„Den schönsten aller Berufe ausgesucht“

22.4.2015, 12:00 Uhr
„Den schönsten aller Berufe ausgesucht“

© Neidhardt

Seit 15 Jahren werden die künftigen Handwerksführungskräfte in Gunzenhausen mit dem nötigen Können und Wissen für ihre verantwortungs- und anspruchsvolle berufliche Tätigkeit ausgestattet. Im Beisein zahlreicher Vertreter des öffentlichen Lebens und ihrer Eltern und Lebenspartner erhielten  die Absolventen des „Jubiläumskurses“ der Meisterschule jetzt ihre Abschlusszeugnisse. 

Unter den 20 Abschlussschülern befand sich mit Nora Brandmüller aus Mainburg auch eine Dame, die wie ihre männlichen Kollegen nach bestandener theoretischer und praktischer Prüfung mit Stolz von Schulleiter Drotziger und Semesterleiter Stefan Dehm ihr Abschlusszeugnis in Empfang nehmen konnte. Präsente gab es für die Jungmeister, die bei den Abschlussprüfungen mit besonders guten Leistungen glänzten: Steffen Kosian (Gebsattel), Lukas Obergruber (Bechhofen), Alexander Geyer (Petersaurach) und Peter Frank (Nürnberg).

Der nun verabschiedete Meisterkurs sah wieder Teilnehmer aus ganz Bayern. Aus den hiesigen Raum dürfen ab sofort Fabian Bodenmüller (Hainsfarth), Bastian Meyer (Weißenburg) und Stefan Sauber (Auhausen) den Titel Schreinermeister führen. Sie haben wie die übrigen Absolventen nun die Kompetenz, einen Schreinerbetrieb selbstständig zu leiten oder eine Führungsposition in einer Schreinerei zu übernehmen. Dazu gehört es auch, den Berufsnachwuchs in der Zeit der Ausbildung mit sicherer Hand zu begleiten.

Zu dem Festakt in der Pausenhalle der Wirtschaftsschule hieß Schulleiter Drotziger unter anderen Rudolf Arlt, den Ehrenpräsidenten des bayerischen Schreinerhandwerks, willkommen, der damals maßgeblichen Einfluss nahm, dass die Meisterschule in Gunzenhausen eingerichtet wurde. Laut Drotziger können die Absolventen stolz auf das Erreichte sein. Der Schulleiter nahm in seinen Begrüßungsworten Bezug auf den Slogan „Born to be Schreiner“, mit dem der bayerische Fachverband derzeit um Nachwuchs wirbt. Diesen könnten die Absolventen mit dem Satz „Born to be Schreinermeister“ toppen. Sie hätten mit dem Meistertitel eine neue Hürde in ihrer beruflichen Karriere genommen, wozu Drotziger im Namen des Lehrerkollegiums herzlich gratulierte.

Dem Landkreis als Sachaufwandsträger der Schule, bei der Feier vertreten durch Landratsstellvertreter Robert Westphal, dankte der Schulleiter für die bereitgestellten Finanzmittel. Aktuell investiere der Kreis rund 2,5 Millionen in den Neubau einer Zimmererwerkstatt und einer Mensa an der Gunzenhäuser Schule.

„Der Landkreis ist stolz auf die Schule und was hier geleistet wird“, lobte Landratsvize Westphal das hohe Engagement der Lehrkräfte und des Schulleiters. Er versicherte, dass dem Landkreis der Fortentwicklung der Bildungseinrichtung auch künftig ein besonderes Augenmerk schenken wird. „Wir haben die Aufgabe, zum hiesigen Handwerk zu stehen, und wir tun es auch“, sagte er. Es sei wichtig,  die Handwerksbetriebe genauso wie die mittelständischen Unternehmen in der Region Altmühlfranken nach Kräften zu stärken, stellten sie doch einen unverzichtbaren Wirtschaftsfaktor dar.
Westphals Glückwünschen zur bestandenen Abschlussprüfung schloss sich seitens der Stadt Gunzenhausen Bürgermeister Karl-Heinz Fitz an. Er verwies in seinem Grußwort auf die am Sonntag zu Ende gegangene Messe Altmühlfranken in Gunzenhausen. Auf dieser „hervorragenden Leistungsschau“ habe sich auch das Handwerk in seiner Vielfalt und Kompetenz präsentiert und die Gelegenheit genutzt, um Nachwuchs zu werben. Viel Lob hatte Fitz für die in der Pausenhalle präsentierten Meisterprüfungsprojekte parat. Sie zeigten, was das Schreinerhandwerk zu leisten imstande sei. Der Rathauschef dankte neben der Schule den Ausbildungsbetrieben und Eltern für ihre Begleitung der Schüler auf dem Weg zum Meistertitel und dem Landkreis für sein finanzielles Engagement.

„Sie haben sich den schönsten Beruf ausgesucht, den es gibt“, schwärmte Peter Arlt vom Handwerk des Schreiners. Das Arbeiten mit dem Naturprodukt Holz ist für den Bezirksvorsitzenden des Fachverbands Schreiner mit anderen beruflichen Tätigkeiten nicht zu vergleichen. Ganz im Gegensatz zu so manchem Beruf sähen die Schreiner am Abend, was sie tagsüber geleistet haben – und könnten stolz darauf sein. Für Arlt ist das Handwerk das Rückgrat der Wirtschaft. Es stehe nach wie vor auf festem Boden und Arbeit sei reichlich vorhanden. Der Bezirksvorsitzende rief die Betriebe dazu auf, sich nach außen positiv darzustellen und zu zeigen, dass Qualität oberste Priorität hat.
Der erfolgreiche Abschluss der Meisterprüfung zählt für Heinrich Mosler zu den bedeutendsten Abschnitten im Leben eines Handwerkers. Der Präsident der mittelfränkischen Handwerkskammer machte in seiner Festrede darauf aufmerksam, dass mittlerweile 20 Prozent der Meister weiblich sind. Dies zeige die immer größere Bedeutung der Frauen im Handwerk. Um die Leistungen der weiblichen Kräfte öffentlich zu würdigen, werde auch heuer eine „Meisterfrau des Jahres“ gekürt.

Nicht begeistert ist der Handwerkskammer-Chef von der zunehmenden Akademisierung der Arbeitswelt. So seien 2013 erstmals mehr Studienanfänger als Lehrlinge registriert worden. Er verwies in diesem Zusammenhang die hervorragenden Möglichkeiten, die eine berufliche Ausbildung eröffnen kann: „Karriere kann man auch mit einer Lehre machen und nicht nur mit Abi und Studium.“ Die Gesellschaft benötige Akademiker, aber auch hervorragende Praktiker – Leute, die am Schreibtisch geborene Ideen in die Praxis umsetzen könnten.

Für Mosler darf am sogenannten Meistervorbehalt nicht gerüttelt werden. Wolle man bei der Jugendarbeitslosigkeit europaweites Vorzeigeland bleiben, dann müsse am Meistertitel genauso wie am dualen Ausbildungssystem festgehalten werden. Letzteres setze voraus, das sich Meister um
den Berufsnachwuchs kümmern. Die frischgebackenen Meister ermunterte er, ihren beruflichen und auch privaten Lebensweg mit Optimismus zu beschreiten.
Auf sehr humorvolle Art blickte zum Abschluss Meisterschüler Christian Karg auf die ereignisreichen eineinhalb Jahre an der Meisterschule zurück. Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung in eindrucksvoller Weise von Laura Link (Saxofon) und vom Musikleiter der Wirtschaftsschule, Mario Hendreich (Piano).
Krönender Abschluss der drei Semester Schulbesuch in der Altmühlstadt war die Anfertigung des Meisterstücks. Am Tag nach der Abschlussfeier hatte die interessierte Öffentlichkeit in der Pausenhalle der Wirtschaftsschule Gelegenheit, die Zeugnisse vollendeter Handwerkskunst zu besichtigen (Bericht folgt).
 

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