Ausstellung "Dreiklang" in Wolframs-Eschenbach

13.9.2017, 12:13 Uhr
Ausstellung

© Babett Guthmann

"3Klang" ist der diesjährige Titel der Ausstellung. Hier treffen drei künstlerische Techniken – nämlich Papierschnitt, Malerei und die Selz’sche Verschmelzung von Malerei, Zeichnung und digitaler Bearbeitung – aufeinander. Hier treffen sich aber auch drei freundschaftlich verbundene Individualisten, die es immer wieder schaffen, Reibungspunkte zwischen ihren Arbeiten durch die Hängung hervorzuheben.

Das Thema Natur und Landschaft taucht in vielen Arbeiten auf, und auch hier gibt es einen Dreiklang: Naturbegegnung kann sich in komplexen Schattengeflechten niederschlagen, als mit breitem Pinsel auf die Leinwand gebanntes Augenblickserlebnis wirken oder als Impuls für raffinierte Farbexplosionen genutzt werden. Für den musikalischen Dreiklang sorgten Bernd Wecera, Herwig Högner und Friedel Pohrer.

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© Babett Guthmann

Klaus Seeger nutzte seine Rolle als Eröffnungsredner für ein wortgewaltiges Plädoyer für die Kunstförderung: Kultur sei ein harter Standortfaktor – in Wolframs-Eschenbach werde dies so gesehen, in anderen Nachbarstädten eher ignoriert, kritisierte der Vorsitzende des Kunstforums Fränkisches Seenland, Kulturförderung werde nur an Besucherzahlen gemessen und Geld fließe bevorzugt für massentaugliche Events. Die drei Ausstellenden würdigte Seeger für ihre konstante Produktivität und fand die passende Schlagzeile zur Ausstellung: "Ein perfekt abgestimmter Dreiklang!"

Die Planerin

Susanne Jost, eigentlich Bildhauerin, hat sich ganz und gar einer äußerst filigranen Technik verschrieben: dem Papercut. Ihre Herangehensweise beschreibt sie eindrücklich und in Abgrenzung zur Malerei: "Ich reduziere die sichtbare Welt mehr oder weniger auf eine Folie, die in sich total durchstrukturiert ist." So entsteht ein Geflecht, dem sie in einem komplexen Bearbeitungsprozess eine Balance von Licht und Schatten aufzwingen muss. Mit farbigen Papierschichten unterlegt sie ihre aus einem einzigen schwarzen Papierbogen geschnittenen Motive.

In Wolframs-Eschenbach zeigt Susanne Jost, wie sich Naturerfahrung in ihren Bildern niederschlägt: Strukturen, Schattenrisse, in die man förmlich hineingezogen wird. Die Landschaftsmotive heißen "Schlosspark Dennenlohe", "Spiegelung an der Altmühl" oder "Altmühlbrücke", letzteres ein eigenwillig schöner Blick auf die Gunzenhäuser Fußgängerbrücke. Allesamt sind ihre Bilder auch Schauplätze. Märchenhaftes könnte sich hier abspielen, es gibt Raum für Kontemplation.

Susanne Jost wollte diesmal in Wolframs-Eschenbach zu den großen Formaten ihrer Mitstreiter etwas beisteuern und hat sich intensiv mit einer Vergrößerung ihrer handwerklich aufwendigen Werke durch digitalen Laserschnitt befasst. Die beauftragte Firma konnte nicht liefern und als "Notlösung" gibt es drei bedruckte großformatige Folien. Die Künstlerin selbst ist nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis: Neben den Papierschnitt-Arbeiten mit den identischen Motiven wird deutlich: Das innere Erleben der Künstlerin und ihr Schaffensprozess sind nur noch marginal zu spüren. Im Vergleich wird deutlich, wie sehr der Gestaltungsvorgang selbst die Qualität ihrer Papercuts ausmacht.

Bilder entstehen

Das Prozesshafte an Jochen Leberts Landschaftsmalerei ist sozusagen sein Markenzeichen. Aus vielen, oft lasurartig fein aufgetragenen Farbschichten erwachsen seine Bilder. Seine Motive findet Jochen Lebert im Fränkischen, aber auch Reiseeindrücke oder Zeitungsfotos können Anstoß dafür geben. So entstehen Bilder wie "Sammenheimer Winter", "Mauern im Gewitter" – ein Ort im Wellheimer Trockental – oder auch "Toscana".

Jochen Lebert kann auf einen ungeheuren Erfahrungsschatz zurückgreifen. Beispielhaft erläutert er an dem an eine US-Landschaft aus einem Wim-Wenders-Film erinnernden Bild "Irgendwo – Stadtrand", wie er das Bild einer verfallenen Industrieruine bei Detroit mit einer ins Leere fallenden Landschaft bewusst ins Ungleichgewicht setzt. Die schräg stehenden Telegrafenmasten tun ein Übriges, um das Bild kalkuliert aus der Balance zu bringen.

Der Farbenzauberer

"Beim Jochen Lebert ist immer so schlechtes Wetter, bei mir nicht!" — Solche Scherze kann man nur mit Freunden machen! Doch natürlich hat die Aussage auch einen Kern, der die digitalen Drucke in Wolframs-Eschenbach gut charakterisiert: jedes Bild ein neuer, farbenfroher Akzent.

Da gibt es Eichhörnchen, die in einer fantastischen, von Lilatönen durchwobenen Astlandschaft turnen oder Ausblick auf eine Wunderwelt aus Grüntönen haben. Die Dachlandschaft von Wolframs-Eschenbach flackert in Orange und Rosa, während ein Bild mit Dittenheims Kirchturm und dem Schattenriss der Spielburg mit der Verwandtschaft von Blau, Grün und Lila kokettiert.

Klaus Selz steht zu dem dekorativen Charakter seiner Digitaldrucke, die sich allesamt auf malerische Vorlagen stützen. Schon immer habe er seine Ausstellungsbilder auch für seine von künstlerischer Originalität geprägten grafischen Arbeiten verwendet, betont er im Gespräch. Ein paar typische Selz-Porträts dürfen neben den Natur- und Landschaftsbildern aber nicht fehlen. Eines davon heißt "Lebensfreude". Dies wäre auch ein schöner Titel für das Kunst-Konzept des Wolframs-Eschenbachers.

Die Ausstellung ist im September Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet, im Oktober Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr

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