Dieter Paus ist der SPD seit 50 Jahren treu

23.10.2016, 19:02 Uhr
Dieter Paus ist der SPD seit 50 Jahren treu

© Sven Graf

Stegner, der auch Landesvorsitzender der schleswig-holsteinischen SPD ist und in Kiel die SPD-Landtagsfraktion führt, wurde zunächst von der Stadt Oettingen im Rathaus empfangen. Bürgermeisterin Petra Wagner (CSU) begrüßte den prominenten Gast aus dem Norden mit herzlichen Worten. Stegner erinnerte daran, dass die damaligen Akteure der ersten bekannten und im Amts- und Anzeigenblatt belegten öffentlichen Versammlung der Sozialdemokraten in Oettingen vom 22. Februar 1891 sicher nicht offiziell empfangen wurden. Kurz nach Aufhebung des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, das von 1878 bis 1890 galt, wäre das undenkbar gewesen.

Nach dem Eintrag des stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden in das Goldene Buch der Stadt begann die eigentliche Feier im Kinosaal der „Goldenen Gans“. Der Bezirksvorsitzende der Schwaben-SPD und Landtagsabgeordnete Linus Förster erinnerte in seinem Grußwort an den ge- schichtlichen Hintergrund der SPD und deren Widerstand gegen das Ermächtigungsgesetz zu Beginn der Nazi-Diktatur. Der Alerheimer Bürgermeister und frisch nominierte Bundestagskandidat Christoph Schmid gratulierte mit sehr persönlichen Worten dem Ehrengast Dieter Paus. Dieser habe als „rheinische Frohnatur“ authentisch und stets fachkundig Politik praktiziert und vermittelt.

Die Laudatio auf Altbürgermeister Dieter Paus für 50 Jahre SPD-Mitgliedschaft hielt die langjährige Unterbezirks- und Ortsvereinsvorsitzende Ursula Straka. Sehr persönlich und kurzweilig zeigte sie die politischen Erfolge und Verdienste von Paus auf, der für die politischen Mitbewerber völlig überraschend 1991 das Bürgermeisteramt in Oettingen für die SPD errang und bis 2008 inne hatte. Paus sei Bürgermeister mit Leib und Seele und 24 Stunden am Tag im Dienst gewesen. Als enthusiastischer Wahlkämpfer sei ihm keine Wahlversammlung zu viel gewesen. Sichtlich gerührt nahm der Altbürgermeister die Urkunde für seine 50 Jahre in der SPD von Ralf Stegner entgegen. Mit tosendem Applaus und Standing Ovations würdigten die Besucher Paus’ Engagement.

Die mit Spannung erwartete Rede Ralf Stegners erfüllte alle Erwartungen des SPD-Ortsvereins. Sie war kämpferisch und mit rhetorischen Spitzen gespickt. Nach einem kurzen Abstecher in die Geschichte der SPD, bei der Stegner darauf hinwies, dass die SPD die älteste Partei Deutschlands ist und keine andere Partei in naher Zukunft auch nur annährend ein 125-jähriges Jubiläum wie in Oettingen feiern könne, zeigte er auf, wie die Grundwerte der SPD — Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität — beispielsweise in der Bildungs-, Arbeits-, Wirtschafts-, Renten-, Familien- und Gesundheitspolitik weiter umge- setzt werden müssten. Da mit plötzlich neuen Rohstoffvorkommen in Deutschland nicht zu rechnen sei, sei Bildung fast der einzige Rohstoff, den das Land habe. Auch deshalb dürfe das Portemonnaie der Eltern nicht über die Bildungschancen der Kinder entscheiden. Konkret heiße das beitragsfreier Zugang zu Bildung vom Kindergarten bis zum Studium.

Das Kürzel „AfD“ stehe laut Stegner für „Arbeitslosigkeit für Deutschland“. Die AfD wolle Grenzen dicht, Mauern hochziehen und den Euro abschaffen. Das Programm der AfD wäre eine Katastrophe für Deutschland, weil Deutschland als langjähriger Exportweltmeister seinen wirt- schaftlichen Wohlstand vor allem dem Export verdanke. Die Umsetzung des AfD-Programms würde in Deutschland zu Massenarbeitslosigkeit führen, warnte Stegner.

Großen Applaus erntete er auch für seine Aussagen zur Flüchtlingspoli- tik. Die Menschen, die vor Krieg und Not ihre Heimat verlassen müssten, setzten heute ihre Hoffnungen auf Deutschland. Er könne die Menschen in Syrien, dem Irak oder Afghanistan verstehen, die sich nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten aufmachten: „Etwas Besseres als den Tod findest du überall.“ Deutsche und europäische Politik müsse es sein, Fluchtursachen zu bekämpfen, statt über Obergrenzen für Flüchtlinge zu debattieren. Auch müsse Schluss mit Waffenexporten in Spannungsgebiete sein.

Zum Abschluss rief Ralf Stegner den Anwesenden ein „Gemeinsam sind wir stark“ zu und dankte für das politische Engagement vor Ort. Das Ehrenamt sei viel Amt und meistens wenig Ehre. Dabei werde häufig übersehen, dass politische Arbeit wichtige Demokratiearbeit vor Ort sei und damit unerlässliche Stütze der Demo- kratie. Seine Rede schloss der stellvertretende Parteivorsitzende mit dem Hinweis, dass er sich freuen würde, wenn in Oettingen die SPD bald wieder den Bürgermeister stellen würde.

 

Keine Kommentare