Der Tourismus steht und fällt mit der Gastronomie

2.2.2015, 11:00 Uhr
Der Tourismus steht und fällt mit der Gastronomie

© Shaw

Herr Hofer, wie haben Sie die ersten Wochen an Ihrem neuen Arbeitsplatz erlebt?

Dieter Hofer: Ich bin im vergangenen August in das Amt hineingeworfen worden, nachdem mein Vorgänger Roland Schermer bereits im Mai zum Bürgermeister in Walting gewählt worden war. Er konnte mich deshalb nicht mehr einarbeiten und ich musste mich selbst zurechtfinden, was aber gut geklappt hat. Wir haben hier ein super Team, das sehr eigenständig ist und mich gut an die Aufgaben herangeführt hat. Allerdings ist das Spektrum auch sehr breit. Eigentlich dachte ich, zwei Tage reichen, um einmal alle Akteure am See kennenzulernen. Am Ende habe ich aber eine Woche für die Runde gebraucht.

Was haben Sie vorgefunden?

Dieter Hofer:
Sehr gepflegte Anlagen, ein dichtes Wegenetz und maximal saubere Strände – außer wenn nachmittags die Wildgänse kommen und der Sandsauger gerade am anderen Ufer ist. Aber auch in die Jahre gekommene Kioske und Sanitäranlagen aus der Bauzeit der Seen ...

...an denen im vergangenen Jahr schon einiges geschehen ist, oder?

Dieter Hofer:
Stimmt. Wir haben den maroden Hafensteg in Pleinfeld zurückgebaut, den Hundestrand auf der Badeinsel Absberg auf den Weg gebracht und den dortigen Wohnmobilplatz erweitert und neu elektrifiziert. Außerdem wurden das Absberger Hafenkiosk renoviert und eine Dachterrasse für 50 Gäste geschaffen. Noch angedacht ist der Ausbau des Dachbodens für den Innenbetrieb. Der Kiosk wird damit wieder zu einer Vorzeigeeinrichtung.

Und die Wakeboardanlage – seit Jahren im Gespräch, nun endlich auf dem Weg?

Dieter Hofer:
Derzeit laufen parallel die artenschutzrechtliche Prüfung, die landschaftspflegerische Begleitplanung und die Ausschreibung. Das Interesse der Betreiber ist groß, ungeachtet eines Investitionvolumens von rund einer Million Euro. Das spricht für das Potenzial – nicht zuletzt wegen des großen Einzugsgebiets. Die beiden nächsten Wakeboardstrecken befinden sich im Oberpfälzer Seenland und im oberbayerischen Geisenfeld. Für die Absberger Anlage rechnen wir mit einer Inbetriebnahme 2016, spätestens 2017. Dazwischenkommen kann uns jetzt nur noch ein seltener Vogel. Die Bestandsaufnahmen lassen das aber bisher nicht vermuten.

Welche Pläne hat der Zweckverband für dieses Jahr?

Dieter Hofer:
Unser Fokus liegt derzeit noch auf der Badehalbinsel. Die anderen Bereiche werden aber nicht zu kurz kommen und nach und nach folgen. So hat der Campingplatz in Langlau schon 2014 einen neuen Betriebshof erhalten und wird heuer weiter ausgebaut.

Obwohl die Besucherzahlen rückläufig sind?

Dieter Hofer:
Genau deshalb. Das Camping verändert sich, allein schon weil die nachkommende Generation mit dem normalen Führerschein keinen Hänger mehr fahren darf. Der Trend geht weg vom reinen Camping, gefragt sind mehr Luxus und Komfort – zum Beispiel Fasshäuser und Blockhütten. Deshalb entstehen in Langlau bis Jahresende unter anderem größere Parzellen und ein drittes Sanitärgebäude. Das erste Sanitärgebäude wird voraussichtlich 2016 saniert und soll zusätzlich einen Wellnessbereich erhalten.

Das muss den Urlaubern aber auch bekannt gemacht werden, oder?

Dieter Hofer:
Dafür haben wir ein neues, einheitliches Design für unsere Broschüren, den Internetauftritt und die derzeit eher kunterbunte Beschilderung am See entwickelt. Auf der Badehalbinsel soll das Leitsystem schon zum Saisonstart im April die alten Schilder ersetzen. Wegen des Mindestlohns für die Parkwächter steigen allerdings auch die Parkgebühren von drei auf vier Euro am Tag.

Wie steht es mit der Aufwertung von Ramsberg?

Dieter Hofer:
Die ist bis zur Entscheidung über die geplante „maritime Meile“ auf Eis gelegt. Derzeit läuft das Wirtschaftslichkeitsgutachten und im März folgt der erste Workshop, sodass wir mit einem Ergebnis im Juli rechnen. Neben den geschätzten Baukosten in Höhe von 20 Millionen Euro, von denen der Zweckverband nach Abzug der Fördergelder etwa zweieinhalb Millionen tragen tragen müsste, sind aber die Unterhaltskosten entscheidend. Außerdem muss neben den geplanten Hausbooten und der Flaniermeile am Hafen auch im Ortskern etwas geboten sein, sonst funktioniert es nicht. Wir haben da viele Ideen – Cafés und Boutiquen oder auch eine schwimmende Sauna. Die maritime Meile ist klar gewollt, hängt nun aber an der Wirtschaftlichkeit.

Wie wollen Sie die dafür nötigen Gästezahlen erreichen?

Dieter Hofer:
Mit das wichtigste Ziel wird es in diesem Jahr sein, die Gastwirte am See zusammenzubringen und gleichzeitige Konkurrenzveranstaltungen abzustellen. Dafür gab es im Dezember bereits ein „Gastrogespräch“. Wir haben versucht, den Wirten zu verdeutlichen, dass der See allein kein Alleinstellungsmerkmal mehr ist und man mit Currywurst und Pommes auch niemanden mehr aus Nürnberg heraus lockt.

Wie denn dann?

Dieter Hofer:
Der Zweckverband kann Anreize schaffen, der Tourismus steht und fällt aber mit der Gastronomie. Die muss gut sein und auch außerhalb der Saison geöffnet haben. Wir haben deshalb vereinbart, dass künftig im Winter an jedem Wochenende pro Seeseite zumindest ein Lokal öffnet und eine kleine, aber hochwertige Karte anbietet. Trotzdem ist hier noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Es gilt, im Sommer das Geld zu verdienen, aber im Winter die Kunden zu binden. Was uns noch fehlt, sind außerdem Ideen für Schlechtwetter im Sommer. Da haben wir diverse Indoor-Aktivitäten auf der Liste, die sind aber noch nicht spruchreif.

Wohin geht die Reise im Seenland: Ausrichtung auf eine bestimmte Zielgruppe oder großer „Gemischtwarenladen“?

Dieter Hofer:
Der Brombachsee ist groß genug für Angebote für jedes Alter, von Kindern über Familien bis hin zu den „Best-Agers“. Kinder und Jugendliche sind aber als Gäste von morgen besonders wichtig. Unsere touristischen Hauptbereiche bleiben Sport, Baden und Natur, wobei der Zweckverband mit den immer kurzlebigeren Trends Schritt halten muss. Deshalb müssen wir die Vorzüge des Sees ausbauen.

Wenn wir zum Beispiel ein zusätzliches Hotel mit privatem Strand ins Gespräch bringen würden, könnten wir uns vor Anfragen nicht retten. Wir wollen aber das Alleinstellungsmerkmal der unverbauten Ufer nicht aufgeben. Das hebt uns von den oberbayerischen Seen ab. Stattdessen müssen wir wieder mehr Leben an den See ranholen. Die Grundlagen sind da, wir müssen sie nur nutzen und an einem Strang ziehen.

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