Deutliches Votum für das Kloster Heidenheim

29.5.2014, 13:00 Uhr
Deutliches Votum für das Kloster Heidenheim

© Patrick Shaw

Mehr als zwei Drittel der abgegebenen Stimmen sprachen sich mit ihrem „Nein“ für den Umbau des ehemaligen Klosters aus und somit für „eine Zukunft für Heidenheim“, so die freudestrahlende Susanne Feller-Köhnlein, denn die weitere Entwicklung der Gemeinde ist für die Bürgermeisterin eng verknüpft mit dem Projekt.

Auch der Vorsitzende des Zweckverbands Kloster Heidenheim, Dekan Klaus Kuhn, freute sich über das deutliche Bürgervotum und „das darin ausgedrückte Vertrauen“. 1348 der 1993 Wahlberechtigten in der Gemeinde, das sind 68 Prozent, folgten am Sonntag dem Ruf zu den Urnen. 928 von ihnen lehnten dabei einen Stopp des Klosterumbaus ab, nur 420 unterstützten mit ihrem Ja das Ansinnen der Gegner um die Gemeinderäte Reinhard Ebert, Gerhard Kühnel (Bürger für Bürger) und Rosina Naß-Huber (Bürgerblock).

Klar und deutlich stellten sich die Heidenheimer selbst hinter das Projekt. Dort wurden insgesamt 410 Neinstimmen – und wer am Sonntag Nein sagte, meinte Ja zum Kloster –gezählt, lediglich 80 Einwohner machten ihr Kreuz bei Ja. In Degersheim und Rohrach fanden sich bei 74 Klosterbefürwortern gar nur vier Gegner des Projekts. Und auch bei den Briefwählern war das Verhältnis deutlich, mit 271 gab es mehr als doppelt so viele Bürger, die den Klosterumbau befürworten, als solche, die ihn ablehnen (133).

In Hechlingen am See dagegen überwogen mit 141 Jastimmen (gegenüber 110 Neinstimmen) diejenigen, die befürchten, dass sich die Marktgemeinde mit dem Kloster finanziell übernimmt, und in Hohentrüdingen hielten sich Gegner (62) und Befürworter (63) die Waage.

Stimmungswandel in der Gemeinde

Den deutlichen Ausgang des Bür-ger-entscheids wertet Susanne Feller-Köhnlein als Zeichen, dass sich in Heidenheim ein „Stimmungswandel vollzogen hat“. Die Menschen hätten sich mit ihrem Votum „nicht nur zum Kloster bekannt“, es gebe in Heidenheim mittlerweile ein neues Gemeinschaftsgefühl. Noch nie sei es so deutlich gewesen, dass die Menschen das Klosterprojekt tatsächlich wollen. 

Für Dekan Kuhn hat am Sonntag „nicht nur das Kloster, sondern auch die Marktgemeinde insgesamt“ gewonnen. Mit ihrer Stimmabgabe hätten sich viele Menschen mit dem historischen Gebäude und seiner künftigen Nutzung „identifiziert und so das Projekt zu ihrer Sache gemacht“. Auch er geht davon aus, dass die vielen Diskussionen im Vorfeld „die Menschen näher zusammengebracht und für eine Aufbruchstimmung gesorgt“ haben. Die Weichen für eine „gute Zukunft“ der Marktgemeinde und der Hahnenkammregion seien nun gestellt.

Geholfen hat diesmal sicher, dass sich mit der „Bürgerinitiative pro Kloster Heidenheim“ ein Unterstützerkreis gefunden hatte, der im Vorfeld des Bürgerentscheids kräftig die Werbetrommel rührte und manche von den Gegnern in den Raum gestellte Zahl wieder geraderückte. Für diesen Einsatz zeigten sich sowohl die Bürgermeisterin als auch der Dekan dankbar. Die Mitglieder der Bürgerinitiative haben laut Kuhn das Klosterprojekt „mit viel Zeitaufwand, Gesprächen und kreativen Ideen“ ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Von Ergebnis nicht überrascht

„Nicht überrascht“ wurden die Initiatoren des Bürgerentscheids nach Worten von Reinhard Ebert von dessen Ausgang. Ein Drittel, so der Gemeinderat gegenüber dem Altmühl-Boten, entspräche etwa ihrer internen Schätzung. Dennoch sei das Bürgerbegehren ein Erfolg, denn zum einen habe man die ganz große Planung auf den ersten und damit einen überschaubaren Bauabschnitt limitieren können. Zum anderen gehen Ebert und seine Mitstreiter davon aus, dass bei einem Projekt dieser Dimension die Einbeziehung des Bürgerwillens ein demokratisch notwendiger Akt ist.

Jetzt, so Ebert, seien die Klosterbefürworter gefordert. Sie müssten nun das Projekt umsetzen und zeigen, dass es funktioniert. „Wir würden uns sehr freuen“, erklärte der Heidenheimer, wenn die Prognosen der Befürworter eintreffen würden.

Vor wenigen Tagen hat der bayerische Landtag im Nachtragshaushaltsgesetz die Eckpunkte des Erbbaurechtsvertrags sowie die Höhe der Investitionskosten beschlossen. Der Vertrag wird derzeit von der Landeskirche geprüft. Sobald die kirchenaufsichtliche Genehmigung erteilt ist, kann das Papier als Grundlage des weiteren Handelns in Heidenheim unterzeichnet werden. Das soll nach Worten Kuhns „noch vor der Sommerpause“ passieren.

Parallel dazu finden die abschließenden Verhandlungen mit den Zuschussgebern statt. Von den Gesamtkosten von rund 10,4 Millionen Euro, so die derzeitigen Schätzungen, muss der Zweckverband rund zehn Prozent selbst tragen, das entspricht etwa einer Millionen Euro. Zunächst allerdings soll der erste Bauabschnitt mit Kosten in Höhe von rund 4,5 Milli-onen Euro verwirklicht werden. Mit dem Bau könnte, erläutert Kuhn den Zeitplan, im Oktober nächsten Jahres begonnen werden.

Der neuerliche Bürgerentscheid – das Kloster war in früheren Jahren bereits zweimal Thema einer Bürgerbefragung – ist für ein Jahr rechtlich bindend. Susanne Feller-Köhnlein kann sich allerdings nicht vorstellen, dass die Klostergegner danach einen neuen Anlauf starten, das Projekt zu verhindern. Um hier aber auf der sicheren Seite zu sein, sei es wichtig, dass nun Nägel mit Köpfen gemacht werden.

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