"Berufsmeile" in Gunzenhausen

12.10.2016, 07:45 Uhr

© Jürgen Eisenbrand

Mehr als 500 Besucher zählten die Veranstalter schon bis zum Mittag, davon rund 400 Schüler, denen sich 31 Firmen aus Altmühlfranken mit ihren Ausbildungsmöglichkeiten präsentierten. Unter ihnen Bosch, Verpa, Schaeffler, Hetzner online und Sanmina aus Gunzenhausen, Gutmann Aluminium, Plastic Omnium, Leoni und KTW aus Weißenburg und Altmühltaler aus Treuchtlingen — die großen Namen der Landkreis-Wirtschaft hatten sich am Altmühlufer versammelt.

„Das ist eine tolle Möglichkeit, den Jugendlichen mal zu zeigen, welche Ausbildungsmöglichkeiten sie bei uns haben“, schwärmte Andrea Kramp, die kaufmännische Direktorin des Klinikums Altmühlfranken in Gunzenhausen. Denn viele potenzielle Azubis verbänden „mit Krankenhaus nur Pflegekräfte und Ärzte, dabei haben wir von kaufmännischen bis zu IT-Berufen ein sehr breiten Spektrum“.

Diese Bandbreite an Ausbildungsberufen spiegelte auch das Angebot in der prall gefüllten Stadthalle wider: Sozialunternehmen, Krankenkassen, das Burkhard-von-Seckendorff-Altenheim und vor allem technische Unternehmen wie Pressmetall warben hier um die Arbeitskräfte von morgen. Und lockten mit Gummibärchen und Schokoriegeln ebenso wie mit kleinen Bastelarbeiten oder amüsanten Spielchen. Und mit einem Quiz, bei dem es speziell arrangierte „Superpraktika“ zu gewinnen gab.

Kein Wunder also, dass die „Berufsmeile“ auch bei der Zielgruppe gut ankam. „Das ist echt gut hier“, urteilte etwa eine Neuntklässlerin der Gunzenhäuser Stephani-Schule. Überraschende Begründung einer Vertreterin der „Generation Internet“: „Da kann man mal mit den Leuten direkt in Kontakt kommen, die erklären alles so, dass man es versteht, und man bekommt auf Fragen gleich eine Antwort.“

Azubis als Ansprechpartner

Ähnlich wie Andrea Kramp präsentierten freilich viele Firmen ihr Angebot auch sehr geschickt: Meist standen nicht die Chefs oder Ausbildungsleiter mit Anzug und Krawatte an vorderster Front, sondern Azubis: „So entwickelt sich, ganz ohne Hemmungen ein Gespräch auf Augenhöhe“, hat Kramp beobachtet, die der „Berufsmeile“ sogar einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber der Berufsausbildungsmesse BAM attestiert: „Hier kommen die Schüler ohne die Eltern, die bei der BAM sehr häufig mehr nach ihren als nach den Interessen der Jugendlichen agieren.“

© Jürgen Eisenbrand

Moderiert vom smarten BR-Moderator Richard Gutjahr hatten einige Schüler sogar — neben der Bigband der Weißenburger Realschule — ihren großen Auftritt auf der Bühne: Sie durften die Fragerunden Gutjahrs mit Ilse Aigner, Landrat Gerhard Wägemann und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz jeweils damit einläuten, dass sie die Politiker und deren Berufswege vorstellten. Besonders originell machten dies zwei Schülerinnen, die die Biografie des Gunzenhäuser Rathaus-Chefs in Form eines Zwiegesprächs präsentierten. Was nicht nur der „ganz köstlich“ fand.

Auffallend — und interessant in diesem Rahmen — war bei dem Politiker-Trio eines: Keiner von ihnen hat ein schnurgerade verlaufendes Berufsleben hinter sich: Ilse Aigner absolvierte ursprünglich eine Lehre zur Rundfunk- und Fernseh-Mechanikerin und arbeitete bis zum Start ihrer hauptberuflichen Politik-Karriere beim Hubschrauber-Hersteller Eurocopter.

Lehre in der Landwirtschaft

Wägemann machte nach der Mittleren Reife eine Lehre als Landwirtschaftsgehilfe, ehe er in Triesdorf Diplom-Landwirt wurde — und Verwaltungswirt; erst über mehrere berufliche Stationen landete er in der (Berufs-)Politik. Und Fitz studierte nach dem Wehrdienst Jura, führte eine Anwaltskanzlei in Gunzenhausen und Zwickau, ehe er 2014 auf dem Chefsessel im Rathaus Platz nahm.

Kein Wunder also, dass die Ratschläge, die die Politiker den Jugendlichen gaben, autobiografisch geprägt waren und recht ähnlich klangen: „Sich feste Ziele zu setzen und mit aller Kraft darauf hinarbeiten“, empfahl etwa Fitz, während Wägemann riet, „selbstbewusst zu sein, auf seine Stärken zu setzen — und auch mal etwas auszuprobieren“.

Ilse Aigner schließlich, die „schon früh wusste, dass ich irgendetwas mit Technik machen wollte“, animierte die Schüler, „neugierig zu bleiben, immer mal wieder etwas Neues zu machen und nicht stehenzubleiben“.

Und auch Samuels Frage, wie sie auf die Idee gekommen sei, in die Politik zu gehen, beantwortete die Niederbayerin: „Das frage ich mich manchmal allerdings auch“, schmunzelte sie.

 

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