Berghexe "spukt" bei Gunzenhausen

24.1.2018, 17:19 Uhr
Berghexe

© Privat

Seit 2012 kümmert sich der Landschaftspflegeverband Mittelfranken um das Überleben der Berghexe. Die Leiterin des Programms, Dr. Gabriele Kluxen, erläutert den Hintergrund. Basis für den Schutz des braunen Falters sind die bayerische Biodiversitätsstrategie und das Aktionsprogramm zum Erhalt von Arten, die wie die Berghexe auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten stehen. Ziel sei es, dass der Hahnenkamm weiterhin ein "Lieferbiotop" sei. Deshalb ist das Schutzprogramm "sehr hoch aufgehängt und wird sehr gut gefördert", sagt die Naturschützerin. "Wenn es hier keine mehr gibt, wird es bayernweit keine mehr geben", warnt die Programmleiterin Gabriele Kluxen.

"Schlimmer als gedacht"

Der zuständige Biologe Adi Geyer stimmt zu: Mit der Verbreitung des seltenen Falters sei es nicht gut bestellt. "Es ist schlimmer, als wir gedacht haben. Wenn wir Mitteleuropa anschauen, ist die Berghexe in vielen Ländern schon ausgestorben, aktuell kämpft Tschechien um die letzte Population", informiert der Biologe.

So half er mit Erlaubnis der Regierung seinen Kollegen aus dem Nachbarland. Sie durften vier Weibchen vom Hahnenkamm mitnehmen, um eine neue Zuchtlinie aufzubauen. In guten Jahren leben hier etwa 500 Falter in dem steinigen Hang. Damit es so bleibt, muss die Wiese permanent beweidet werden, sonst würde das Gras die Kalksteine überwuchern und die sonnigen Plätze würden nass und kalt werden — und damit unattraktiv für die Berghexe.

Berghexe

© Martin Lettenmeier

Der Schäfer Bernd Heumann ist von der Regierung dazu beauftragt. Während der Vegetationsperiode lässt er seine zehn Ziegen und Schafe in einer Art Drei-Felder-System über das gesamte Areal ziehen. Doch der Segen – die "Attraktion Berghexe" – wie sie Bürgermeisterin Susanne Feller nennt, wird für die Naturschützer immer wieder zur Belastung.

Mehr Rücksicht nötig

An manchen Sommertagen stürmen Touristen und Einheimische den Hang. Sie trampeln die Zäune nieder und verschrecken die Ziegen und Schafe. Alles nur, um einen "Blick auf die Berghexe zu erhaschen". Mit der schön gestalteten Infotafel mit Bildern und Erläuterungen hofft die Heidenheimer Bürgermeisterin Susanne Feller auf das Verständnis der Besucher und auf Rücksichtnahme durch die Naturliebhaber.

Das gilt natürlich auch für die Menschen in ihrer Gemeinde Heidenheim. So sollen demnächst am Schafsberg einige Bäume gefällt werden, damit sie künftig keinen Schatten mehr auf die temperaturempfindliche Berghexe werfen.

Obwohl Bäume bei Naturfreunden einen hohen Stellenwert haben, ist beim Artenschutz oft ein anderer Blick notwendig, sagen die Experten von der Bezirksregierung. Für manche sei es ein Widerspruch. Doch leider müssen sie diesen aushalten, wenn sie auch in Zukunft den Kindern die Berghexe am Schafsberg zeigen wollen.

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