Söder macht Weg frei fürs Kloster-Projekt Heidenheim

22.5.2015, 07:00 Uhr
Söder macht Weg frei fürs Kloster-Projekt Heidenheim

© Eisenbrand

Rückblende: Im Jahr 2004 beabsichtigte die Staatsregierung, das geschichtsträchtige Kloster Heidenheim – im 8. Jahrhundert die Keimzelle der Christianisierung in Franken – per Internet-Annonce zu verkaufen.
Das war der Beginn eines langen Kampfes „mit vielen Höhen und Tiefen“ (Wägemann), mit einem deutlich gewonnenen Bürgerentscheid, mehreren scheinbaren Durchbrüchen und prompt folgenden Rückschlägen – und schließlich mit einem Happy End: Beim Rechtsakt der sogenannten „Besitzeinweisung“ übergab Söder gestern symbolisch die Klosterschlüssel in Form eines Brotes an Kuhn, der jetzt als Vorsitzender des eigens gegründeten Zweckverbands mit der Realisierung seines Konzepts loslegen und das Kloster in eine moderne Begegnungs-, Bildungs- und Dokumentationsstätte umbauen kann. Geschätzte Kosten: rund 10,6 Millionen Euro, von denen der Freistaat die Hälfte schultert.

„Das ist ein großer, erfreulicher Tag für die Region“, freute sich auch Wägemann, der seit „meinen Tagen als junger Abgeordneter“ daran mitwirkte, das Kloster als spirituellen Ort zu erhalten. Oft sei er sich dabei „vorgekommen wie in einer Achterbahn“, sagte der CSU-Politiker, was dem Dekan prompt einen Stoßseufzer auf gut Fränkisch entlockte: „Iich aa!“.

Wägemann erinnerte daran, dass er in jenen Jahren drei Finanzminister, drei Regionalbischöfe und zwei Heidenheimer Bürgermeister erlebt habe – allein Kuhn sei eine Konstante geblieben. Er sei Söder „unendlich dankbar“ dafür, dass der in einer entscheidenden Sitzung letztlich ein ministerielles Machtwort gesprochen habe: „Er hat zu einem Mitarbeiter gesagt: Wir wollen das, Sie machen das, und Sie finden eine Lösung!“ Ohne diese klare Ansage, ist Wägemann überzeugt, „wäre es nicht gegangen“.

Der so Gelobte bekannte zunächst, dass es für ihn, nach einer ganzen Woche in München, eine „besondere Freude ist, wieder in Franken zu sein“.  Sein Engagement für den Heidenheimer Klosterbau begründete der nach eigenen Worten „gläubige protestantische Christ“ damit, dass es dabei „nicht um irgendeine Immobilie“ gehe, sondern „um etwas ganz Besonderes, das man nicht einfach so verkaufen kann“. Zumal dann „irgendeine profane Nutzung droht, als Disco, Supermarkt oder Heimat einer anderen Glaubensrichtung“.

Das schwierigste Problem des Projekts Heidenheim sei seine finanzielle Tragfähigkeit gewesen, sagte Söder. Zwar seien alle Beteiligten stets vom Konzept begeistert gewesen, beim Geld habe man aber gern auf die anderen gezeigt und von denen mehr Engagement erbeten: „Auch die Landeskirche hat ja lange mit sich gerungen.“

Er selbst finde den Zweck des Klosters „spannend“ – nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch ganz aktuell. „Viele Menschen sind gerade heute auf Sinnsuche“, deshalb sei Missionsarbeit auch derzeit aktuell, zumal die christliche Kirche die „modernste Botschaft unserer Zeit“ zu bieten habe: „Nicht nur der Schönste, Beste und Reichste hat eine Chance, sondern jeder Mensch. Und man kann immer bereuen und umkehren – und sich neu orientieren.“ Diese Botschaft an diesem Platz, also im Kloster Heidenheim, zu verkünden, das sei „sensationell“, schwärmte Söder.

Deshalb habe man also „alles Geld zusammengesammelt“, und wenn man das Klosterprojekt gut angehe, könne man gleich dreierlei erreichen: „den Glauben und die Region stärken – und eine alte Tradition bewahren“.

Regionalbischöfin Gisela Bornowski machte aus ihrer Freude, dass es nun „endlich losgehen kann“, ebenfalls keinen Hehl. Für sie ist es wichtig, „dass das Kloster Heidenheim ein zutiefst spiritueller Ort bleibt“, und dass an diesem „durchbeteten, heiligen Raum“ die Menschen „weiterhin Gott begegnen können“. In einem verlesenen Grußwort nannte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke den abgeschlossenen Erbbaurechtsvertrag mit dem Freistaat „erfreulich, da er Klarheit für die Zukunft schafft“. Er gratulierte dem Freistaat zu dieser Entscheidung, weil der damit zeige, „dass für ihn die christliche Prägung Bayerns nicht wertlos“ sei, sondern er sie als „inneren Stabilitätsanker der Gesellschaft fördert“.

Dekan Klaus Kuhn schien auch am Ende der etwa einstündigen Zeremonie sein Glück noch immer nicht so recht fassen zu können: Er sei „immer noch im Rotationsmodus und noch gar nicht richtig runtergekommen“, sagte er im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Die Besitzeinweisung sei „ein wichtiger Schritt, aber die nächsten Schritte stehen ja schon an“. Es müsse geplant, Zuschüsse müssten beantragt werden,  um die Finanzierung zu sichern – und noch heuer solle mit dem Bau des ersten Abschnitts am Westflügel begonnen werden. Dort sollen bis 2017 eine Tourist-Information, ein Pilgerbüro, ein Klosterladen und Veranstaltungsräume samt Ausstellungsflächen entstehen. Kuhns Kampf, so hat es den Anschein, geht weiter.

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