Besuch auf der Baustelle der Gunzenhäuser Stadthalle

10.4.2018, 06:02 Uhr
Besuch auf der Baustelle der Gunzenhäuser Stadthalle

© limes-luftbild.de

Beim Rundgang mit Stadtbaumeisterin Simone Teufel erklären sich nach und nach manche Tätigkeiten, und vor allem wird deutlich, wie schwierig es sein muss, eine solche Baustelle zu organisieren. Derzeit arbeiten täglich sechs oder sieben Firmen - so genau lässt sich das gar nicht immer sagen, denn es wechselt ständig - mit insgesamt rund 60 Arbeitern an der Sanierung des wichtigsten Veranstaltungsorts der Altmühlstadt. Und so langsam nimmt Gestalt an, was man bisher nur von den Plänen kannte.

Ganz wichtig ist dabei die neue Dachkonstruktion. Sie steht, und damit werden deren veränderte Form und die neue Höhe des Hallendachs auch deutlich. Fertiggestellt ist das Dach aber noch lange nicht, hier wird an allen Ecken und Enden gearbeitet. Unter anderem werden derzeit die Konsolen angeschraubt, an denen später einmal die transluzente Glasfassade befestigt wird. Das Milchglas lässt viel weiß schimmerndes Licht in die Halle, den blauen Himmel aber wird man im großen Saal nicht sehen. Umgekehrt wird das Dachbei abendlichen Veranstaltungen im Dunkeln leuchten.

Holz und Beton

Noch präsentiert sich der Saal aber in nackter und düsterer Betonoptik, denn die Fensteröffnungen sind größtenteils mit Holz verkleidet. Etwas größer als früher wird die Bühne, deren Zugang künftig behindertengerecht ausgestattet ist.

Kommt man aus dem (noch) dunklen Saal in das künftige Foyer, bekommt man eine Ahnung von dem tollen Ausblick, der sich den Besuchern bieten wird. Die gesamte Westfront wird mit Glas verkleidet, noch stören allerdings zahlreiche Metallstützpfosten die freie Sicht. Ein besonderer Hingucker sind bereits jetzt die "Kiemen" des neuen, sicher doppelt so großen Foyers: Die beiden großen Fenster an der Süd- und Nordseite erinnern dank der leicht schräg stehenden, rechteckigen Betonpfeiler tatsächlich an die Atmungsorgane von Fischen.

Schaden durch Wassereinbruch

Vom vor gar nicht allzu langer Zeit erst neu eingerichteten Raum Altmühltal ist, sehr zum Bedauern der Stadtbaumeisterin, nicht allzu viel übrig geblieben. Nach einem Wassereinbruch war nicht nur die Decke hinüber, auch der Boden hat das Malheur nicht überlebt, das Wasser ist sogar unter den Estrich geflossen. Ursprünglich hatten Architekten und Stadtbauamt gedacht, dass der Boden nur dort, wo sich der Zugang zum Versorgungsschacht befindet, geopfert werden müsse. Das Wasser ist wohl durch eine der Anschlussstellen eingedrungen, die man, erläutert Simone Teufel, einfach nicht vollkommen dicht bekommt. Dass dieser Winter auch noch regen- und schneereich wie schon lange nicht mehr war, war einfach Pech. Alles in allem verursacht so allein der Raum Altmühltal Mehrkosten in Höhe von über 100.000 Euro. Dass die Fensterfront im Aussehen dann wenigstens mit den übrigen Fenstern korrespondiert, ist dabei wohl nur ein kleiner Trost.

Und der Tagungsraum ist nicht der einzige Mehrkostenfaktor. Es ist ein bisschen, wie wenn man bei Ikea einkaufen geht, zieht Teufel einen sehr treffenden Vergleich heran. Einmal durch die Markthalle geschlendert, hier ein paar Servietten in den Einkaufswagen, da ein paar Kerzen, dort ein paar Gläser, und ehe man sich’s versieht, hat man an der Kasse eine satte Rechnung zusammen. Ähnlich summieren sich die scheinbaren Kleinigkeiten, die sich unverhofft auf der Baustelle ergeben. Da fallen hier mal 10.000 Euro mehr an, und dort ergeben sich zusätzlich Kosten, und "10 mal 10.000 sind auch 100.000" ist Teufels zwar leidige, aber einfache Rechnung.

Muffige Kegelbahn

Ein Beispiel ist das Problem mit der Bodenplatte in der ehemaligen Kegelbahn: Die war nicht richtig dicht, "deswegen hat es da unten auch immer ein bisschen gemuffelt", weiß die Stadtbaumeisterin jetzt. Zu Zeiten der Kegelbahn blieb dieses Problem aber unsichtbar, weil unter dem Estrich versteckt. Nun liegt in diesem Keller - einer von dreien in der Halle - eine neue Bodenplatte, zusammen mit den Fugen und dem, was noch alles gemacht werden muss, läppern sich da schnell 75.000 Euro zusammen.

Eine Wissenschaft für sich ist das Schachtsystem in der Stadthalle. Das ist so unübersichtlich, dass sogar im Stadtbauamt nicht bekannt war, dass unter der kleinen Teeküche im Raum Altmühltal ebenfalls ein Schacht liegt. Das zeigte sich erst in der Folge des Wasserschadens. Die Schächte sind enorm wichtig, verbinden sie doch die einzelnen Keller - und deren Funktionen - mit dem Rest der Halle. So gibt es neben der ehemaligen Kegelbahn, in der die Sprinkleranlage untergebracht wird, noch einen Heizungs- und Lüftungskeller sowie einen Bühnenkeller, ein jeder mit einem eigenen Zugang.

Das, aber auch die vielen Gänge und Verwinkelungen, macht die Stadthalle zu einer nicht unbedingt einfachen Baustelle, weiß Teufel. Die Firmen mussten das Gebäude erst kennen und verstehen lernen. Entsprechend liegen auch überall Pläne herum.

Was den Zeitplan betrifft, so geht Simone Teufel nach dem derzeitigen Stand davon aus, dass die Bauarbeiten bis Jahresende abgeschlossen sein werden. Die Einweihung der runderneuerten Halle soll dann möglichst zeitnah gefeiert werden.

 

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