„Das Holz findet mich“

27.4.2015, 07:00 Uhr
„Das Holz findet mich“

© Eisenbrand

Knapp 60 Skulpturen und Bilder hat der Südtiroler, Jahrgang 1962, mit nach Gunzenhausen gebracht; Bilder, auf denen er zumeist seine Heimat rund um Bozen verewigt hat, Skulpturen, für die er das Material auf oft tagelangen Wanderungen durch die Berge sammelt und mit dem Rucksack ins Tal trägt.
Oft verwendet er auch ausgediente Weinbergsäulen, also Rankhilfen aus Kastanien- oder Akazien-Ästen. Die freilich gespalten sein müssen, wie Pattis erklärt, denn nur dann sei das Material noch lebendig – im Gegensatz zu gesägtem, totem Holz. Gespaltetes Holz sei entlang der Maserung geteilt und habe so seine Natürlichkeit bewahrt.

Den Hang zum Holz hatte Pattis schon als Kind, wie Holger Pütz-von Fabeck bei der gestrigen Vernissage in seiner Laudatio verriet. Wie viele Kinder, so der 2. Vorsitzende des Kunstforums Fränkisches Seenland, das Pattis nach Gunzenhausen eingeladen hatte, habe der Bergbauernsohn damals erkannt, „dass das lebende Material Holz eine Seele hat“. Doch während die meisten Menschen diese Sensibilität verlören, sei Pattis „ein alt gewordenes Kind, das die Sprache des Holzes nicht verlernt hat“.

Pütz-von Fabeck war es auch, der Pattis für Gunzenhausen „entdeckt“ hat. „Ich gehe ja in fast jede Galerie, die ich irgendwo sehe“, sagte der Rechtsanwalt zum Altmühl-Boten. Also auch in jene in Völs am Schlern, wo der gelernte Tischler Pattis seine Kunst ausstellt. Die Arbeiten gefielen – und auch vom Künstler ist Pütz-von Fabeck begeistert: „Hans Pattis ist sowas von original, der ruht komplett in sich selbst“, schwärmt der Rechtsanwalt, „der verweigert sich nahezu allem, was uns immer so begehrenswert erscheint.“

Inzwischen, sagt der dreifache Vater Pattis, könne er von seiner Arbeit „ganz gut leben“. Aber der Weg zum Bildhauer war steinig: Ein Bergbauernsohn als Künstler – „da war gar nicht daran zu denken, zumal ich der Älteste war und eigentlich den Hof übernehmen sollte“. Also lernte er Tischler, das sei „noch in Ordnung gewesen“, und erst als er Ende 30 war, machte er seine Leidenschaft zum (auch materiellen) Lebensinhalt: „Irgendwann habe ich mir halt einfach nichts mehr sagen lassen.“

Was für ein Glück für die Kunstbegeisterten im Seenland, die so in den Genuss von Pattis’ „naturnaher“ Kunst kommen – wenn auch mit erheblicher Verspätung. Denn eigentlich, so Holger Pütz-von Fabeck, „war diese Ausstellung schon letzten Herbst geplant, aber ein guter Bekannter hat mit seinem Auto unseren Künstler versehentlich auf seiner Bank sitzend vor seinem Bauernhof im letzten Herbst fast zerquetscht.“

Wochenlang musste Pattis damals ins Krankenhaus, und so ist es kein Wunder, wenn er heute, nach seinem Lieblingswerk in der Ausstellung befragt, recht spontan auf ein eher unauffälliges Gemälde deutet, das den Himmel über Südtirol in freundlich-gelben Farbtönen zeigt: Es ist das erste Bild, das er nach seinem schweren Unfall wieder malen konnte.

Die Ausstellung im M 11 (Marktplatz 11) ist noch bis 24. Mai zu sehen, immer samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr. Eintritt frei.

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