Darmkrebs kann besiegt werden: Aufklärung im Klinikum

21.3.2018, 17:30 Uhr
Moderne Technik im Kampf gegen den Darmkrebs: Das Team des Darmkrebszentrums in Weißenburg um Chefarzt Dr.Willibald Meyer (Zweiter von links) und Chefarzt Dr. Stefan Limmer (Vierter von links) beim sogenannten „Tumorboard“, bei dem per Video der Strahlentherapeut und der Pathologe zugeschaltet werden.

© Klinikum Moderne Technik im Kampf gegen den Darmkrebs: Das Team des Darmkrebszentrums in Weißenburg um Chefarzt Dr.Willibald Meyer (Zweiter von links) und Chefarzt Dr. Stefan Limmer (Vierter von links) beim sogenannten „Tumorboard“, bei dem per Video der Strahlentherapeut und der Pathologe zugeschaltet werden.

Dr. Christine Gentsch, leitende Oberärztin und Koordinatorin des Darmkrebszentrums am Klinikum Altmühlfranken, erklärt, warum Vorsorge so wichtig ist: "Darmkrebs steht an zweiter Stelle der bösartigen Erkrankungen bei Männern und Frauen. Am Dickdarmkrebs erkranken jedes Jahr in Deutschland etwa 68.000 Menschen neu, knapp 30.000 müssen daran sterben." Die Häufigkeit dieser Krebserkrankung hängt neben erblichen Faktoren vor allem mit dem Lebensstil der westlichen Industrienationen zusammen, heißt es in einer Pressemitteilung. Durch viele Studien ist belegt, dass eine fleisch- und fettreiche Ernährung mit geringem Gehalt an Ballaststoffen einen Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs darstellt. Auch Bewegungsmangel, vermehrter Alkoholkonsum sowie Übergewicht zählen zu den Risikofaktoren.

Glücklicherweise jedoch gibt es Gentsch zufolge eine wirksame Dickdarmkrebsvorsorge durch Früherkennung. Abgesehen von wenigen erblich bedingten Formen entsteht der Dickdarmkrebs in 95 Prozent aller Fälle aus gutartigen Darmpolypen: "Werden diese Darmpolypen bei der Dickdarmspiegelung entfernt, ist die Gefahr gebannt, und der Feind im Darm kann sich gar nicht erst ausbreiten!"

Langsamer Prozess

Insgesamt ist die Entstehung von Krebs aus den Polypen ein langsamer Prozess. Dickdarmkrebs tritt bei Menschen unter 55 Jahren nur bei etwa zehn Prozent auf und steigt danach deutlich an. Aus diesem Grund wurde 2002 die kostenlose Vorsorgedarmspiegelung ab dem Alter von 55 Jahren eingeführt. Diese wurde bereits von 6,5 Millionen Menschen in Anspruch genommen. Dadurch konnten bis heute 120.000 Todesfälle und 250.000 Neuerkrankungen verhindert werden, geht aus einer Pressemitteilung des Klinikums hervor. Bisher haben 18 Prozent der von der Versicherung her berechtigten Männer sowie 20 Prozent der Frauen an dieser Vorsorgekoloskopie teilgenommen. Die Darmspiegelung wird unter Narkose vorgenommen, sodass keine Schmerzen auftreten.

Nur bei einem Prozent der Untersuchten wird Darmkrebs festgestellt, 70 Prozent der Befunde sind in einem frühen Stadium und haben eine hohe Heilungswahrscheinlichkeit. Bei sieben Prozent der Teilnehmer werden fortgeschrittene Polypen entfernt, bevor Krebs daraus entstehen kann. Anhand der Daten des Erlanger Krebsregisters zeige sich in den vergangenen Jahren ein erfreulicher Rückgang der Erkrankungsfälle, was als positiver Effekt der Vorsorgedarmspiegelung zu werten ist.

Keine Beschwerden im frühen Stadium 

Darmkrebs macht im frühen Stadium keine Beschwerden. Manchmal sendet er aber Warnungen, wie Blut im Stuhl oder einen veränderten Stuhlgang. Spätestens dann ist es an der Zeit, eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen. Wird danach die Diagnose Darmkrebs gestellt, gibt es begründete Hoffnung auf Heilung. Denn Darmkrebs hat von allen Krebsarten im Bauchraum die besten Heilungschancen. Dank der modernen Therapiestrategien wird beim Enddarmkrebs in den meisten Fällen zunächst eine Bestrahlung mit begleitender Chemotherapie vorgenommen. In manchen Fällen kommt es bereits dadurch zur Heilung. Meist lässt sich bei der Operation die dauerhafte Anlage eines künstlichen Darmausgangs vermeiden. Über die richtige Therapie beim Darmkrebs entscheidet niemals ein Arzt allein, sondern das Vorgehen wird nach den Leitlinien in einem Team aus Internisten, Pathologen, Onkologen sowie Strahlentherapeuten und natürlich den Chirurgen festgelegt.
Am Klinikum Altmühlfranken trifft sich wöchentlich das "Tumorboard", bei dem ein Strahlentherapeut und ein Pathologe via Teleradiologie dazugeschaltet werden. Der Operation mit kompletter Entfernung des bösartigen Tumors einschließlich des Lymphabflussgebietes kommt im Gesamtbehandlungskonzept immer noch der höchste Stellenwert zu. Viele Studien belegen, dass der Chirurg der entscheidende Faktor in Bezug auf die dauerhafte Heilung bei Darmkrebs ist. Weitere Studien beweisen, dass die psychologische Betreuung und die Ernährung des Patienten ebenfalls sehr wichtig sind.

Rundum-Betreuung zur Heilung nötig

Die gute Behandlung des Patienten mit Dickdarmkrebs setzt voraus, dass sowohl bestimmte Strukturen (Tumorboard et cetera) als auch die entsprechenden Fachleute wie Psychoonkologe, Ernährungsberater und Sozialarbeiter vorhanden sind. Im Klinikum in Weißenburg bestehen alle diese Vorgaben, wie sie von der Deutschen Krebsgesellschaft als Voraussetzung für die Etablierung eines Darmkrebszentrums gefordert werden. Die größte Hürde dabei ist die ausreichende Zahl von operierten Patienten, was 2017 erreicht wurde. Entsprechend den neuen Entwicklungen werden die Operationen bei Darmkrebs in Weißenburg zunehmend in Schlüssellochtechnik vorgenommen. Dies ermöglicht eine raschere Genesung. 

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