Bienen kommen den Kirschbäumen nicht hinterher

24.4.2018, 15:41 Uhr
Bienen kommen den Kirschbäumen nicht hinterher

© Foto: Gerhard Durst

Vor zwei Wochen waren es nachts noch um die zehn Grad minus, in den vergangenen Tagen kletterten die Temperaturen auf 20, am Sonntag auf fast 30 Grad. Die Natur, der da so kräftig eingeheizt wird, feiert diesen plötzlichen Frühlingsbeginn mit Blüten an jedem Strauch und Baum, an jeder Blume. Die Bienen- und Insektenwelt tut sich da aber schwer, mitzuhalten, glaubt der Kalbensteinberger Obstbauer Theo Ballenberger.

Auch in seiner Anlage, er hat Kirschen, Äpfel, Birnen und Zwetschgen, ist ihm aufgefallen, dass es erstaunlich wenig summt und brummt. Wer da aber gleich an das vielbeschworene Insektensterben denkt, liegt diesmal nicht ganz richtig. Die Imker sind hingegen mit der Bilanz des Winters sogar recht zufrieden, erklärt der Bienenfachberater der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, Gerhard Müller-Engler.

Bäume waren zu schnell

Dass die Bienen noch nicht um die Kirschen summen hat einen anderen Grund: "Die Vegetation ist zu schnell gekommen. Von minus zehn auf plus 25 Grad, so schnell kann sich die Natur da nicht drauf einstellen", sagt Obstbauer Theo Ballenberger und spricht aus Erfahrung. "Ich habe Hummeln in meinen Anlagen zum Bestäuben, auch die brauchen eine Woche bis sie ausschlüpfen und bei den Wildbienen dauert es manchmal noch länger."

Honigbienen wollen sogar noch höhere Temperaturen, bevor sie sich ins Freie trauen. Das bestätigt Bienenfachberater Müller-Engler. "Die Honigbienen sind bereits sehr aktiv und lagern fleißig Pollen ein, aber die Masse der Bienen fehlt noch, auch wenn das Wetter schön ist", sagt er. Rund drei Wochen dauert es nämlich, bis aus einem Ei eine schlüpffertige Biene geworden ist, und erst wenn es wärmer wird, legen die Bienen eine neue Brut an. "Es ist momentan viel Brut da, aber bis diese schlüpfen dauert es noch zwei Wochen", sagt Müller-Engler.

Wildbienen bevorzugt

Obstbauer Theo Ballenberger sind die Wildbienen als Bestäuber für seine Obstbäume ohnehin lieber. Er und die anderen Obstbauern aus Kalbensteinberg haben deshalb fast alle Nisthilfen, auch als Insekten-Hotels bekannt, in ihren Anlagen installiert. Denn die Wildbienen fliegen auch, wenn es draußen noch kühler ist, die Honigbiene schwärmt erst aus, wenn es richtig warm wird.

Wenn es dann bei heißem Wetter aber so richtig summt und brummt, dann findet Theo Ballenberger das gar nicht mal so gut. Denn dann werden fast alle Blüten bestäubt und das kann schnell zu einem Überbehang an Früchten führen. Für den Obstbauern heißt das aber, dass es zwar viele Früchte gibt, diese aber auch kleiner ausfallen und man so sehr viel ausdünnen muss. Das macht Arbeit und kostet ihn ein "Schweinegeld". Er sagt deshalb: "Lieber nur die Hälfte an Früchten, dafür Größere".

Hummeln fliegen

Sorgen, dass seine Bäume keine Früchte tragen, macht er sich aber nicht. Die Hummeln fliegen schließlich. Die sind auffallend groß, was daran liegt, dass es sich vor allem um Königinnen handelt, wie Müller-Engler erklärt.

"Nochmal Frost wäre viel schlimmer", sagt Ballenberger. Sowohl für seine Bäume, als auch für die Bienen. Sorge haben, dass diese dann in zwei Wochen wenn sie schlüpfen keine Nahrung mehr finden, weil alles verblüht ist, muss man aber nicht.

Schließlich blühen Apfel- und Zwetschgenbäume etwas später als die Frühjahrskirschen.

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