Beim Ausbruch der erneuerbaren Energien fehlt die Dynamik

23.12.2014, 18:00 Uhr
Beim Ausbruch der erneuerbaren Energien fehlt die Dynamik

Das ist Grund genug für den Kreisverbandsvorsitzenden Jürgen Gempel, zum jährlichen Treffen „Begegnungen der Genossenschaften“ einzuladen. Im Vordergrund standen in diesem Jahr im Saal der Raiffeisenbank in Weißenburg die Neuerungen des Gesetzes für erneuerbare Energien, Gründe für die Erhöhung der Pachtpreise sowie Aktuelles aus dem Genossenschaftsverband.

Gempel stellte die Gefahren der Regulatorik in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Im Rahmen von Basel III soll es den Kreditinstituten künftig erschwert werden, langfristige Kredite auszureichen, indem diese teuer refinanziert werden oder mit mehr Eigenkapital zu unterlegen sind. Doch nach Einschätzung von Gempel muss dieses Konzept vor der Einführung noch gründlich durchleuchtet werden, da es deutliche Auswirkungen auf das Kreditgeschäft für die Kunden im Landkreis haben wird. „Eine übermäßige Regulierung der Finanzmärkte führt zu einer Verknappung der Kredite. Dies ist weder im Sinne der investitionsbereiten Kunden, die mit langfristigen Krediten zu langfristig festgeschriebenen Zinssätzen kalkulieren müssen, noch im Sinne einer nach Wachstum strebenden Wirtschaft,“ erläuterte der Kreisvorsitzende.

Zwei weitere interessante Vorträge standen auf der Tagesordnung. Den Anfang machte Norbert Bleisteiner, Leiter der Landmaschinenschule Triesdorf, indem er die wesentlichen Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 08/2014 vorstellte. Das Ziel „Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromversorgung“ des EEG 2012 wurde beibehalten, aber es wird deutlich Dynamik herausgenommen, hörten die Geschäftsführer, Vorstände und Verantwortlichen der Genossenschaften. Nach Meinung Bleisteiners läuft die Energiewende in Deutschland etwas aus dem Ruder. 50 Prozent der Energieversorgung in Bayern wird noch von Atomkraftwerken geliefert. Dass dieser Anteil verringert, bestenfalls abgeschafft werden soll, darüber sind sich alle einig. Doch über das Wie streiten sich die Geister.

„Man kann momentan keine Strategie im Energiesektor erkennen“, beurteilte Bleisteiner die aktuelle Politik. Eine Stromtrasse von Nord nach Süd, die Energie von Offshoreparks im Norden Deutschlands nach Bayern leiten würde, wird abgelehnt. Gleichzeitig haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für weitere alternative Energiequellen verschlechtert. So müssen Besitzer neuer Anlagen für erneuerbare Energien für ihren Eigenverbrauch zusätzlich eine EEG-Umlage leisten, außerdem sind Ausschreibungsmodelle für Photovoltaikfreiflächen vorgesehen, um die Förderhöhe wettbewerblich ermitteln zu können. Durch solche Regulierungen werde eine Investition für Anleger stetig unattraktiver.

Zum Stocken gerät ebenfalls der Zweig der Biogasanlagen, da es nur noch eine Grundvergütung gibt, alle weiteren Förderungen wurden mit EEG 2014 gestrichen. Die bereits existierenden Biogasanlagen haben weiterhin Bestand, aber der Bau neuer Anlagen ist derzeit nicht mehr rentabel. „Im Bereich der Energiewende durchlaufen wir ein tiefes Tal“, so das Resümee Bleisteiners.

Flächen werden knapper

Neben der Energiewende beschäftigten die Genossenschaften an diesem Abend auch die Ausführungen von Bleisteiner zum Thema Pacht- und Bodenpreise. Neben der Energieproduktion sind viele weitere Faktoren für die Flächenverknappung und die damit einhergehende Verteuerung des Bodens verantwortlich. Der Fachmann erläuterte den Zuhörern, dass die weltweite Nutzfläche pro Kopf zurückgeht, da die Bevölkerung ansteigt. Ebenfalls benötigt die Produktion von tierischen Produkten, insbesondere Rindfleisch, einen hohen Energieaufwand an Getreide. Hinzu kommen unter anderem Faktoren wie die extensive Bebauung, der Klimawandel, Flächen für Baumaßnahmen, Ausgleichsflächen für Umweltmaßnahmen und viele mehr.

Dr. Klaus Alois Hein, Leiter des Bereichs Ware und Dienstleistung des Genossenschaftsverbandes Bayern, erläuterte das Beratungs- und Dienstleistungsangebot seines Verbandes. Die Vernetzung der Genossenschaften ist laut Hein ein klarer Vorteil dieser Organisationsform. Aus diesem Grund veranstaltet auch der Genossenschaftsverband auf bayerischer Ebene Vernetzungstreffen und bietet Weiterbildungsprogramme an.

In seinen weiteren Ausführungen schärfte Hein den Blick seiner Zuhörer auf die Probleme, mit denen sich der Genossenschaftsverband aktuell auseinandersetzt. Ein Punkt dabei ist das Kapitalanlagegesetzbuch, mit dem die Bundesregierung den Schutz von Anlegern erhöhen will, um mehr Transparenz und die Einschätzung von Risiken bei Vermögensanlagen richtig abzuwägen. Für Fragestellungen im Zusammenhang mit der Anwendung des Kapitalanlagegesetzbuches und dessen Rechtsfolgen für eine Genossenschaft empfahl der Referent allen Verantwortlichen, sich Rat bei Sachverständigen einzuholen.

Abschließend bedankte sich Gerhard Meyer, Vorstand der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen, bei den beiden Referenten für die Ausführungen. Er regte an, den Erfahrungs- und Meinungsaustausch unter den einzelnen Genossenschaften weiter zu pflegen.

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