 Liter pro Brand ausgelegt. Ein genügsamer Mensch ist Friedrich Schallenmüller allemal, auch wenn es um den Lohn für seine Arbeit geht. Die Lieferanten zahlen für einen 120-Liter-Brand an die 25 Euro und müssen an den Zoll 56 Euro Branntweinsteuer entrichten. Pauschal kann man sagen, dass 120 Liter Maische etwa sieben Liter hochprozentigen (70 bis 80 Prozent) Schnaps ergeben. Der wird mit destilliertem Wasser auf einen erträglichen Alkoholgehalt von rund 45 Prozent reduziert. Aus seinen eigenen Obstbeständen stammt der Schnaps, den Schallenmüller frei verkauft. Der Einzelverkauf spielt eine untergeordnete Rolle, aber auch da ist der Brenner nicht unverschämt, sondern taxiert sein Produkt eher im unteren Preissegment. Jedenfalls lässt sich sagen, dass die meiste Handelsware nicht an die Qualität herankommt, die der Ursheimer bietet.

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