Ein junger Niederbayer sorgt für Verblüffung

29.1.2015, 13:00 Uhr
Ein junger Niederbayer sorgt für Verblüffung

© Uli Gruber

Eine Erkenntnis, die in vielfältiger Weise wohl auch Mentalist David Mitterer geschickt für seine Zwecke zu nutzen weiß. Im Rahmen der aktuellen Show „Veritas“ offenbarte der sympathische Niederbayer dem erwartungsvollen Publikum im Drittelsaal der Stadthalle absolut Verblüffendes und Verwirrendes.

Der eher noch jugendlich wirkende 28-Jährige präsentiert sich in der Altmühlstadt vom ersten Kontakt an als erfrischend unkonventioneller Zeitgenosse. Sein ziemlich außergewöhnliches Repertoire beinhalte eine wohldosierte Mischung aus Psychologie, Hypnose, Zauberkunst und dem Lesen von Körpersprache, lässt Mitterer ohne Umschweife wissen. Keineswegs nur einer Laune entspringend, habe er „Veritas“, die Göttin der Wahrheit, ganz bewusst als Patronin für seine Message gewählt. Reichlich profanes „Abrakadabra“ und abgedroschene Zylindertricks aus dem Wühltisch des Genres würden dem Anspruch des Programms sicher nicht gerecht werden.

Im Gegenteil: Der aus Simbach am Inn stammende Professional versteht sich als durchaus spektakulärer Vertreter seiner Zunft. Es liegt ihm viel daran, nicht mit übersinnlichem Schnickschnack und verklärender Esoterik in Verbindung gebracht zu werden. Nein, Mitterer plaudert mit den Menschen, gibt ihnen Tipps und vermittelt in keiner Sequenz den Eindruck, als lebe er in einer anderen Welt. Seine Magie besteht darin, sich im wahrsten Sinn des Wortes in die Psyche seiner Klientel hineinzuversetzen. Der Entertainer beobachtet genau, zieht Rückschlüsse aus den Reaktionen seiner „Opfer“ und landet mit abenteuerlichen Prognosen meist punktgenau im Ziel. Im Übrigen würden genau diese Mechanismen auch in omnipräsenten Werbekampagnen Anwendung finden, erläutert der Genius.

David Mitterer ist ein Meister der Suggestion, kann scheinbar Gedanken lesen und überlässt nichts dem Zufall. Ist er nun Scharlatan, Mentalist oder doch Lügner? Ein bisschen von allem, sonst könnte er nicht jenes Mysterium im Saal erzeugen, von dem eine derartige Bühnenpräsentation lebt. Er bleibt ungemein locker, garniert seine Show mit feinem Humor und Eloquenz. Der Protagonist gibt sich wohlerzogen, gebildet und mit dem sprichwörtlichen Gespür für die Situation. Flexibel und schlagfertig pflegt er die Konversation mit den Gästen in den ersten Reihen. Nicht nur, aber vor allem bei den Frauen kommt sein Charme bestens an. Ob es Zufall ist, dass der Künstler für die Hypnose-Einlage auf der Bühne zwei Damen holt?

Egal, die subjektive Wahrnehmung verschwimmt bei dieser faszinierenden „Nummer“ ohnehin. Erstaunlich, wie er mit sonorer Stimme und eindringlichen Worten im Handumdrehen die Macht über die Körper von Margit und Michelle gewinnt. „Kaum zu glauben “, ist von den Stadthallenbesuchern häufig zu hören. Und dennoch: Mit einem Schnipser kann der Mentalist Arme, Beine und Hände seiner beiden „Probandinnen“ nach Belieben schier unverrückbar fixieren oder wieder lösen. Wer denkt, das Prozedere sei ein perfider Schwindel, Humbug oder die Versuchskaninchen seien gar in die Materie eingeweiht, sieht sich getäuscht. Das Duo versichert, exakt das von den Zusehern Registrierte gefühlt und erlebt zu haben.

Jene Form der mentalen Beeinflussung kann offensichtlich auf die Anatomie übertragen werden. Unerklärliches als Gruppenphänomen – ein kollektiver Trancezustand zu sphärischer Musik verstärkt den Eindruck noch. Auch wenn nicht alle Gunzenhäuser in der tiefenentspannten „Dämmerstunde“ verharren. Der Kopf ist ausschlaggebend, verrät der joviale Magier. Wer hätte das wohl gedacht?! Keine Frage, für ungläubige Blicke, Raunen und spontanen Applaus sorgen des Weiteren eine Reverenz an „Pionier“ Uri Geller mit in wundersamer Manier verbogenen Gabeln sowie ein Spielkartenexperiment des gehobenen Niveaus. Wesentlich rustikaler gestaltet sich das „Fakir-Fake“, die mit Hammerschlägen vorgenommene Platzierung eines überdimensionalen Nagels in Mitterers Geruchsorgan.

Dessen Erklärungen zu der teilweise martialischen Performance sind ein Kapitel für sich. Um die Göttin „Veritas“ nicht zu kompromittieren, bedarf es grundsätzlich der Verpflichtung zur Wahrheit. „Natürlich kann ich nicht immer ehrlich sein“, schiebt Mitterer mit einem Augenzwinkern nach. Dem Publikum gefällt die unterhaltsame Mixtur. Kein Wunder, dass bereits während der Pause und nach der Vorstellung fantasievollen Spekulationen keine Grenzen gesetzt sind. Den Fängen des Mentalists kann sich kaum jemand entziehen. Selbst die „Reise nach Jerusalem“ entwickelt sich zu einem entwaffnenden Blick in die Abgründe der Seele. Und am Ende verkündet David Mitterer auch noch die bis dahin verborgene Wahrheit des Abends: „Veritas – eine mentale Show aus Gunzenhausen!“

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