Autismusexperten helfen in Gunzenhausen

1.4.2018, 17:45 Uhr
Autismusexperten helfen in Gunzenhausen

© AKM/Steinestel

"Wenn alle Sinne auf Empfang gestellt sind, hat dies eine enorme Reizüberflutung zur Folge." So umschreibt Dagmar Heeg vom AKM die Wahrnehmung von Menschen mit Autismus. Mit Rita Winter und Yella Kroll berät sie Betroffene, deren Angehörige und Fachleute. Außerdem organisieren sie Vorträge, Workshops und Weiterbildungsseminare. Der Bedarf an Beratung ist steigend.

"Im vergangenen Jahr haben wir 987 Menschen beraten", berichtet AKM-Beraterin Winter. Das sind knapp 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Ratsuchenden kommen zum Erstgespräch in die Beratungsstelle oder nehmen Kontakt bei einer Außensprechstunde auf.

Die Themen sind breit gefächert. Häufig geht es um Probleme in der Schule oder in der Arbeit. Aber auch im persönlichen Umfeld können Schwierigkeiten in Kommunikation und Beziehungsgestaltung zu Belastungen führen. Generell gilt: "Jedes Lebensthema kann unter dem Blickwinkel Autismus besondere Fragestellungen aufwerfen und Beratungs- und Unterstützungsbedarf zur Folge haben", sagt Rita Winter.

So vielfältig die Fragen, so verschieden kann auch die Ausprägung von Autismus sein, die von einer leichten Beeinträchtigung bis hin zu einer schweren Einschränkung reichen kann. "Manche Menschen sprechen nicht, andere haben Probleme, die zwischenmenschlichen Reaktionen zu deuten", erklärt Dagmar Heeg. Generell handelt es sich bei Autismus um eine tiefgreifende, neurophysiologische Entwicklungsstörung.

Häufig wird Autismus, beziehungsweise eine Autismus-Spektrum-Störung, als Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung bezeichnet. Für die Betroffenen bedeutet dies, dass sie sich im Alltag schwertun mit sozialer Interaktion und Kommunikation, was wiederum die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinflusst und behindern kann.

Dass es eine Zunahme bei der Zahl von Menschen mit Autismus gibt, liegt laut Dagmar Heeg daran, dass sich die Diagnostik verbessert hat, die Testverfahren differenzierter geworden sind. Daher könne Autismus früher und besser festgestellt werden. Nach Schätzungen des Bundesverbands Autismus Deutschland leben in der Bundesrepublik ungefähr eine halbe Million Menschen mit Autismus.

Der Terminkalender der AKM-Mitarbeiterinnen ist voll. Aber die drei Sozialpädagoginnen schaffen es mit viel Einsatz und flexibler Arbeitszeitgestaltung, den Anfragenden zeitnah Beratungen anzubieten. Allerdings macht die Geschäftsführerin Ingrid Schön deutlich: "Wir stoßen an unsere Grenzen."

Das AKM ist vor zehn Jahren auf Initiative des Vereins Autismus Mittelfranken entstanden. Der Verein ist neben der Rummelsberger Diakonie, der Diakonie Neuendettelsau, der Lebenshilfe Nürnberg und der Stadtmission Nürnberg Träger der Beratungsstelle.

Die nächste AKM-Außensprechstunde in Gunzenhausen findet am Montag, 14. Mai, im Familienzentrum Sonnenhof (Lindleinswasenstraße 28) statt. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich. Terminvereinbarung unter Telefon 0911/215595900 oder per E-Mail: info@autismus-mittelfranken.de

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